23.05.2024

Konjunkturumfrage: Keine durchgreifende Stimmungsumkehr erkennbar

Tristesse statt Frühjahrsbelebung lautet das Fazit der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt. Die Lageeinschätzung bleibt auf einem niedrigen Niveau, und auch der Blick auf die kommenden Monate ist überwiegend negativ. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 haben sich die Erwartungswerte jedoch etwas verbessert, was zu einem Anstieg des Konjunkturklimaindikators um neun Punkte auf nunmehr 82 Punkte führte – immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 105 Punkten.
Die aktuelle Konjunkturlage spiegelt fortwährende Herausforderungen für die Unternehmen in Thüringen wider. Trotz einer leichten Verbesserung bleibt der Konjunkturklimaindikator mit 82 Punkten weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 105 Punkten. Der leichte Anstieg ist noch kein Zeichen der Erholung, sondern auf die Anpassungsfähigkeit und Resilienz der Unternehmen zurückzuführen. Die wirtschaftliche Lage in Thüringen bleibt angespannt, und eine Kehrtwende ist noch nicht erreicht.
Die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage zeigen eine Verschlechterung der Stimmungslage unter den Unternehmen: Zu Jahresbeginn bezeichneten 23 Prozent der Unternehmen ihre Situation als gut, aktuell sind es nur noch 18 Prozent. Zudem ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht einschätzen, von 32 Prozent zu Beginn des Jahres auf 36 Prozent gestiegen, was die anhaltenden Herausforderungen unterstreicht. Gleichzeitig gibt es einen positiven Trend in den Zukunftserwartungen: Der Anteil der Unternehmen, die eine ungünstige Entwicklung erwarten, ist von 49 auf 31 Prozent gesunken. Dies zeigt, dass trotz der schwierigen aktuellen Lage eine vorsichtige Hoffnung auf Besserung besteht.
„Die leichte Verbesserung im Konjunkturklimaindex ist ein Ausdruck der Resilienz unserer Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren als krisenerprobt erwiesen haben. Mit Sorge blicke ich weiterhin auf die fehlenden Investitionsabsichten der Unternehmen. Solange die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unzureichend sind, hohe Energie-, Betriebs- und Arbeitskosten sowie Bürokratie die Unternehmen belasten, wird eine Erholung der Wettbewerbsfähigkeit nur schwerlich erfolgen. Die Unternehmen benötigen mehr Beinfreiheit, weniger Bürokratie und klare wirtschaftspolitische Signale, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen“, erklärt Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt.
Wesentliche Faktoren, die zur aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit beitragen, sind die gedämpften Erwartungen bei Investitionen und Beschäftigung. Nur 11 Prozent der Unternehmen planen eine Ausweitung der Investitionen, während 55 Prozent ihre Investitionen reduzieren oder gar keine Investitionen tätigen wollen. Die Unternehmen finden derzeit keine Rahmenbedingungen vor, die es ihnen erlauben, die für ihre Wettbewerbsfähigkeit und die anstehenden Transformationsprozesse dringend notwendigen Investitionen anzugehen. Auch im Bereich der Beschäftigung zeigt sich eine zurückhaltende Haltung: Der Anteil der Unternehmen, die über Stellenkürzungen nachdenken, ist von 16 Prozent im Frühjahr 2023 auf nun 24 Prozent gestiegen.
Zu den größten Risikofaktoren zählen nach wie vor die hohen Beschaffungskosten sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel. Trotz zuletzt gesunkener Beschaffungskosten sehen 67 Prozent der Befragten die Preise für Energie und Rohstoffe als erhebliches Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Der Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die steigenden Arbeitskosten werden ebenfalls von 60 Prozent der Unternehmen als große Herausforderungen genannt.
Ein Blick auf die verschiedenen Branchen zeigt eine durchweg angespannte Lage. Besonders betroffen sind die Industrie, das Baugewerbe und der Einzelhandel, während der Dienstleistungssektor etwas besser abschneidet. Die Industrie leidet unter rückläufigen Aufträgen und sinkenden Erträgen, der Einzelhandel kämpft mit einer schwachen Inlandsnachfrage, und das Baugewerbe wird durch hohe Kosten und Zinsen belastet.

Weitere Informationen und die ausführlichen Ergebnisse finden Sie auf der Website.
Informationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 25. März und dem 26. April 2024 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 36 Prozent.