Wasserstoffpipelines in der Lausitz
Die Lausitz soll mit Wasserstoff als Kernelement der Energiewende eine Vorreiterrolle bei der Einführung erneuerbarer Technologien übernehmen. Um die Wasserstoff-Versorgung zu sichern soll die Lausitz auf verschiedenen Ebenen an Wasserstoffpipelines angeschlossen werden. Diese sind das Wasserstofftransportnetz Lausitz, Wasserstoffnetz Brandenburg und Wasserstoff-Kernnetz Deutschland.
Wasserstoff-Kernnetz
Auf Bundesebene wird das Wasserstoff-Kernnetz Deutschland entstehen (weitere Infos hier).
Gemäß der Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes vom 22.10.24 durch die Bundesnetzagentur wird bis 2032 für voraussichtlich 18,9 Mrd. € ein 9.040 km langes Leitungsnetz in ganz Deutschland entstehen. Das Wasserstoff-Kernnetz wird eine Ein- bzw. Ausspeisekapazität von etwa 101 GW bzw. 87 GW haben. 56% des Kernnetzes soll aus umzustellenden Erdgasleitungen entstehen, 44% werden neu gebaut.
Wie auch die Karte oben zeigt, sind für die Wasserstoff-Kernnetz-Anbindung in der Lausitz Leitungen geplant:
- von Berlin kommend, nach Rüdersdorf führend (CEMEX),
- weiter bis zum Stahlkonzern ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt führend
- und dann bis Spreetal in der Lausitz die Kraftwerksstandorte der LEAG anbindend.
Das ist positiv zu bewerten und stellt in der brandenburgischen Lausitz einen klaren Standortvorteil dar. Die planerische Inbetriebnahme dieses neuen Wasserstoff-Kernnetzes soll bis 2032 erfolgen.
Das bedeutet konkret für die Lausitz:
Leider ist für diese neu zu bauende Wasserstoffleitung von Berlin-Rüdersdorf-Eisenhüttenstadt bis in die Lausitz bisher „kein Vorhabensträger“ benannt worden. Das bedeutet, dass sich bisher kein Unternehmen bekannt hat, diese neu zu bauende H2-Leitung zu planen und zu bauen. Demnach sehen wir als Wasserstoffnetzwerk Lausitz DurcH2atmen den Plan, die Lausitz bis 2032 mit einer neu zu bauenden Wasserstoffpipeline direkt anzubinden, in den nächsten 8 Jahren (bis 2032) für kaum umsetzbar.
Bisher hat die ONTRAS GmbH mit dem Hauptsitz in Leipzig das Monopol bei der Betreibung und der Bewirtschaftung aller großer Erdgasleitungen in Ostdeutschland. Die ONTRAS hätte dieser „Vorhabensträger“ für die neu zu planende und zu bauende Wasserstoffpipeline in die Lausitz sein können. Im Rahmen des großen Treffens des Wasserstoffnetzwerkes Lausitz am 27.9.2024 in Schwarze Pumpe hat es die dort referierende Vertreterin der ONTRAS deutlich ausgesprochen. Aus „Marktwirtschaftlichen Erwägungen und unter zu Grunde Legung der bisher bei der ONTRAS eingegangenen verbindlichen Versorgungsanträge von künftigen Wasserstoffkunden aus der Lausitz“ lässt sich aktuell kein ausreichend großer Kundenstamm an Wasserstoffkunden erkennen, der einen Bau dieser neuen Wasserstoff-Leitung rechtfertigen würde.
Das bedeutet: So lange die LEAG auf Grund der bisher immer noch fehlenden verbindlichen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung nicht verbindlich sagen kann, ob und ggf. wie viele Grundlastgaskraftwerke in der Lausitz wirklich gebaut werden, so lange wartet die ONTRAS auf verbindliche Aussagen von der LEAG bezüglich ihres künftigen Gas/Wasserstoffbedarfes. Die LEAG indies wartet auf eine leitungsfähige Anbindung ihres künftigen Grundlastgaskraftwerkes/Wasserstoffkraftwerkes, welche die ONTRAS planen und bauen müsste. Das heißt konkret, das Henne-Ei-Prinzip besteht weiterhin und fällt der Strukturwandelregion jetzt massiv auf die Füße. Leittragende sind vor allem die vielen (kleineren) Wasserstoffinvestoren, die sich in der Lausitz ansiedeln möchten und auf eine leistungsfähige Wasserstoffpipeline angewiesen sind. Vorne an z.B. der Drewitzer Investor HY2Gen, die dort aus Wasserstoff im großen Stil synthetische Kraftstoffe herstellen möchten oder auch die ENERTRAG, die in Schwarze Pumpe in großem Stil in die Wasserstofftechnologie investieren möchten.
So kann es weitergehen:
Variante 1:
Zur Umsetzung eines Wasserstoffpipelinenetzes in der Lausitz sollte nun, laut der Bundesnetzagentur, oberstes Ziel sein, die „integrierte Netzentwicklungsplanung für Wasserstoff“ als Priorität ins Auge zu fassen, die die Bundesnetzagentur bis Sommer 2025 erstellen wird. Laut Aussage des Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller kann die Bundesnetzagentur in diesem Verfahren „erstmalig“ die (einen) Netzbetreiber bei entsprechenden Bedarfen der regionalen Unternehmen, zum Wasserstoff-Netzausbau verpflichten. Dies sei ggf. sogar ohne Zeitverlust gegenüber den Planungen im Wasserstoff-Kernnetz umsetzbar.
Mit diesem Ausblick ist es nun besonders wichtig, dass sich alle Akteure in der Lausitz klar zum Einsatz von Wasserstoff und den definitiv benötigten Wasserstoff-Mengen bekennen.
Variante 2:
Eine bisher für die Lausitz noch kaum betrachtete Chance besteht darin, die von Nord nach Süd durch die Lausitz hindurchführende ehemalige OPAL-Erdgasleitung auf Wasserstoff umzustellen. Die vier nebeneinander liegenden und 1,40 Meter im Durchmesser umfassenden Röhren führen aktuell kaum noch Gas, das bisher aus Russland kam und nun nicht mehr geliefert werden darf. Eine dieser Röhre wird ebenfalls bis 2032 auf Wasserstoff umgestellt, so wie jetzt durch die Bundesnetzagentur bestätigt wurde. Diese Leitung liegt bereits in der Erde und muss nicht neu gebaut werden. Diese Wasserstoff-Leitung führt von Lubmin an der Ostsee rechts an Berlin vorbei und weiter an Königs Wusterhausen und Groß Köris vorbei, mitten durch LDS und TF (Baruth), durch OSL (Calau, Schwarzheide und Lauchhammer) weiter durch Elbe-Elster (Plessa, ) und durchquert Sachsen (Olbernhau im Erzgebirge) mit der direkten Anbindung von Tschechien. Diese Leitung wird definitiv ab 2032 Wasserstoff führen.
Das heißt für die Lausitz: Möglicherweise sollten wir nun beginnen, die Wasserstoff-Erschließung der Lausitz von „links her“ von der OPAL-Leitung her bei Schwarzheide und Lauchhammer zu denken als auf einen ungewissen Neubau der Wasserstoff-Leitung aus dem Norden von Eisenhüttenstadt zu hoffen.
Wasserstofftransportnetz Lausitz
Die folgende Karte gibt eine Orientierung über den möglichen Ausbau des Wasserstofftransportnetzes in der Lausitz bis 2045 (Stand 2023) (Quelle: Machbarkeitsstudie zum Aufbau eines leitungsgebundenen Wasserstofftransportnetzes in der Lausitz (Kurzfassung); S. 54; Redaktionsschluss: 10.07.2023; INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG und Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.). Dazu hat eine Machbarkeitsstudie zum Aufbau eines leitungsgebundenen Wasserstofftransportnetzes in der Lausitz bis zum 10.07.2023 Erzeuger und Verbraucherpotentiale erfasst, technische und wirtschaftliche Möglichkeiten betrachtet, Trassenführungen entwickelt und die rechtliche Umsetzbarkeit geprüft.
Die Studie bestätigt, dass für die Anwendung und den Einsatz von Wasserstoff in der brandenburgischen Lausitz vor allem im Industriesektor sehr großes Potenzial vorhanden ist. Es ist daher wichtig, die Industrie- und Gewerbegebiete in der Lausitz zeitnah an eine Wasserstoffpipeline anzuschließen.
Insgesamt wird ausgehend von heute bis in das Jahr 2045 neben einem hohen Wasserstoffbedarf der Unternehmen in der Lausitz noch ein deutlich höheres Wasserstofferzeugungspotenzial prognostiziert. Das in der Studie entwickelte Wasserstoffnetz könnte im Jahr 2045 eine Gesamtlänge von rund 404 km aufweisen und zu rund 30% aus umgestellten Leitungen bestehen. (detaillierte Ergebnisse der Studie im Bereich Weitere Informationen).
Wasserstoffnetz Brandenburg
Das Wasserstofftransportnetz Lausitz wird sich in die Pipelineplanung in Brandenburg eingliedern (weitere Infos hier).