Bundesweite Studie "Zukunftsfeste Innenstädte - Welche Wege führen zu mehr Resilienz?"

Die deutschlandweite Studie „Zukunftsfeste Innenstädte“ zeigt Perspektiven der Innenstadtentwicklung während und nach Corona sowie kurzfristige Stabilisierungsmaßnahmen und langfristige Ansätze die notwendig sind/waren.
Erste Tendenzen der deutschlandweiten imakomm-Studie „Zukunftsfeste Innenstädte: Zwischenbilanz und Strategien“ liegen vor. Ziel der Studie war die Gewinnung von praxisrelevanten Erkenntnissen für die Zukunft der Innenstädte. 750 Vertreter*innen aus Kommunen und Wirtschaftsvereinigungen in ganz Deutschland beteiligten sich an der Online-Befragung.
Grafik: Schlaglichter aus der nationalen Studie „Zukunftsfeste Innenstädte“

Anlass und Ziel der Studie

Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung haben das öffentliche Leben im Frühjahr 2020 urplötzlich zum Erliegen gebracht. Zu diesem Zeitpunkt waren langfristige Prognosen zu den Auswirkungen der Lockdowns für die deutschen Innenstädte unmöglich. Erste branchenbezogene Auswirkungen ließen Schlimmes erahnen, ein umfassender „Schadensbericht“ für die Innenstädte war aber nicht darstellbar.
Diese Lücke wird nun ein Stück weit geschlossen. Nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie zeigt die von der imakomm AKADEMIE GmbH (kurz: imakomm) federführend organisierte Studie erstmalig zentrale Kennziffern für die Entwicklung deutscher Innenstädte nach der Corona-Pandemie. Hierauf aufbauend wurden Ansatzpunkte für eine schnelle Stabilisierung der Innenstädte erfasst und bewertet. Weiterhin zielt die Studie darauf ab, Wege für eine langfristige Weiterentwicklung hin zur „Post-Corona-Innenstadt“ aufzuzeigen.

Erste Ergebnisse: mehr Leerstand und weniger Besucher

Erste Ergebnisse zeigen, dass aus Sicht der Befragungsteilnehmer*innen die innerstädtische Leerstandsquote „nach Corona“ dauerhaft auf 14-15 % ansteigen wird. Vor Ausbruch der Pandemie lag dieser Wert noch bei rund 10%. Tagsüber werden außerdem weniger Besucher in den Innenstädten erwartet. Es wird geschätzt, dass die Frequenz um knapp 10 Prozent zurückgeht. Für mehr Leben in den Innenstädten könnte der freizeitorientierte Tourismus sorgen. Der Geschäftstourismus scheint dagegen dauerhaft abgeschwächt zu bleiben. Neue Instrumente, Strategien und Konzepte zur zukunftsfesten Gestaltung der Innenstädte sind nötig: So finden 72% der Standorte eine Befreiung der verkaufsoffenen Sonntage vom Anlassbezug zur kurzfristigen Stabilisierung der Innenstädte wichtig. Die Studie zeigt noch weitere „Sofortmaßnahmen“ auf. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erreichbarkeit der Innenstädte und damit im erweiterten Sinne Infrastruktur. Aber auch alternative Nutzungsformen öffentlicher Flächen sowie Immobilien- und Leerstandsmanagement gehören dazu.
Weitgehend einig sind sich die Befragungsteilnehmer*innen darin, dass Innenstädte mittel- bis langfristig mehr und mehr zum agilen Lebensraum werden, der als „Gemeinsam-Projekt“ von möglichst vielen innenstadtrelevanten Akteuren zusammen gestaltet werden soll und muss. Passé ist demzufolge die Gleichung „Innenstadt = Einkaufen“. Als langfristigen Wettbewerbsvorteil sehen knapp 90% der Standorte eine resiliente Innenstadtentwicklung und -gestaltung. Aber: Aktuell sehen nur 34% der Standorte – vor allem sind dies Großstädte – ihre Innenstadt auch nur annähernd als resilient aufgestellt sehen.

Hintergrund: Institutionenübergreifendes Panel als inhaltliches Herzstück

Ideell und organisatorisch unterstützt wurde die Studie von sechs namhaften Partner*innen auf nationaler Ebene. Konkret waren dies: 1) der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK), 2) der Deutsche Städtetag, 3) der Deutsche Städte- und Gemeindebund, 4) die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V. (bcsd), 5) der City-Management-Verband Ost e.V. (CMVO) sowie 6) der Deutsche Verband der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaften e.V. (DVWE). Das Besondere: Die Studie wurde komplett von imakomm eigenfinanziert. Neutrale Ergebnisse waren also von Beginn an garantiert.
Kern der inhaltlichen Arbeit war der gemeinsame Austausch zwischen imakomm und den sechs genannten Partner*innen im Rahmen von insgesamt drei digitalen Panel-Runden. Dieses Panel unterstützten zudem auch insgesamt 41 regional tätige IHK-Organisationen aus 14 Bundesländern. Das Panel hatte die Aufgabe, sowohl die inhaltliche Basis der Studie als auch die eigentliche Online-Umfrage mitzugestalten und dann auch deren Verbreitung organisatorisch zu unterstützen. Zudem wurden in den Panelrunden sowohl Zwischen- wie Endergebnisse der Umfrage gesichtet, diskutiert und gemeinsam interpretiert. Im Rahmen der dritten Panel-Runde beteiligten sich ganz bewusst auch Vertreter*innen von Städten und Gemeinden sowie von Gewerbevereinigungen und einzelnen Gewerbebetrieben an der Ergebnisdiskussion. Mit diesem Vorgehen wurde gewährleistet, unterschiedlichste Erfahrungen aus dem gesamten Bundesgebiet einzubinden.

Studiendesign und Datensatz

Noch im Jahr 2020 wurde von der imakomm eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, die in eine Vielzahl an Thesen überführt wurde, welche es im Rahmen der Studie zu überprüfen galt. Gemeinsam einigten sich imakomm und die Studienpartner*innen darauf, möglichst alle deutschen Kommunen mit mehr als 5.000 Einwohnern zu erfassen. Die im Frühsommer 2021 durchgeführte Online-Umfrage richtete sich dabei bewusst sowohl an Kommunen (Kommunalverwaltung und städtische Tochtergesellschaften, z.B. Stadtmarketing GmbH) als auch innenstadtnahe Wirtschaftsvereinigungen (z.B. Handels- und Gewerbevereine, City Vereine sowie BID-Gemeinschaften).
Insgesamt wurden 747 Rückläufer aus allen 16 Bundesländern ausgewertet – die erwartete Zahl von 400 wurde somit weit übertroffen! Jeweils rund 40 % der teilnehmenden Standorte waren Kommunen kleiner (bis 19.999 Einwohner) und mittlerer Größe (20.000 – 99.999 EW), knapp 16 % hatten mehr als 100.000 Einwohner. 21 % der Befragungsteilnehmer*innen antworteten für private innenstadtnahe Wirtschaftsvereinigungen, rund 71% kamen aus dem unmittelbaren kommunalen Bereich. Hier erlaubt das Studiendesign wiederum eine Differenzierung zwischen den Angaben von (Ober-)Bürgermeister*innen, Stadtplaner*innen und marketingaffinen Ämtern (Tourismus, Wirtschaftsförderung usw.).
Quelle: Pressemeldung imakomm AKADEMIE GmbH