Pressemitteilung
13. Konjunkturreport Lausitz: Wachstumsimpulse notwendig
Cottbus/Dresden/Ruhland, 12. November 2024
Geschäftslage ohne Verbesserung +++ keine Trendwende in Sicht +++ Investitions- und Beschäftigungsbereitschaft bleibt schwach
Die Geschäfte der Lausitzer Unternehmen laufen insgesamt stabil, aber weiter auf niedrigem Niveau. Die Geschäftslage hat sich nicht verbessert. Jedes fünfte Lausitzer Unternehmen schätzt sie als schlecht ein. Im Vergleich zum letzten Herbst ist der Lagesaldo aus guten und schlechten Bewertungen sogar weiter von 12 auf 8 Prozentpunkte gesunken. Als „befriedigend“ bewerten 52 Prozent ihre Geschäftslage, 28 Prozent schätzen sie als „gut“ ein. Allerdings gibt es in den Wirtschaftsbereichen unterschiedliche Entwicklungen. Während in der Industrie und in der Bauwirtschaft eine leichte Verbesserung zu verzeichnen ist, bewertet der Handel seinen Geschäftsverlauf im Branchenvergleich am schlechtesten. Nicht ganz so trüb, aber ebenso verschlechtert, hat sich die Stimmungslage bei den Dienstleistern und Touristikern. Ursächlich sind internationale Krisen, eine rückläufige Nachfrage im In- und Ausland sowie hohe Kosten.
Diese Lageeinschätzung beruht auf der gemeinsamen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Cottbus und Dresden. Beteiligt haben sich rund 500 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistungen und Gastgewerbe der Landkreise Görlitz, Bautzen, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster, Spree-Neiße und der Stadt Cottbus.
Auch die Geschäftserwartungen lassen trotz Positiventwicklung im Frühjahr keine Trendwende erkennen. Lediglich sechs Prozent der Unternehmen rechnen in den kommenden Monaten mit einem besseren Geschäftsverlauf. Mehr als ein Drittel der Betriebe erwartet schlechtere Geschäfte. Dennoch hat sich der Prognosewert im Erwartungssaldo gegenüber dem letzten Herbst um 8 Prozentpunkte verbessert.
Die Skepsis resultiert aus der Wahrnehmung unterschiedlicher Geschäftsrisiken, angeführt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 Prozent). Darauf folgen im Risikoradar auf Platz zwei die Energie- und Rohstoffpreise (62 Prozent) und auf Platz drei die Arbeitskosten (55 Prozent), erst danach wird der Fachkräftemangel (54 Prozent) genannt.
Die Investitionsbereitschaft bleibt schwach. 57 Prozent und damit weit über die Hälfte der Lausitzer Unternehmen hat angegeben, nicht zu investieren bzw. ihre Ausgaben zu verringern. Gründe sind unter anderem unklare Perspektiven und hohe Kosten. Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen bleibt anhaltend gering. Nur sieben 7 Prozent planen Neueinstellungen. Ein Viertel rechnet mit einem Beschäftigungsrückgang. Besonders im Handel und Gastgewerbe ist die Zurückhaltung groß.
Lukas Rohleder, Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden: „Nach etwas Bewegung zu Jahresbeginn ist der für dieses Jahr erhoffte Aufschwung leider nicht eingetreten. Neben rein konjunkturellen Einflüssen verbinden wir diese Feststellung mit einem klaren Signal an die Landesregierungen in Sachsen und Brandenburg. Die Unternehmen brauchen bessere Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu den dafür notwendigen Maßnahmen gehören weniger Regulierung, beschleunigte Genehmigungen, die Klärung offener Fragen bei der Energiewende oder auch die Forcierung der Fachkräftesicherung.“
André Fritsche, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus: „Die Wirtschaft tritt auf der Stelle und braucht eine handlungsfähige Regierung, die dringende Reformen schnellstmöglich umsetzt. Keinesfalls darf es zu einem Stillstand kommen. Wachstumsimpulse, um die Investitionstätigkeit der Unternehmen anzukurbeln, sind dringend notwendig. Weit über die Hälfte der Lausitzer Unternehmen investiert nicht oder verringert Ausgaben. Zudem sind Rationalisierung und Innovation bei viel zu wenigen Betrieben ein Investitionsmotiv. Nur mit der Ansiedlung von Zukunftsindustrien kann in der Region die Wertschöpfung langfristig gesteigert werden. Ein Net Zero Valley würde den Standort für Investitionen attraktiver machen. Mit Nachdruck fordern wir, dass die zukünftigen Landesregierungen in Dresden und Cottbus diese Zukunftsvision aufgreifen und unterstützen.“
Fokus Wasser als Standortfaktor
In Zeiten steigender Wasserbedarfe und abnehmender Grundwasserressourcen ist die Versorgungssicherheit mit Wasser Lebensgrundlage und bedeutender Standortfaktor. Innerhalb der Konjunkturumfrage wurde erstmals auch zur Bedeutung von Wasser für den Geschäftsbetrieb gefragt. 35 Prozent gaben an, dass Wasser diesbezüglich „wichtig bis sehr wichtig“ für sie ist. Dabei tritt die Tourismus-Branche mit einem Wert von 88 Prozent deutlich hervor. Die Sorge, dass Wassermangel infolge des Kohleausstiegs und der klimatischen Veränderungen die Geschäftslage negativ beeinflusst, ist dort besonders hoch. In der Industrie ist die Einschätzung vom jeweiligen Wirtschaftszweig abhängig. Insgesamt betrachtet schätzen 38 Prozent der Industriebetriebe die Verfügbarkeit von Wasser für ihren Geschäftsbetrieb jedoch als „wichtig/sehr wichtig“ ein.
André Fritsche: „Um einen Wassermangel nach dem Kohleausstieg 2038 zu vermeiden, müssen politische Entscheidungen für wasserwirtschaftliche Maßnahmen schnellstmöglich seitens der Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen herbeigeführt werden. Die geplanten Studien zu Flussüberleitungen und großen Wasserspeichern sind wichtig. Allerdings kommen Investitionsentscheidungen nach 2027/28 vielleicht schon zu spät“, so André Fritsche.
Beim alljährlichen länderübergreifenden IHK-Wasserkongress vom 12. bis 13. Mai 2025 wird sich dazu wieder mit Politik und Verwaltung ausgetauscht.
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