Erkennen einer Krise aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Erkennen einer Krise aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Auch wenn die Rahmenbedingungen für Unternehmen durch die Vielzahl an politischen Krisen und das wirtschaftliche Umfeld erheblich schwieriger geworden sind, so gibt es doch eine Vielzahl von Möglichkeiten, sein Unternehmen dagegen zu wappnen.
Erste Voraussetzung dafür ist zu erkennen, dass man auf eine Krise zusteuert.
Wann steckt ein Unternehmen in einer Krise?
Der entscheidende Indikator dafür ist nicht der erzielte Umsatz, sondern der erzielte Gewinn. So ist ein hoher Umsatz nicht gleichzeitig ein hoher Gewinn. Der Umsatz spiegelt die unternehmerische Tätigkeit wider; der Gewinn drückt das unternehmerische Geschick, den Erfolg aus.
Der Umsatz setzt sich aus den gesamten Rechnungen des Unternehmens zusammen. Der Gewinn ist das Ergebnis der Subtraktion der Kosten vom Umsatz. Hierbei werden alle im Unternehmen anfallenden Kosten angesetzt. Je besser im Vorfeld der Auftragsannahme und damit vor der Vertragsunterzeichnung kalkuliert wurde, umso höher fällt das Ergebnis aus.
Ergibt sich am Ende des Monats dauerhaft kein positives Ergebnis aus dieser Subtraktion, sollte zunächst die Kalkulation angepasst werden.
Mit einfachen Formeln kann die Kostendeckung überprüft werden
Zunächst werden in einer Kalkulation die Kosten ermittelt. Für eine grobe erste Kalkulation kann der Arbeitgeber-Brutto-Lohn der Mitarbeiter zugrunde gelegt werden; sprich die Summe des Brutto-Lohns der Mitarbeiter zuzüglich pauschal 30 Prozent Nebenkosten des Arbeitgebers oder die Summe der Lohnzahlungen aus der monatlichen Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) des Steuerberaters. Dieser Betrag wird mit einem für jede Branche anderen Faktor multipliziert. Bei Unternehmen der Dienstleistungsbranche als Untergrenze mit dem 1,5-fachen, bei Ingenieur intensiven Branchen mit dem 3-fachen.
Für eine detaillierte Kalkulation ist zunächst die Summe des Arbeitgeber-Brutto-Lohns aller Mitarbeiter, auch die Lohnkosten der Verwaltungsmitarbeiter und sonstige nicht produktive Mitarbeiter, anzusetzen und auf eine Arbeitsstunde zu berechnen. Dieser Kostensatz wird mit der zu erwartenden Anzahl an Arbeitsstunden für die Abarbeitung des jeweiligen Auftrages multipliziert. Zum Ergebnis dieser Berechnung werden die notwendigen Materialkosten sowie die Kosten für den Unterhalt des Betriebsgeländes, des Betriebsgebäudes sowie des Maschinenparks hinzugezogen. Neben den Kosten für den Betrieb des Unternehmens müssen noch die Finanzierungskosten, Zinsen plus Tilgung der Kredite, hinzugerechnet werden. Um einen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen, muss zu diesen Herstellungskosten noch ein Gewinn hinzuaddiert werden.
Auch bei Verträgen lieber einmal mehr hinschauen
Sollten Sie bei der Kalkulation erkennen, dass bestehende Aufträge nicht kostendeckend sind, sollten Sie überprüfen, welche Kostenarten durch die Aufträge nicht gedeckt werden. Hier sollten die Preise der verwendeten Materialien mit den entsprechenden Lieferverträgen analysiert und ggf. nachverhandelt werden. Sofern Kostensteigerungen von grundsätzlicher Natur sind und nicht vom Auftragnehmer beeinflusst werden können, sollte auch mit dem Auftragnehmer der Liefervertrag überprüft und nachverhandelt werden.
Ebenfalls genau hinschauen sollten Sie, wenn Ihr Vertragspartner einen Kontokorrentkredit ständig voll in Anspruch nimmt. Dann sollten Sie prüfen, nach welchen Zeiträumen die Rechnungen und in welcher Höhe diese von dem Auftraggeber bezahlt werden. Hier hilft ein gut organisiertes Forderungsmanagement im eigenen Unternehmen, welches sich um Rechnungsversand und Mahnwesen kümmert. Unter Umständen übernimmt dieses Forderungsmanagement auch die Hausbank oder ein Factoring-Unternehmen, an welche die betreffenden Forderungen dann übertragen werden. Eventuell ist es auch möglich, einen Teil des eigenen Kontokorrentkredites in einen Tilgungskredit umzuschulden. Diese Maßnahmen setzen eine Liquiditäts- und Rentabilitätsrechnung voraus, aus der die monatlichen Ergebnisse des Unternehmens zu ersehen sind. Welche der Wege für Ihr Unternehmen am erfolgversprechendsten sind, sollte im Gespräch mit der Hausbank geklärt werden.
Gespräch mit der Bank führen
Sollten alle Maßnahmen nicht ausreichend sein das Unternehmen zu stabilisieren und Sie selbst deswegen Ihren Kontokorrentkredit ständig in Anspruch bzw. sogar überziehen müssen, besteht dringender Handlungsbedarf. Um die notwendige Rentabilität herzustellen, ist mit der Hausbank über eine grundlegende neue Finanzierungsstruktur nachzudenken. Grundlage dieser Gespräche sind immer die letztjährige Bilanz mit der Gewinn- und Verlustrechnung, die aktuelle BWA sowie die Liquiditäts- und Rentabilitätsrechnungen für das laufende und die folgenden drei Jahre.
Im Zweifel und zuallerletzt sollte über die Anzahl der Beschäftigten und deren Gehaltshöhe sowie der Bestandteile, Fixgehalt und Bonuszahlungen, nachgedacht werden. Dass die rechtlichen Hürden sich von Mitarbeitern zu trennen, sehr hoch sind, ist allgemein bekannt. Allerdings sollte auch geprüft werden, ob die vorhandenen Qualifikationen der Mitarbeiter noch zu den Anforderungen des Betriebes passen. Den betreffenden Mitarbeitern kann eine Weiterqualifizierung angeboten werden. Die Kosten für diese Weiterbildungsmaßnahmen können unter bestimmten Umständen aus Förderprogrammen teilweise übernommen werden. Nur Mitarbeiter mit der passenden Qualifikation können auch für das Unternehmen die Rentabilität erwirtschaften, welche zum Bestand und zur Sicherung des Unternehmens notwendig ist.
Um die Weichen für eine Sanierung richtig zu stellen, sollten Sie sich sowohl in juristischer wie auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht beraten lassen. Eine solche Beratung bieten auf Sanierungsmanagement spezialisierte Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer an.