Konjunktur

Konjunktur im IHK-Bezirk

Keine durchgreifende Stimmungsumkehr erkennbar

Tristesse statt Frühjahrsbelebung lautet das Fazit der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Erfurt. Die Lageeinschätzung bewegt sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau und auch der Blick auf die nächsten Monate bleibt insgesamt negativ. Im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 haben sich die Erwartungswerte jedoch etwas verbessert. Demzufolge steigt der Konjunkturklimaindikator, in dessen Berechnung die Beurteilung der aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate einfließen, um neun Punkte. Er steht nun bei 82 Punkten – immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 105 Punkten.
Index
Eine schwache Inlandsnachfrage, Zurückhaltung bei den Verbrauchern und damit verbundene Ertragseinbußen kennzeichnen die aktuelle Lage. Branchenübergreifend bezeichnen nur noch 18 Prozent der Befragten ihre derzeitige Situation als gut (Jahresbeginn 2024: 23 Prozent). 36 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Lage als schlecht (Jahresbeginn 2024: 32 Prozent).  Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt ebenfalls getrübt. Allerdings ist die Erwartungshaltung nicht mehr so negativ wie noch am Jahresanfang. Der Anteil derjenigen Unternehmen, die von einer eher ungünstigeren Entwicklung ausgehen, nimmt von 49 auf 31 Prozent ab. Auf der anderen Seite wird eine bessere Geschäftsentwicklung von zwölf Prozent der Unternehmen erwartet. Zuvor waren es nur acht Prozent.
Inzwischen zeichnet sich bei einigen Risikofaktoren eine gewisse Entspannung ab. Die strukturellen Herausforderungen für die Unternehmen bleiben dennoch hoch und sorgen für Verunsicherung. Trotz zuletzt gesunkener Beschaffungskosten werden die Preise für Energie und Rohstoffe immer noch von 67 Prozent der Befragten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Zu den größten Gefahren gehören außerdem der Arbeits- und Fachkräftemangel (60 Prozent der Nennungen) sowie damit verbunden die steigenden Arbeitskosten (ebenfalls 60 Prozent der Nennungen). Die Unzufriedenheit mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleibt ebenfalls ein Knackpunkt. Ob unstete Förderbedingungen, marode Infrastruktur, zunehmende Bürokratie und Regulatorik oder eine politikbedingte Planungsunsicherheit, 59 Prozent der Unternehmen kritisieren das Handeln der Bundesregierung. Aus Unternehmersicht verliert der Standort Deutschland zunehmend an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit. 
Mit dem Bündel von Risikofaktoren im Rücken fallen die Antworten bei der Frage nach den Investitionsplänen entsprechend zurückhaltend aus: Nur 11 Prozent planen eine Ausweitung der Investitionen, 55 Prozent wollen weniger oder gar nicht investieren. Die Unternehmen finden derzeit keine Rahmenbedingungen vor, die es ihnen erlauben, die für ihre Wettbewerbsfähigkeit und die anstehenden Transformationsprozesse dringend notwendigen Investitionen anzugehen.
Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass die krisenbedingten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt überschaubar bleiben. Obwohl die Personalplanungen immer häufiger auf den Prüfstand gestellt werden müssen, versucht die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen den Mitarbeiterbestand konstant zu halten (67 Prozent). Nicht immer lässt sich jedoch ein Personalabbau vermeiden. So ist der Anteil derer, die über Stellenkürzungen nachdenken, von 16 Prozent im Frühjahr 2023 auf nun 24 Prozent gestiegen.
Ein Blick auf die Entwicklung in den einzelnen Branchen zeigt: In nahezu allen Wirtschaftsbereichen bleibt die Lage angespannt. Die Industrie ist von rückläufigen Aufträgen und sinkenden Erträgen betroffen. Nach wie vor kommt der Konsum nicht in Schwung, sodass auch die Situation für den Einzelhandel schwierig ist. Das Baugewerbe wird durch hohe Kosten und Zinsen belastet. Lediglich im Dienstleistungssektor fällt die Lagebeurteilung positiv aus.
Stand: 22.Mai 2024