Frühsommer 2024

IHK-Konjunkturbericht: Leichte Entspannung im Frühsommer

Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.

Situation in Deutschland

Kommt die Konjunktur in Deutschland wieder in die Spur? Zumindest der ZEW-Index und der wichtige ifo-Geschäftsklimaindex lassen hoffen. Aber auch handfeste Indizien sprechen für ein konjunkturelles Aufatmen. So zog die Industrieproduktion im Januar und Februar etwas an. Auch im Handel hellte sich die Stimmung ein wenig auf. Die gesunkene Inflation und wieder zunehmende Kaufkraft der Konsumenten könnten hier weiter zur Erholung beitragen. Das Bauhauptgewerbe konnte zumindest sein Stimmungstief überwinden. Auf der anderen Seite steht finanzierungsseitig der Befreiungsschlag noch aus. Zwar ist weiterhin mit einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im Sommer zu rechnen. Die Europäische Zentralbank wird aber durch die zögerliche Haltung der US-amerikanischen Notenbank, ebenfalls die Zinsen zu senken, gebremst. Schließlich gehen von der Finanzpolitik Risiken aus. Zwar gibt es für die Schuldenbremse gute Gründe. Auf kurze Sicht ist die Beibehaltung der Schuldenbremse jedoch ein konjunkturelles Risiko, denn der davon ausgehende Konsolidierungszwang der öffentlichen Haushalte wirkt bremsend. Unabhängig von den konjunkturellen Risiken gibt es Sorgen um die Attraktivität Deutschlands als Wirtschaftsstandort. Vor diesem Hintergrund rechnen die wirtschaftswissenschaftlichen Institute erst für 2025 wieder mit einem nennenswerten Wirtschaftswachstum.

Regionale Wirtschaft: Leichte Entspannung im Frühsommer 

Konjunkturell geht es in kleinen Schritten voran. Und es scheint, als hätten die Unternehmen zumindest temporär mehr Luft zum Atmen. So beurteilen 24 Prozent aller Unternehmen ihre aktuelle Lage als positiv, 57 Prozent als befriedigend, 19 Prozent als schlecht. Damit klettert der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen in den grünen Bereich. Er beträgt aktuell plus fünf Prozentpunkte, immerhin acht Punkte mehr als zu Jahresbeginn.
Das künftige Geschäft sehen die Unternehmen weiter mit Sorge. 15 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, 58 Prozent glauben, dass sich nichts ändern wird, 27 Prozent sehen schlechtere Zeiten auf sich zukommen. Auf diese Weise bewegt sich der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen um acht Punkte nach oben. Mit minus zwölf Prozentpunkten bleibt er aber im Negativbereich. Insbesondere der Industrie fehlt es an Zuversicht.
Vor diesem Hintergrund bleibt die Investitionsneigung der Unternehmen sehr verhalten. Zwar macht der Saldo der Investitionspläne sechs Punkte gut. Mit minus acht Prozentpunkten liegt er jedoch weiter im roten Bereich. Damit verlangsamt sich die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren. Der Abwärtstrend ist aber noch nicht gestoppt.   
Ähnlich präsentieren sich die Personalpläne der Unternehmen. Zwar wollen weiterhin zwei von drei Unternehmen ihre Mitarbeiter halten. Einstellungswillige Unternehmen sind gegenüber jenen, die sich von Personal trennen müssen, jedoch in der Minderheit. Der Saldo der Beschäftigungspläne macht sechs Punkte gut, bleibt mit minus zehn Punkten aber im Negativbereich. Auf den langjährigen Durchschnitt des Beschäftigungssaldos fehlen neun Punkte.  
Nicht viel anders das Bild bei den Exportplänen der auslandsaktiven Unternehmen. Bei ihnen fällt das Erwartungsplus stärker aus. So steigt der Saldo aus positiven und negativen Exporterwartungen um elf Punkte. Aufgrund eines sehr niedrigen Ausgangsniveaus bleibt der Exportsaldo aber im kritischen Bereich. Aktuell beträgt er minus 25 Prozentpunkte. Auch hier zeigt der Blick in die Daten, dass die Unternehmen unter ihrem langjährigen Aktivitätsniveau (minus ein Prozentpunkt) liegen.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Im Frühsommer 2024 macht der Geschäftsklimaindex verlorenen Boden gut, er legt um acht Punkte zu. Mit 96 Punkten liegt er aber noch immer unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Von einem kräftigen, selbsttragenden Aufschwung ist die südhessische Wirtschaft noch weit entfernt.