Konjunktur

Konjunktur im IHK-Bezirk

Der IHK-Konjunkturklimaindex ist im Vergleich zum Herbst 2024 geringfügig um drei Punkte gestiegen und liegt nun bei 77 Zählern – weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 103 Punkten. Eine Trendwende ist dadurch noch nicht erkennbar. Die seit Ende 2021 anhaltende konjunkturelle Schwächephase setzt sich fort.
Index_JB_2025
Bislang sind keine signifikanten Verbesserungen bei den größten Belastungsfaktoren wie den Energiepreisen, den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, den Arbeitskosten oder dem Arbeits- und Fachkräftemangel zu verzeichnen. Hinzu kommt eine schwache Weltkonjunktur, die keine Entlastung erwarten lässt. Vielmehr bedrohen protektionistische Bestrebungen das Exportland Deutschland. Auch der private Konsum bleibt zurückhaltend und steigt nur mit größerer Zeitverzögerung gegenüber den Einkommen.
Die aktuelle Geschäftslage wird branchenübergreifend daher verhalten beurteilt. Zwar bewerten inzwischen wieder 25 Prozent der Unternehmer ihre Lage als gut, jedoch laufen bei 32 Prozent die Geschäfte äußerst schleppend. Entsprechend negativ schätzen die Befragten ihre Ertragslage ein, wobei knapp jeder Dritte in den roten Zahlen steckt. Die Geschäftserwartungen haben sich seit Herbst 2024 weiter verschlechtert. 42 Prozent der Befragten gehen von einer negativen Entwicklung aus, während lediglich fünf Prozent eine Verbesserung erwarten. Infolgedessen bleibt die Investitionstätigkeit schwach. Mehr als die Hälfte der Unternehmer plant Kürzungen bei Investitionsvorhaben oder möchte gar nicht investieren. Werden Investitionen getätigt, wie von 47 Prozent der Befragten signalisiert, dient dies hauptsächlich zur Deckung des Ersatzbedarfs (80 Prozent der Nennungen).
Erfahrungsgemäß reagiert der Arbeitsmarkt erst zeitverzögert auf konjunkturelle Schwankungen. Mittlerweile macht sich die Rezession jedoch auch in den Beschäftigungsplänen der Unternehmen bemerkbar. Obwohl beschäftigungssichernde Instrumente wie Kurzarbeit einiges abfedern, signalisiert mehr als jeder Vierte einen Stellenabbau. Nur noch drei Prozent der Unternehmer planen Neueinstellungen, während dieser Wert zu Beginn des Jahres 2024 noch bei sieben Prozent lag.
Fazit: Neben den bestehenden strukturellen Herausforderungen hat das Ende der Regierungskoalition die Unsicherheiten der Unternehmen zusätzlich verstärkt. Die Bundestagswahl 2025 muss deshalb ein Wendepunkt für die deutsche Wirtschaftspolitik werden. Es bedarf mindestens vier Dinge: den konsequenten Abbau bürokratischer Hürden, eine klügere Energiepolitik, spürbare Investitionen in die Infrastruktur und eine steuerliche Entlastung für Unternehmen, die langfristig in ihr Wachstum investieren wollen.

Hintergrundinformationen zur Konjunkturumfrage:
Die IHK Erfurt befragt dreimal pro Jahr (zum Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst) rund 700 Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen der Branchen Industrie, Bau, Verkehrsgewerbe, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen zur aktuellen Geschäftslage sowie zu den Erwartungen und Plänen für die kommenden Monate. Die aktuellen Ergebnisse wurden zwischen dem 16. Dezember 2024 und dem 17. Januar 2025 erhoben. Die Rücklaufquote beläuft sich auf 38 Prozent.

Stand: 28. Januar 2025