Hilfe beim Ankommen
Berechnungen der Industrie- und Handelskammern haben ergeben, dass der Wirtschaft in Baden-Württemberg zwischen 2022 und 2035 durchschnittlich pro Jahr mehr als 397.000 Fachkräfte fehlen werden. Eine Möglichkeit, diese Lücke zu schließen, ist die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Damit diese Integration gelingt, gibt es für kleine und mittlere Unternehmen sowie für internationale Arbeitssuchende Hilfe von den Welcome Centern in Baden-Württemberg. Der Kammerbezirk der IHK Südlicher Oberrhein hat seit 1. Mai 2023 nun auch eine solche Anlaufstelle.
Das Welcome Center Südlicher Oberrhein ist ein Gemeinschaftsprojekt von IHK Südlicher Oberrhein und Handwerkskammer Freiburg, gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg. Entsprechend gemeinsam funktioniert auch die Infrastruktur: Die Räumlichkeiten für die drei Teammitglieder Justyna Gawron, Sophie Figueredo-Hardy und Olga Kuchendaeva stellt die Handwerkskammer in ihrem Sitz in der Bismarckallee in der Freiburger Innenstadt. Alles, was IT und Digitales betrifft, kommt von der Industrie- und Handelskammer ein paar Häuser weiter. „Das funktioniert reibungslos“, sagt Sunay Gün, der das Team Fachkräftesicherung der IHK Südlicher Oberrhein leitet, zu dem das Welcome Center auf Seiten der IHK gehört.
„Ich weiß, wie die Menschen sich fühlen.“
Und so unkompliziert soll auch die Hilfe sein, die die Mitarbeiterinnen des Welcome Centers den IHK- und HWK-Mitgliedsbetrieben sowie den an Arbeit in der Region interessierten Fachkräften in Form von Beratungen und Veranstaltungen bieten. Gün: „Das Angebot ist kostenfrei, die Anzahl der Unterstützungsstunden ist nicht limitiert.“ Anders sei es auch nicht möglich, ergänzt Olga Kuchendaeva: „Bis eine Fachkraft wirklich einreist, kann es Monate dauern. Hinzu kommt die spätere Integration der Familien, die dann im besten Fall nachkommen.“ Dabei ist das Welcome Center eine Verweisberatungsstelle, sozusagen die Schnittstelle zwischen denen, die einstellen oder arbeiten wollen und den Stolpersteinen, die dazwischenstehen. „Die Verfahren sind eben sehr bürokratisch, da unterstützen wir ganz stark“, sagt die studierte Islam- und Kulturwissenschaftlerin Justyna Gawron. Bei den Unternehmen liegt die Hauptzielgruppe bei kleinen und mittelständischen Betrieben, erklärt Sophie Figueredo-Hardy: „Diese Firmen haben meist nur eine sehr kleine Personalabteilung, die haben gar nicht die Kapazitäten, sich mit den komplizierten Regeln der Einwanderung vertieft auseinanderzusetzen.
Das Team des Welcome Centers Südlicher Oberrhein (von links): Justyna Gawron, Sophie Figueredo-Hardy und Olga Kuchendaeva.
© Michael Bode/IHK SO
Figueredo-Hardy spricht aus Erfahrung. Der Ehemann der gebürtigen Engländerin und promovierten Sprachwissenschaftlerin ist aus Kuba eingereist. „Ich weiß, wie die Menschen sich fühlen.“ Kuchendaeva hat die Einwanderung selbst durchlebt. „Ich bin in Russland geboren und nach dem Studium nach Deutschland gekommen. Ich fand das Prozedere selbst sehr schwierig, das war schon ein steiniger Weg.“ Beide begrüßen, dass bei der Beratung des Welcome Centers auch soziale Aspekte eine Rolle spielen. So gehört zu den Aufgaben der drei Beraterinnen eben auch die Unterstützung der Familien der Fachkräfte. „Es ist wichtig, dass die Familie ebenfalls einreist“, sagt Kuchendaeva. „Ohne Familie ist man nie ganz angekommen.“ Figueredo-Hardy nickt. „Menschen, die hier aufgewachsen sind, unterschätzen die Bedeutung der sozialen Integration.“ Auch deshalb wird es für die Betriebe nicht nur Informationsveranstaltungen mit Blick auf die Formalitäten geben. Gawron: „Es ist eben auch eine Frage der Unternehmenskultur, ob eine Fachkraft aus dem Ausland wirklich ankommt und bleibt oder eben nicht.“
Direkter Kontakt zum Team des Welcome-Centers:
Sophie Figueredo-Hardy, 0761 3858 198,Sophie.Figueredo-Hardy@freiburg.ihk.de
Olga Kuchendaeva, 0761 3858 197,Olga.Kuchendaeva@freiburg.ihk.de
Justyna Gawron, 0761 3858 199,Justyna.Gawron@freiburg.ihk.de