Positionspapier "Biomasse für Energiewende und Klimaschutz nutzen"

Das gemeinsame Positionspapier „Biomasse für Energiewende und Klimaschutz nutzen“ wurde durch die Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg erarbeitet. Die Vollversammlung der IHK Cottbus hat das Positionspapier in ihrer Sitzung am 28. November 2024 beschlossen. Auch die weiteren Kammern haben es zur Schaffung einer gemeinsamen Positionierung in ihren entsprechenden Gremien legitimiert.
Um die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 deutlich zu reduzieren und bis 2045 die Klimaneutralität zu erreichen, ist eine tiefgreifende Transformation der Wirtschaft notwendig. Ein Weg, die sich daraus ergebenden Herausforderungen anzugehen, ist es, die regionalen Biomassepotenziale besser zu nutzen. In Brandenburg und Berlin bestehen hier, insb. auch bei biogenen Rest- und Abfallstoffen, noch erhebliche Reserven. Biomasse ist ein wichtiger Bestandteil kreislaufwirtschaftlicher Systeme und stellt mit einem Anteil von knapp 50 Prozent an der erneuerbaren Endenergie derzeit den wichtigsten erneuerbaren Energieträger Deutschlands bereit.
Biomasse bietet vielfältige und witterungsunabhängige Einsatzgebiete, kann grundsätzlich sowohl stofflich als auch energetisch verwendet werden und so in vielen industriellen Produktionsprozesse als Ressource im Prozess verwendet werden. Auch im Rahmen einer nachhaltigen Rest- und Abfallstoffverwertung ist eine effiziente Verwendung von Biomasse ein wichtiger Bestandteil. Als komplementäre Energiequelle zu weiteren erneuerbaren Energieträgern kann Biomasse flexibel eingesetzt und unkompliziert gespeichert bzw. gelagert werden.
Im Rahmen der stofflichen Verwendung von Biomasse können beispielsweise Faserpflanzen oder Wolle für Bau- und Dämmstoffe oder Pflanzenstärke zur Herstellung von Biokunststoffen, -verpackungen und -folien eingesetzt werden. Nebenprodukte sowie Rest- und Abfallstoffe, wie z. B. Koppelprodukte aus der Verarbeitung von Erntegütern oder Landschaftspflegematerial, können die Grundlage neuer, nachhaltiger und kreislauffähiger Erzeugnisse darstellen.
Biomasse liefert darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung entlang unterschiedlicher Lieferketten. Aus klimatischen und ökologischen Gründen ist eine bessere Verwendung von Biomasse in einer kreislauforientierten Wirtschaft notwendig und bietet einen wichtigen Ansatzpunkt für eine starke und zukunftsfähige Wirtschaft in der Region Berlin-Brandenburg.
Die Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg sprechen sich dafür aus, dass Biomasse wegen ihrer derzeitigen Bedeutung und einzigartigen Charakteristik ein entsprechender Stellenwert in der politischen Debatte beigemessen wird. Dazu sind folgende grundsätzliche und sektorspezifische Forderungen zu berücksichtigen:
  1. Die Potenziale von Biomasse sind in Zukunft noch besser zu nutzen, da sie nicht nur eine der wenigen heimischen Rohstoffquellen darstellt, sondern eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft stärkt und zur lokalen Wertschöpfung beiträgt.
  2. Über die Verwendung von Biomasse muss die langfristige Wirtschaftlichkeit entscheiden. Außerdem sollte der stofflichen Nutzung von Biomasse Vorrang vor der energetischen Nutzung gewährt werden.
  3. Kleinteilige, politisch getriebene Einschränkungen der Nutzungsbereiche von Biomasse sind zu vermeiden.
  4. Bei der Nutzung von Biomasse ist eine regionale Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Darüber hinaus sind Biomassepotenziale nachhaltig zu heben, unter Umständen auch überregional.
  5. Biomasse ist als nachhaltige stoffliche und energetische Kohlenstoffquelle zu stärken. Gleichzeitig ist Biomasse als langfristige Kohlenstoffsenke zu nutzen.
  6. Die Erzeugung von Biomasse ist bei der Flächennutzungsplanung im Rahmen der Energiewende aktiv mitzudenken.
  7. Biomasse und Biomassekraftwerke sind in der kommunalen Wärmeplanung und im Hinblick auf die Versorgungssicherheit beim Strom zu berücksichtigen. Vorhandene Gasnetze sollten für die Einspeisung von Biomethan weitergenutzt werden.
  8. Zum Erreichen der Verkehrswende sind faire und stabile Rahmenbedingungen zu schaffen, welche biomassebasierte Kraftstoffe nicht benachteiligen. Um den Luftverkehr klimafreundlicher zu gestalten, ist die Beimischung biomassebasierter Flugkraftstoffe zu fokussieren.
Das gemeinsame Positionspapier der Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg finden Sie auf der rechten Seite als Download.