CORONA-HERBST

Verlässliche Perspektiven für den Tourismus

Die Corona-Pandemie hat im Thüringer Gastgewerbe tiefe Spuren hinterlassen. Neben den Einschnitten bei Umsatz und Beschäftigung, hat sich auch die Finanzlage in den touristischen Betrieben erheblich verschlechtert. Die Politik sei gefordert wie nie, diese Negativspirale zu stoppen, sagt IHK-Tourismusexpertin Sabrina Sobek. Jetzt müssten vor allem Planungssicherheit und verlässliche Perspektiven für Unternehmen und Gäste für den Corona-Herbst geschaffen werden. Sie fordert klare, einheitliche und nachvollziehbare Regelungen. Schließungen müssten vermieden werden.

Umsatzrückgang und Liquiditätsengpässe treffen auf steigende Energie- und Rohstoffpreise

Laut Thüringer Landesamt für Statistik brach der Umsatz im Gastgewerbe des Freistaates 2020 im Vergleich zu 2019 um 35 Prozent ein. 2021 konnte sich die Branche nicht erholen. Der Umsatz ging nochmals um 0,9 Prozent zurück. Im Jahr 2020 sind auch die Übernachtungszahlen (ohne Camping) in Ostthüringen im Vergleich zu 2019 um 36 Prozent eingebrochen. Auch im Folgejahr konnten die Anbieter von der steigenden Nachfrage beim Inlandstourismus nicht profitieren. Es gab lediglich einen leichten Anstieg von zwei Prozent. Nach einer aktuellen IHK-Umfrage verzeichnen fast 60 Prozent der Ostthüringer Betriebe neben den Einschnitten bei Umsatz und Beschäftigung auch Eigenkapitalrückgänge. 23 Prozent der Betriebe berichten von Liquiditätsengpässen. Die aktuell größten Herausforderungen sind jedoch die Energie- und Rohstoffpreise (90 Prozent), die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (74 Prozent) sowie der Fachkräftemangel (48 Prozent).

Mit Blick auf den zu erwartenden Corona-Herbst brauchen wir jetzt vor allem Planungssicherheit und verlässliche Perspektiven.

Sabrina Sobek, IHK-Tourismusexpertin

Planungssicherheit für den Corona-Herbst

„Gäste sind aktuell in ihren Planungen für die Herbst- und Wintersaison noch sehr zurückhaltend und die Auftragsbücher der Gaststätten und Hotels nur mäßig gefüllt“, sagt IHK-Tourismusexpertin Sabrina Sobek. „Mit Blick auf den zu erwartenden Corona-Herbst brauchen wir jetzt vor allem Planungssicherheit und verlässliche Perspektiven. Wichtig ist, Schließungen zu vermeiden und keine unterschiedlichen und nicht nachvollziehbaren Regelungen zu treffen“, so die Erwartungen der IHK an die Politik, die gefordert sei wie noch nie.

Modernisierte Ausbildung und vereinfachte Zuwanderung

Auch der Fach- und insbesondere der Arbeitskräfteentwicklung müsse wirksam entgegengewirkt werden. „Die Branche hat in den letzten zwei Jahren viele Mitarbeiter verloren und wir brauchen eine modernisierte Ausbildung.“ Die Weichen seien mit der Novellierung der HOGA-Berufe und der neuen Fachpraktiker-Ausbildung gestellt. Das müsse in den Betrieben nun auch umgesetzt werden (Mehr dazu: “Modernere Ausbildung in Gastronomie und Hotellerie”, “Neue Chancen in der Gastronomie für Menschen mit Behinderungen”).
„Außerdem braucht die Branche dringend beschleunigte und erleichterte Prozesse und Verfahren bei der Zuwanderung von Arbeitskräften“, bringt sie eine weitere Forderung der Unternehmen auf den Punkt. Wichtiges Thema beim letzten Treffen des IHK-Tourismusausschusses war, die Branche auf dem Arbeitsmarkt attraktiver zu machen. In diesem Zusammenhang müsse auch über Lohnsteuererleichterungen für Arbeitszeiten an Wochenenden, Feiertagen sowie in den Abendstunden nachgedacht werden, so die Unternehmer.

Bürokratie auf den Prüfstand

Bürokratische Hürden und Regelungen gilt es, auf den Prüfstand zu stellen. „Insbesondere aufwendige Arbeitszeitdokumentationen sowie Dokumentationen im Zusammenhang mit der Lebensmittelhygiene sind zu evaluieren“, sagt Sabrina Sobek. „Längst überfällig ist auch die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und damit die Möglichkeit eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zuzulassen analog der Europäischen Arbeitszeitrichtlinie.“ Es gehe nicht um mehr Arbeit für den Mitarbeiter, sondern um eine flexiblere Verteilung in der Woche.
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