Zahlen, Fakten, Konjunktur
IHK-Konjunkturumfrage Südbrandenburg
Regelmäßig werden Betriebe aus den Branchen Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen zu ihrer Geschäftslage und ihren Erwartungen befragt. Wir geben einen Überblick zu den Ergebnissen Herbst 2024. Die Gesamtauswertung finden Sie rechts im Downloadbereich zum herunterladen
Geschäftslage
Stillstand auf niedrigem Niveau
Die Geschäftslage der Südbrandenburger Unternehmen hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen liegt unverändert bei 16 Prozentpunkten. Allerdings stagnieren die Geschäfte. Die weltweiten zahlreichen Krisenherde, der innenpolitische Stillstand, Fachkräftemangel und die hohen Kosten hemmen die Entwicklung. In der Industrie hat sich die Lage zwar etwas entspannt, dennoch ist die In- und Auslandsnachfrage weiterhin verhalten. Vom Baugewerbe wird die aktuelle Lage allerdings besser beurteilt als erwartet. Die Stimmung im Handel ist dagegen so schlecht wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr. Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel ist die Kaufkraft deutlich zurückgegangen. Das Dienstleistungsgewerbe konnte trotz der schwierigen Rahmenbedingungen das Geschäftsniveau halten. Im Gastgewerbe ist die Lagebewertung zweigeteilt. Während das Beherbergungsgewerbe von einer guten Saison berichtet, bekamen die Gastronomen die Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu spüren.
Geschäftserwartungen
Keine Erholung in Sicht
Die Unternehmen rechnen nicht mit einem Ende der Talfahrt. 33 Prozent der Unternehmen erwarten schlechtere Geschäfte. Vor allem der Handel geht sowohl bei den privaten als auch bei den gewerblichen Kunden von einem zum Teil existenzbedrohenden Rückgang der Konsumnachfrage aus. Hintergrund ist die große Verunsicherung der Verbraucher und Unternehmen für die künftige politische und wirtschaftliche Entwicklung. Auch das Baugewerbe, das immer noch von Aufträgen aus den vergangenen Jahren profitiert, geht von einem spürbaren Nachfragerückgang aus. Die Industrie hofft hingegen auf einen positiveren Geschäftsverlauf infolge besserer Auslandsgeschäfte. Die Dienstleister gehen in der Mehrheit von einer moderaten Entwicklung aus. Die Aussichten des Gastgewerbes sind saisonbedingt eher zurückhaltend. Für alle Branchen sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Hauptrisiko für den künftigen Geschäftsverlauf. Die sehr geringe Investitionsbereitschaft in allen Branchen ist offensichtlich Folge fehlender Planungssicherheit.
Entwicklung in den Branchen
Industrie
Kein Wachstum absehbar
Die Lage in der Industrie hat sich zwar leicht verbessert, aber für eine Trendwende reicht es nicht. Laut amtlicher Statistik sind die Umsätze in der Industrie im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent gesunken. Die Auftragslage hat sich zwar etwas entspannt, aber 32 Prozent der Unternehmen berichten weiterhin von einer geringeren In- und Auslandsnachfrage. Obwohl sich die Aussichten der Industrie etwas aufgehellt haben, ist höchstens mit einer moderaten Entwicklung zu rechnen. Besonders kleine und mittlere Zulieferbetriebe für die Automobil- und Maschinenbaubranche gehen von Auftragsrückgängen aus.
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Handel
Sinkende Kaufkraft
Im Handel hat sich die Stimmung stark verschlechtert. Bedingt durch die angespannte Situation in der gewerblichen Wirtschaft berichten allein im Großhandel 70 Prozent der Unternehmen von einem Umsatzrückgang. Auch dem Einzelhandel geht es nicht gut. Aufgrund des stark reduzierten Kaufverhaltens der Verbraucher berichten 44 Prozent der Einzelhändler von geringeren Einnahmen. Hinzu kommt, dass in vielen Regionen durch den hohen Leerstand die Attraktivität der Innenstädte leidet und nur wenige Kunden anzieht. Die Aussichten der Händler geben keinen Grund zur Hoffnung. Sie rechnen weiterhin mit einem sehr zurückhaltenden Konsumverhalten.
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Baugewerbe
Lage besser als erwartet
Das Baugewerbe berichtet überraschend von einer guten Lage. Wie offizielle Statistiken belegen, liefen die Geschäfte im Straßenbau (Umsatz 1. HJ plus 4,0 Prozent) besser als im Wohnungsbau (1. HJ minus 26,6 Prozent). Die Aussichten im Baugewerbe signalisieren, dass es schwer wird, das erreichte Niveau zu halten. Auftragsrückgänge, Personalmangel und hohe Kosten lassen die Baubetriebe sehr skeptisch in die Zukunft blicken. Sie erwarten weder Wachstumsimpulse von der gewerblichen Wirtschaft noch von dem privaten Verbraucher. Zu groß sind die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten.
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Dienstleistungen
Moderate Entwicklung
Die Dienstleister sind in der Mehrheit mit der Geschäftslage zufrieden. Dieser Wirtschaftszweig ist die wichtigste Stütze für die regionale Wirtschaft. Zwar sind auch bei den unternehmensnahen Dienstleistern die Umsätze zurückgegangen, dennoch konnte das Geschäftsniveau gehalten werden. Bei den privatbezogenen Dienstleistern verliefen die Geschäfte unerwartet gut. Die Verbraucher scheinen noch nicht bei Kunst, Erholung, Gesundheit und Unterhaltung zu sparen. Die Dienstleister rechnen insgesamt mit einer konstanten Entwicklung. Risiken werden in einer rückläufigen Nachfrage, den politischen Rahmenbedingungen und dem Personalmangel gesehen.
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Gastgewerbe
Beherbergung besser als Gastronomie
Das Stimmungsbild ist im Gastgewerbe zweigeteilt. Das Beherbergungsgewerbe blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Viele Gäste zog es in die attraktiven Reisegebiete Südbrandenburgs. Das Gastgewerbe hat hingegen die Konsumzurückhaltung der Gäste zu spüren bekommen. Hinzu kam, dass aufgrund von Personalmangel die Öffnungszeiten in vielen Gaststätten verkürzt werden mussten. Das gesamte Gastgewerbe blickt skeptisch auf den weiteren Geschäftsverlauf. Hohe Kosten für Personal, Energie und Heizung belasten die Branche. Es wird befürchtet, dass aufgrund der unsicheren Zukunft die Verbraucher ihre Ausgaben einschränken werden.
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