Energiekrise
Blackout - was sollten Unternehmen beachten?
Wenn der Strom ausfällt, sind davon Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen betroffen. Wie können sich Unternehmen auf den Krisenfall vorbereiten? Welche Punkte sollten sie beachten? Wir geben einen Überblick.
Was ist eine Strommangellage?
Das Stromnetz befindet sich grundsätzlich im Gleichgewicht: Es wird immer so viel Strom eingespeist wie entnommen wird. Übersteigt die Nachfrage nach elektrischer Energie allerdings das Angebot, entsteht eine Strommangellage – der Strom fällt aus.
In der Regel greifen in einem solchen Moment Schutzmechanismen, die das Netz stabilisieren sollen. So kann es bspw. zu einem Brownout kommen, um das Gleichgewicht im Stromnetz wieder herzu-stellen. Beim Brownout erfolgt eine geplante und kontrollierte Abschaltung von Verbrauchern, um die Nachfrage so weit zu reduzieren, dass sie mit der erzeugten Strommenge wieder übereinstimmt. Der Brownout-Stromausfall hat einen „zeitlichen Vorlauf“ und ist regional sowie zeitlich begrenzt.
Was ist ein Blackout?
Kommt es hingegen zu einem plötzlichen, unvorhergesehenen und unkontrollierten Systemausfall, wird von einem Blackout gesprochen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird mit Blackout ein Ausfall der Versorgung mit elektrischer Energie assoziiert. Es kommt also zu einem unvorhergesehenen, überregionalen und längerfristig anhaltenden Stromausfall. Da neben dem Stromnetz auch andere stromabhängige Netze (Funknetz, Gasnetz, Mobilfunknetz, Rechnernetz, Schienennetz, Straßennetz, Telekommunikationsnetz, Versorgungsnetz, Wasserstraßennetz) hiervon betroffen sein können, führt ein Blackout nachfolgend auch zum Ausfall wichtiger Infrastrukturen.
Wie entsteht ein Blackout?
Die Stromversorgung in Deutschland und Europa ist grundsätzlich sehr zuverlässig. Kurze Stromausfälle können zwar immer wieder auftreten. Sie sind regional begrenzt und halten in der Regel nur wenige Minuten oder Stunden an. Diese gefühlte Sicherheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hierzulande komplexe Störungen und Ausfälle möglich sind. Die Auslöser für einen Blackout können vielfältig sein:
- Instabilitäten in den europaweiten Netzen
- Überlastung der Stromnetze
- Spannungsüberschläge bei Freileitungen
- Extremwetterereignisse
- Schaltfehler in Umspannwerken
- Kriminelle und terroristische Aktivitäten (Sabotage, Hacker-Angriffe)
Welche Folgen hat ein Stromausfall?
Viele Systeme und Infrastrukturen des täglichen Bedarfs sind vom Stromnetz abhängig. Ein Ausfall der Stromversorgung – egal ob nur für wenige Minuten bzw. Stunden oder Tage und Wochen – führt damit unweigerlich auch zu Einschränkungen bzw. Ausfällen in vielen anderen Bereichen (u. a. Verkehr, Telekommunikation, Gesundheitswesen, Versorgungssystemen etc.). Je nachdem wie lange der Strom ausfällt, kann ein Aufrechterhalten des gewohnten Betriebes nahezu unmöglich sein. Bei einem Stromausfall ist mit nachfolgenden Problemen zu rechnen:
- Ausfall der Telekommunikationssysteme (Festnetz, Mobilfunk, Internet und Datenverbindungen)
- Eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit von Informationsgeräten [nur mit Batterie / Akku betriebene Geräte (Radio, TV etc.) funktionieren – allerdings können Akkus nicht mehr geladen werden].
- Ausfall elektronischer Alarm-, Schließ- und Zutrittssysteme (Risiko: Diebstahl, Plünderungen)
- Ausfall von Kontroll-, Sicherheits- und Steuersystemen
- Ausfall der Bürogeräte (PC, Drucker, Fax, Kopierer) sowie Rechenzentren und Serveranlagen
- Ausfall bzw. Einschränkungen der Treibstoffversorgung und damit ggf. Ausfall des eigenen Fuhrparks
- Ausfall bzw. Einschränkungen in der Transportlogistik
- Ausfall im Banken- und Finanzsystem (Geldautomaten, Kassen, Transaktionen)
- Ausfall bzw. Einschränkungen der Wasserver- und Abwasserentsorgung
- Ausfall der Beleuchtung / Notbeleuchtung
- Ausfall von Lüftungs- und Klimaanlagen sowie Kühlungen, Prozessleitsystemen und Brandmeldeanlagen (Risiko: Brandgefahr)
- Ausfall der Heizungsanlage sowie Wasserpumpen im Heizkreislauf
- Ausfall von Aufzügen
Was können Unternehmen tun?
Die Betroffenheit der Wirtschaft ist unterschiedlich. Wertschöpfungsprozesse, die abhängig von Strom bzw. elektrischen Anlagen sind, sind besonders betroffen. Die Bundesnetzagentur empfiehlt Industrieunternehmen und anderen Einrichtungen mit sensibler Stromversorgung (z. B. Krankenhäusern) eine entsprechende Vorbereitung für eine temporäre Nicht-Versorgung, z. B. mit Notstromaggregaten oder entsprechenden Notfallplänen. Der Grad der Vorbereitung kann je nach individuellem Sicherheitsbedürfnis und Bedeutung als kritische Infrastruktur (z. B. Störfallbetriebe) mehr oder weniger umfangreich ausfallen.
Acht wichtige Schritte, um in Ihrem Unternehmen für die Krise gewappnet zu sein:
- Situationsbewusstsein: Nehmen Sie wahr, dass es zu einer Krisensituation kommen kann und dass diese schwerwiegende Folgen für Sie haben kann.
- Evaluierung: Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Notfallversorgung in Ihrem Unternehmen? Haben Sie bereits Vorsorgemaßnahmen getroffen? Gibt es bereits einen aktuellen Notfall-Plan? Welche Kommunikationsmöglichkeiten stehen Ihnen noch zur Verfügung? Bestehen Abhängigkeiten zu Partnern und Dienstleistern? Wie sind Sie abgesichert, wenn Sicherheitskameras, Alarmanlagen, Schließanlagen und ähnliches nicht mehr funktionieren? Klären Sie im Vorfeld, ob mögliche Schäden durch Ihre Versicherung gedeckt sind.
- Personal: Bitte bedenken Sie, dass es bei einem längeren überregionalen Ereignis auch Ihr Personal zu Hause betrifft und sich dieses vermutlich zunächst um ihr persönliches Wohlergehen und das ihrer Familienangehörigen bemühen wird. Sensibilisieren Sie Ihr Personal auch privat für diesen Fall und unterstützen Sie, wo Sie können (Beispiel: Pflegeversorgung eines Angehörigen kann nicht gedeckt werden). Bedenken Sie außerdem, dass Ihr Personal unter Umständen nicht zur Arbeit gelangen kann. Sie sollten prüfen, welches Personal im Krisenfall überhaupt zur Verfügung stehen kann.
- Kommunikation/Information: Um mindestens Informationen über externe Ereignisse erhalten zu können, kann Ihnen beispielsweise ein batteriebetriebenes Radio helfen. Klären Sie, mit wem unbedingt Kontakt hergestellt werden muss und sichern Sie diese Kontaktdaten als ausgedruckte Liste. Wer muss informiert werden und wie kann dies geschehen? „Offline-Pläne“ sind unerlässlich.
- Ver- und Entsorgung: Falls Sie Ihre Produktion nicht gar einstellen müssen/wollen, so prüfen Sie, woher Sie Ihr Material beziehen können, falls es zu Lieferengpässen und zu wenig Lagerware kommen sollte. Prüfen Sie auch, welche Auswirkungen es haben kann, sollte eine Wasserversorgung, sowie Abwasser- und Müllentsorgung nicht möglich sein. Bedenken Sie auch die Versorgung der anwesenden Beschäftigten (Verpflegung, Hygiene, Heizung etc.).
- Notstrom: Benötigen Sie eine Notstromversorgung? Ist eine bereits vorhandene noch aktuell und durchgecheckt? Ist genügend Treibstoff eingelagert? Liegen auch genügend Ersatzteile vor? Wie lange funktioniert Ihre USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung)? Reicht die Zeit aus, um eine schadenfreie Abschaltung des Betriebes vorzunehmen?
- Notfallplan/Notfallhandbuch: Ein auf die Krise (Blackout, Cyber-Attacke, Pandemie etc.) abgestimmter Notfallplan hilft dabei, wieder zu geregelter Arbeit zurückkehren zu können. Sind alle Listen und Abläufe aktuell? Sind Verantwortlichkeiten klar geregelt? Wer entscheidet über welches Vorgehen? Wer informiert wen wie und wann? Beinhaltet Ihr Dokument auch einen Wiederanlaufplan, wenn alles wieder funktioniert?
- Rückkehr zur Normalität: Der Zeitpunkt, um den Betrieb wieder hochzufahren, muss gut überlegt sein. Im Vorfeld gilt es wichtige Rahmenbedingungen zu prüfen. Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit eine Wiederaufnahme des Betriebes überhaupt möglich ist (stabile Strom- und Telekommunikationsversorgung, schadensfreie Anlagen und Maschinen, Verfügbarkeit von Zulieferern und Personal, etc.)? Wie erfahren Sie, dass sich die Stromversorgung wieder in einem sicheren Zustand befindet? Am Anfang kann es immer wieder zu Aussetzern und Spannungsschwankungen kommen. Erneute Ausfälle beim Wiederhochfahren der Systeme kann zu erheblichen Schaden führen. Welche Reihenfolge muss bei der Wiederinbetriebnahme eingehalten werden? Darüber hinaus können eine hohe Nachfrage nach bestimmten Ressourcen (bspw. Notfallgütern wie Treibstoff, Ersatzteilen oder Hamsterkäufe bei Lebensmitteln) bei der Rückkehr zur Normalität zu Mangellagen führen.
Weitere Informationen
Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie weitere Informationen zum Themen Blackout und wie Unternehmen sich darauf vorbereiten können.
- Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (BVSW)
„Schritt für Schritt-krisenfit“. - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, welches in erster Linie Informationen für Privatpersonen zur Verfügung stellt.
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Stresstest zum Stromsystem: BMWK stärkt Vorsorge zur Sicherung der Stromnetz-Stabilität im Winter 22/23. - Bundesnetzagentur
Droht der Blackout? Über die Stromversorgung in Deutschland
Versorgungssicherheit/Stromnetz - CRISIS PREVENTION
Fachportal für Gefahrenabwehr, Innere Sicherheit und Katastrophenhilfe - Österreichische Gesellschaft für Krisenvorsorge
Blackout-Vorsorge Basis-Check Unternehmen und Organisationen - Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (2011)
Was bei einem Blackout geschieht: Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls / [TAB]. Edition Sigma. - Herbert Saurugg,
Internationaler Experte für Blackout und Krisenvorsorge - Sicherheit.info
Gut gerüstet für Energiekrise und Blackout?