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„Ein bisschen wie Detektivarbeit“

André Pippert ist Sachverständiger für Schäden an Gebäuden – und einer der jüngsten öffentlich bestellten Sachverständigen im IHK-Bezirk. Wie sein Job aussieht und was er an seiner Arbeit als Geschenk empfindet, erklärt er im Interview.
Text: Julia van Lottum, Dezember 2023
IHK: Herr Pippert, was machen Sie genau als Sachverständiger?
André Pippert: Ich prüfe und bewerte Schäden an Gebäuden, berate vor Ort meine Auftraggeber zu technischen Fragestellungen und erstelle hierzu Gutachten. Im Schnitt bin ich zwei- bis dreimal die Woche vor Ort an Bestandsgebäuden, aber auch auf Baustellen. Die Fälle sind ganz unterschiedlich: Zum Beispiel prüfe ich für Privatpersonen, warum es in ihrem Gebäude zu Schäden durch Feuchtigkeit gekommen ist, wenn die Ursache noch völlig unklar ist – das ist ein bisschen wie Detektivarbeit. Ich beurteile auch oft für Auftraggeber, ob Bauleistungen technisch mangelfrei erbracht sind. Vor Baubeginn mache ich außerdem Bestandsaufnahmen der umliegenden Bebauung auf Vorschädigungen. Damit ist später nachvollziehbar dokumentiert, dass diese Schäden nicht durch die Bauarbeiten verursacht wurden.
IHK: Was haben Unternehmen oder Privatpersonen eigentlich davon, Sachverständige zu beauftragen?
André Pippert: Sie erhalten eine absolut objektive Einschätzung des Sachverhalts. Das schätzen zum Beispiel Baufirmen: Sachverständige sagen, wie es ist. Grundsätzlich sind die Aufträge und Aufgabenstellungen sehr vielfältig. Wenn Bauherren einen Schadensfall vor Gericht klären, beantworten Sachverständige die Fragen des Richters. Ein Gutachten kann aber auch erstmal helfen, eine Situation einzuschätzen. Der Auftraggeber kann dann mit unserem technischen Bericht – dem Vorgutachten – an den Vertragspartner herantreten und auf eine gütliche Einigung hinwirken, bevor es zu einem Rechtsstreit kommt.
IHK: Was reizt Sie an Ihrer Arbeit?
André Pippert: Ich kann mich im Detail mit Baukonstruktionen beschäftigen – in der schnelllebigen Baubranche ist das für mich ein Geschenk. Drei- bis viermal im Jahr nehme ich an Fortbildungen teil, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Mein Job ist sehr vielfältig und super spannend, weil jedes Gebäude und jede Bauart anders ist. Es macht mir auch Spaß, fachfremde Personen aufzuklären und komplizierte Sachverhalte in Gutachten verständlich auszudrücken. Bei ungelösten Schadensfällen sind die Menschen oft erleichtert, wenn man den Grund findet – das ist schön zu sehen.
IHK: Welche Vorteile bringt Ihnen die öffentliche Bestellung als Sachverständiger?
André Pippert: Zum ersten Mal habe ich vor fünf Jahren darüber nachgedacht und dann mit Fortbildungen darauf hingearbeitet. Es war ein langer und intensiver Weg. Als öffentlich bestellter Sachverständiger werde ich zusätzlich von Gerichten beauftragt. Damit kann ich ein noch größeres Spektrum an Fällen bearbeiten und mich tiefgreifender mit den damit verbundenen Fragestellungen befassen.
ZUR PERSON
André Pippert ist Bauingenieur und arbeitet seit 2014 im Sachverständigenbüro Eschmann in Darmstadt. Der 36-jährige öffentlich bestellte Sachverständige ist auf Bauschäden spezialisiert.
Annabel Aulehla
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media