07.10.2021

Konjunktur im Aufwind

Konjunkturklimaindex steigt sprunghaft an │ Geschäfte laufen gut │Aber: Fachkräfteengpässe könnten Erholung ausbremsen

Die Konjunkturkurve zeigt endlich wieder nach oben, die Geschäfte laufen gut und die Unternehmer zeigen sich auch für die kommenden Monate zuversichtlich, dass die Corona-Krise überwunden ist. Der Klimaindex, der die aktuelle Situation sowie die Erwartungen und Pläne für die nächsten Monate beschreibt, schnellt ganze 33 Punkte nach oben und erreicht wieder 112 von 200 möglichen Prozentpunkten. Er liegt damit wieder über dem langjährigen Durchschnitt von 105 Prozent. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt unter rund 700 Unternehmen in Nord-, Mittel- und Westthüringen.
„Die regionale Wirtschaft kommt mit Schwung aus der Corona-Krise und hält Kurs in Richtung Aufschwung“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch. Branchenübergreifend bewerteten inzwischen 86 Prozent der befragten Firmenchefs ihre aktuelle Situation mit gut bis befriedigend. Im Frühjahr taten dies nur 58 Prozent. Steigende Auftragseingänge und besser ausgelastete Kapazitäten hätten sich positiv auf die Erträge ausgewirkt. Inzwischen würde die Mehrzahl der Betriebe wieder schwarze Zahlen schreiben. Knapp zwei Drittel der Unternehmer beabsichtigten, ihr Investitionsbudget in den kommenden Monaten zu erhöhen oder planen zumindest mit konstanten Ausgaben.
„Für den Arbeitsmarkt bleiben die Perspektiven positiv und dürften weiter für Erfolgsmeldungen sorgen. Die Bereitschaft Personal einzustellen, liegt weiter über dem langjährigen Durchschnitt“, informiert die IHK-Hauptgeschäftsführerin. 74 Prozent der Unternehmer planten mit der vorhandenen Mitarbeiterstärke, 12 Prozent wollten zusätzliche Stellen schaffen.
„Die Gesamtlage bleibt aber noch sehr fragil. Es kann jederzeit erneute Rückschläge geben“, gibt die IHK-Chefin zu bedenken. Die Zahl der Pessimisten hat sich im Vergleich zur letzten Befragung zwar halbiert, aber nach wie vor blicken nur 18 Prozent der Befragten optimistisch auf die kommenden Monate. Zahlreiche Betriebe kämpften noch immer mit den Auswirkungen der Pandemie, wie zum Beispiel Unterbrechung von Lieferketten, Rohstoffknappheit, steigende Energiekosten sowie der sich verschärfte Fachkräftemangel. Zwei von drei Unternehmern sehen im Fachkräftemangel das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Betriebes. Im Frühjahr 2021 waren dies noch 54 Prozent.
„Wenn qualifiziertes Personal fehlt, sind die Folgen für die Geschäftstätigkeit gravierend. Diese reichen von einer Mehrbelastung der Belegschaft, über steigende Personalkosten bis hin zur Ablehnung von Aufträgen oder der Einschränkungen des Angebots“, sagt die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Eine solche Entwicklung habe nicht nur negative Folgen für die direkt betroffenen Unternehmen selbst, sondern führe dazu, dass gesamtwirtschaftliche Entwicklungschancen nicht genutzt werden können. Der sich verstärkende Fachkräftemangel wird auch für die NT Neue Technologie AG immer sichtbarer: „Die Rekrutierung von Fachkräften gestaltet sich aktuell und zunehmend als große Herausforderung. Das Onboarding qualifizierter Mitarbeiter ist jedoch wichtig für das weitere Wachstum unserer Unternehmensgruppe und letztendlich für unsere Branche und den Wirtschaftsstandort. Es fällt schwer, ausreichend Fachkräfte in der Region zu finden oder solche nach Thüringen anzuwerben”,“ erklärt Martin Kühn, Vorstandsvorsitzender/CEO NT Neue Technologie AG.

Fazit: Das Schlimmste scheint überstanden. Die Signale für eine Erholung der Wirtschaft mehren sich. Ob daraus ein nachhaltiger Aufschwung wird, hängt nun stark vom Geschick der neuen Bundesregierung ab. Noch wirkt bei vielen Unternehmern der Krisenschock stark nach, sodass schon kleine Erschütterungen reichen könnten, um den Aufwärtstrend wieder zu stoppen. Es gilt jetzt, alle Wachstumskräfte im Inland zu mobilisieren: mit Investitionen in Bildung und Digitalisierung, weniger Bürokratie und ein investitionsfreundlicheres Steuersystem.