Herbst 2024

IHK-Konjunkturbericht: Erneuter Dämpfer für die Konjunktur

Geschäftsklimaindex, Erwartungen und die wirtschaftliche Lage der südhessischen Unternehmen: Die aktuelle Ausgabe und das Archiv der Konjunkturberichte seit 2012 finden Sie hier.

Situation in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft tritt seit über zwei Jahren auf der Stelle. Belastend wirkt neben der konjunkturellen Schwäche auch der strukturelle Wandel. Am deutlichsten zeigen sich die überlagernden Wirkungen von konjunktureller Flaute und Strukturwandel in der Industrie. Betroffen sind vor allem Investitionsgüterhersteller und energieintensive Industriezweige. Ihre Wettbewerbsfähigkeit leidet unter den gestiegenen Energiekosten und der zunehmenden Konkurrenz durch hochwertige Industriegüter aus China. Symptomatisch für die Krise sind der Mangel an neuen Aufträgen und die anhaltende Investitionsschwäche. Das nach wie vor hohe Zinsniveau sowie hohe wirtschafts- und geopolitische Unsicherheit sind weitere Bremsfaktoren für Investitionen. Auch die Konsumneigung der privaten Haushalte löst die Stagnation nicht auf. Die privaten Haushalte legen Geld auf die hohe Kante, statt Ausgaben für Immobilien oder Konsumgüter zu tätigen. Mittlerweile sehen wir eine zaghafte Erholung der Konsumneigung infolge kräftig steigender Realeinkommen. Die strukturellen Anpassungsprozesse dürften aber noch lange andauern und die konjunkturellen Bremsen nur langsam lockerlassen. Vor diesem Hintergrund erwarten die wirtschaftswissenschaftlichen Institute für das Jahr 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 0,1 Prozent. Für die kommenden beiden Jahre erwarten die Institute lediglich eine schwache Erholung mit Zuwächsen von 0,8 Prozent (2025) und 1,3 Prozent (2026).

Regionale Wirtschaft: Ein Schritt vor, ein Schritt zurück

Die konjunkturelle Belebung im Frühsommer war nur von kurzer Dauer. So beurteilen gegenwärtig 24 Prozent aller Unternehmen ihre aktuelle Lage als positiv, 48 Prozent als befriedigend, 28 Prozent sind unzufrieden. Damit rutscht der Saldo aus positiven und negativen Lageeinschätzungen zurück in den roten Bereich. Er beträgt aktuell minus vier Prozentpunkte. Das sind neun Punkte weniger als zur Vorumfrage im Frühsommer.
Optimismus hält sich in engen Grenzen. 13 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit besseren Geschäften, 56 Prozent glauben, dass die Lage so bleibt wie sie ist. Knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) ist der Überzeugung, dass es schlechter wird. Der Saldo aus positiven und negativen Zukunftseinschätzungen sinkt um sechs Punkte tief in den Negativbereich. Der Saldo beträgt jetzt minus 18 Prozentpunkte. Überdurchschnittlich pessimistisch sind Einzelhandel und Industrie.
Keine Entwarnung gibt es bei den Investitionen, mehr denn je ist die Investitionstätigkeit der Unternehmen reduziert. So gibt der Saldo der Investitionspläne zwölf Punkte ab. Mit minus 20 Prozentpunkten liegt er tief im roten Bereich. Der Abwärtstrend ist nicht gestoppt, im Gegenteil. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren betrug der Saldo der Investitionspläne durchschnittlich minus vier Prozentpunkte. Nur im Coronajahr 2020 war die Investitionsnachfrage noch niedriger als im Herbst 2024.
Im Gleichklang hierzu zeigen sich die Personalpläne der Unternehmen. Elf Prozent der Unternehmen planen Einstellungen, 26 Prozent rechnen damit, sich von Mitarbeitenden trennen zu müssen oder ausscheidendes Personal nicht ersetzen. 63 Prozent der befragten Unternehmen versuchen weiter, die Zahl der Mitarbeitenden konstant zu halten. Der Saldo der Beschäftigungspläne gibt fünf Punkte ab, er beträgt aktuell minus 15 Prozentpunkte. Damit liegt der Saldo ebenfalls weit unter dem Zehnjahres-Durchschnitt des Beschäftigungssaldos von minus zwei Punkten.
Auch bei den Exporterwartungen der auslandsaktiven Unternehmen sieht es kritisch aus. Ausgehend von einem bereits niedrigen Ausgangswert im Frühsommer fällt der Saldo der Exporterwartungen um weitere elf Punkte. Er beträgt jetzt minus 36 Prozentpunkte. Die Diskrepanz zum Zehnjahresdurchschnitt (minus drei Prozentpunkte) ist im Fall des Exportsaldos damit besonders groß.
Der IHK-Geschäftsklimaindex bündelt die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und den Erwartungen der Unternehmen und trifft damit eine Aussage über den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft. Im Herbst 2024 macht der Geschäftsklimaindex einen Schritt zurück, er gibt sieben Punkte ab. Mit 89 Punkten liegt er deutlich unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Die südhessische Wirtschaft befindet sich unverändert in einer Rezession.