Handlungsempfehlungen und Forderungen

Wasserstoff und seine Zukunftschancen

Deutschland und Europa wollen bis Mitte des Jahrhunderts treibhausgasneutral sein – so die politischen Ziele der Bundesregierung und der Europäischen Union. Dies erfordert bis zum Jahr 2045 bzw. 2050 in allen Sektoren eine fast vollständige Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Auf diesem Weg wird sich die Energieversorgung in den Bereichen Industrie, Verkehr und Gebäude, viele Produktionsprozesse, aber auch die Wirtschaftsstruktur insgesamt grundlegend wandeln müssen. Experten aus Wissenschaft, Unternehmen und Politik sehen in Wasserstoff mittlerweile den Schlüssel zum Erreichen der langfristigen Klimaziele. Er soll deshalb ein wichtiges Standbein der Energiewende werden.
Ob als Raketentreibstoff, Prozessgas in der Kraftstoffherstellung oder als Grundelement in Düngemittel. Wasserstoff hat bereits heute viele Einsatzbereiche. Im Energiesystem hat Wasserstoff bisher jedoch eine untergeordnete Rolle gespielt. Schon Jules Vernes hob in seinem Werk „Die geheimnisvolle Insel“ im 19 Jahrhundert die Bedeutung des Energieträgers hervor:
„Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“
- Jules Vernes
Das soll nun – wenn auch mit 150 Jahren Verspätung – Realität werden: Die Bundesregierung möchte den Markthochlauf beschleunigen und hat zu diesem Zweck die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen, die erst im Juli 2023 wieder novelliert wurde. Zum Einstieg in den Wasserstoffmarkt sieht die Strategie einen Bedarf von 95 bis 130 TWh Wasserstoff in Deutschland für das Jahr 2030. Bis zu zehn Gigawatt Elektrolyseurleistung sollen dafür in Deutschland bis 2030 aufgebaut werden. Schwerpunkt der Nutzung sollen die Sektoren Industrie und Verkehr werden. Auch international findet Wasserstoff als Energieträger mittlerweile große Beachtung: In unseren Nachbarländern Niederlande und Frankreich werden ebenfalls eigene Wasserstoffstrategien verfolgt. Auch Japan und China haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben einer fortschreitenden Dekarbonisierung der Energieträger und industrieller Prozesse sind auch Versorgungssicherheit, Ressourceneffizienz und industriepolitische Ziele Triebfedern. Auf dem Weg zum vermehrten Wasserstoffeinsatz in Deutschland gibt es allerdings noch eine Reihe von Hemmnissen abzubauen. CO2-freier Wasserstoff muss für die Verbraucher attraktiv, d. h. vor allem im Verhältnis zu anderen Energieträgern günstiger werden. Herausforderungen sind auch Umwandlungsverluste bei Herstellungsprozessen und hemmende rechtliche Rahmenbedingungen.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat in einem Faktenpapier wichtige Informationen u. a. zur Herstellung, zu den Kosten und zu den Anwendungsbereichen erarbeitet. Es bildet die Wissensbasis für konkrete Forderungen und Handlungsempfehlungen.