Südhessische Wirtschaft macht einen Schritt nach vorn
Bei den südhessischen Unternehmen laufen die Geschäfte etwas besser als zu Jahresbeginn. Auch die Erwartungen hellen sich ein wenig auf. Mehr als eine leichte konjunkturelle Entspannung ist aber noch nicht auszumachen. So lauten die zentralen Erkenntnisse der Konjunkturumfrage der IHK Darmstadt im Frühsommer.
Pressemeldung vom 22. Mai 2024
Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt
© IHK Darmstadt / Klaus Mai
Geschäftsklimaindex unter Wachstumsschwelle
Der IHK-Geschäftsklimaindex fasst Lage und Erwartung der Unternehmen zusammen. Gegenüber Jahresbeginn 2024 klettert der Index um acht Punkte. Er beträgt aktuell 96 Punkte. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen 24 Prozent der befragten Unternehmen als gut, 57 Prozent als befriedigend, 19 Prozent als schlecht. Gegenüber Jahresbeginn gewinnt der Lagesaldo acht Punkte. Er liegt jetzt bei plus fünf Prozentpunkten. „Vor allem die Industrie hat mehr Luft zum Atmen“, sagt Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. „Sie konnte die gestiegenen Preise der letzten Quartale mehrheitlich an ihre Kunden weitergeben.“ Mehr Aufträge konnte die Industrie allerdings nicht verbuchen. „Dass es bei den Industrieaufträgen keinen Aufwärtstrend gibt, macht uns weiter Sorgen“, ergänzt Lippmann.
Dass es bei den Industrieaufträgen keinen Aufwärtstrend gibt, macht uns weiter Sorgen.Robert Lippmann
Die Erwartungen an die Zukunft sind branchenübergreifend mehr als verhalten. Nur 15 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der Situation, 58 Prozent glauben, dass es so bleibt, wie es ist. Gut jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) befürchtet eine weitere Verschlechterung. Damit klettert der Erwartungssaldo um acht Prozentpunkte. Mit minus zwölf Prozentpunkten bleibt er aber im roten Bereich. „Insgesamt sehen wir eine leichte konjunkturelle Entspannung, aber keine Trendwende. Es bestehen noch zu viele Risiken, die die Zukunftserwartungen der Unternehmen belasten“, sagt Lippmann.
Als größtes Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen die Inlandsnachfrage. 62 Prozent der Unternehmen sind dieser Meinung, zwei Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn. Am zweithäufigsten nennen die Unternehmen die Wirtschaftspolitik als Risiko (58 Prozent der Nennungen, minus zwei Prozentpunkte), insbesondere die ausufernde Bürokratie. „Die Bürokratiebelastung liegt wie Blei auf den Schultern der Unternehmen“, beschreibt Dr. Peter Kühnl, Konjunkturexperte der IHK Darmstadt, die Situation. An dritter Stelle der Risikofaktoren steht der Fachkräftemangel (55 Prozent, minus drei Prozentpunkte).
Die Bürokratiebelastung liegt wie Blei auf den Schultern der Unternehmen.Dr. Peter Kühnl
Die schwache Inlandsnachfrage und überbordende Bürokratie führen dazu, dass die Unternehmen sich bei Investitionen zurückhalten. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) will mehr investieren, jedes zweite will seine Investitionstätigkeit verstetigen, 29 Prozent müssen kürzen. Im Auslandsgeschäft läuft es etwas besser als zuletzt, aber noch lange nicht rund. „Vor allem ihr Chinageschäft beurteilen die Unternehmen zunehmend pessimistisch“, sagt Kühnl. Die insgesamt mageren Zukunftsaussichten schlagen auch auf die Beschäftigungspläne der Unternehmen durch. Nur zwölf Prozent der südhessischen Unternehmen sind auf Personalsuche, gut jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) ist gezwungen, Personal abzubauen.
Wachstumsimpulse benötigt
Wachstumsimpulse benötigt
„Um den ökologischen und digitalen Wandel zu schaffen, brauchen wir Wachstumsimpulse“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Robert Lippmann. „Die Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes war ein notwendiger Schritt. Hinreichend ist er nicht. Wir müssen auch die im Vergleich hohe Steuerbelastung deutscher Unternehmen angehen.“ Lobende Worte findet Lippmann für den jüngsten Gesetzentwurf im Hessischen Landtag, den die Regierungsfraktionen von SPD und CDU zusammen mit der FDP eingebracht haben. Dieser sieht vor, die Öffnung voll automatisierter Kleinstsupermärkte an Sonn- und Feiertagen künftig zu erlauben. „Wir begrüßen, dass die Landesregierung unsere Forderung aufgegriffen hat und dieses innovative Geschäftsmodell zulassen will. Von dieser Haltung, nämlich den Status Quo bewusst zu hinterfragen und offen zu sein für Neues, brauchen wir mehr. Und zwar zeitnah“, fordert Lippmann.
Die Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes war ein notwendiger Schritt. Hinreichend ist er nicht.Robert Lippmann
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Annabel Aulehla
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