Energiewende-Barometer 2024
Im jährlichen „Energiewende-Barometer“ der IHK-Organisation werden Unternehmen zum Fortschritt der Energiewende und zur aktuellen Klima- und Energiepolitik befragt. Die deutschlandweite Online-Umfrage lief vom 10. bis 30. Juni 2024. In Brandenburg beteiligten sich IHK-Mitgliedsunternehmen der Branchen Bau, Industrie, Handel und Dienstleistungen. Folgende Kernaussagen zeigt das IHK-Energiewende-Barometer 2024 auf.
Energiekrise verfestigt sich – Bewertung der Energiewende zunehmend „sehr negativ“ besetzt
Abbildung 1: Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
Die zentrale Frage des IHK-Energiewende-Barometers lautet: „Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?“ Gegenüber den Vorjahren hat der Anteil der „sehr negativen“ Bewertung nochmals zugenommen (Abbildung 1). Insbesondere im Vergleich zum Jahr 2021, dem letzten Jahr vor der Energiekrise, zeigt sich, dass sich die negative Bewertung nicht nur deutlich erhöht, sondern auch auf hohem Niveau verfestigt hat. Auch in den jüngsten Konjunkturumfragen der brandenburgischen Industrie- und Handelskammern werden die hohen Energie- und Rohstoffpreise anhaltend als eines der bedeutendsten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung benannt. Die Auswirkungen hoher und zunehmend schwieriger zu kalkulierender Energiekosten zeigen sich in der aktuellen Umfrage deutlich bei den Investitionsplänen der Unternehmen. Knapp 46 Prozent stellen deshalb Investitionen in Kernprozesse zurück (Vorjahr 39 Prozent) und bereits knapp 41 Prozent geben an, dass deshalb die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens am Standort Deutschland verloren geht (Vorjahr 37 Prozent). Dieser Trend verdeutlicht die Dringlichkeit einer bezahlbaren und sicheren Energieversorgung als unverzichtbarer Bestandteil einer Wirtschaftspolitik mit stabilen und investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen, um brandenburgische Unternehmensstandorte langfristig zu sichern. Nur jedes vierte Unternehmen gibt an, dass die hohen Energiepreise keine Auswirkungen auf Investitionen haben.
Viele Unternehmen leisten im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits einen aktiven Beitrag zur Energiewende durch den Aufbau eigener erneuerbarer Stromerzeugungsanlagen und Energiespeicher sowie durch die Steigerung der Energieeffizienz zur Kostensenkung. Stark schwankende Preise auf einem deutlich erhöhten Niveau können aber dadurch nicht vollständig ausgeglichen werden. Entlastungen, wie der Wegfall der EEG-Umlage beim Strom oder die Absenkung der Stromsteuer für das verarbeitende Gewerbe, wurden durch stark gestiegene Netzentgelte oder andere Umlagen mehr als kompensiert. Die seit Jahren überdurchschnittlich hohen Stromnetzentgelte in Brandenburg führen trotz eines hohen Anteils erneuerbarer Energien im Land mehr und mehr zu einer sinkenden Akzeptanz der Energiewende in der Wirtschaft, wodurch der „Generationenprozess Energiewende“ mittlerweile deutlich negativ besetzt ist.
Transformation: Verlässlichkeit der Energiepolitik und zu viel Bürokratie hemmen die Wirtschaft
Im Energiewende-Barometer konnten die Unternehmen ihre drei größten Hindernisse benennen, die die Transformation des Energiesystems beeinträchtigen und den Beitrag für mehr Klimaschutz behindern. Wie in den Vorjahren sind es die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit der Energiepolitik (61 Prozent), zu viel Bürokratie durch die Vielzahl an neuen Vorschriften und Regulierungen (61 Prozent) sowie die zu langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren (51 Prozent). Die Nachwirkungen der Energiekrise zeigen sich auch weiterhin für viele Branchen in den zu hohen Energiepreisen. Die Preise auf den Energiemärkten sind nach den Spitzenwerten aus 2022 zwar gesunken, weisen aber weiterhin ein deutlich erhöhtes und stark schwankendes Niveau auf. Dies zeigt sich darin, dass aktuell wieder 41 Prozent der Unternehmen die Energiepreise als eines der drei größten Hindernisse bewerten, nachdem dies im Vorjahr auf 35 Prozent gesunken war. Die Preisbremsen sind ausgelaufen und die Politik muss weitere Entlastungen für die Wirtschaft ermöglichen.
Empfehlungen der Wirtschaft an Politik
Abbildung 2: Zustimmung der Unternehmen zu politischen Maßnahmen, um Energiewende und Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten
Angesichts der herausfordernden Transformation finden bei den Unternehmen in Brandenburg insbesondere vier Themen ungeteilte Zustimmung von jeweils über 80 Prozent (Abbildung 2):
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Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge sollten verbessert werden
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Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen sein
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Steuern und Abgaben auf den Strompreis sollten weiter gesenkt werden
- Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen sind ein zunehmendes Problem, das durch eine stabile Energieversorgung gelöst werden muss
Das Thema Wasserstoff hat ebenso eine hohe Bedeutung. Für die künftige Verwendung sollte CO2-armer Wasserstoff ebenso wie grüner Wasserstoff am Markt vorhanden sein. Zudem sollte der Zugang zu Wasserstoff für alle Branchen und Regionen planungssicher hergestellt werden. Politische Maßnahmen, die zu klaren Rahmenbedingungen für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft führen, sowie ein beschleunigter Netzausbau sind dafür notwendig. Insgesamt stimmen 54 Prozent der Unternehmen zu, dass CO2-Abscheidung, Transport und Nutzung möglich gemacht werden muss; nur 10 Prozent lehnen dies ab. Für den Erhalt der einheitlichen Strompreiszone in Deutschland sprechen sich mehr Unternehmen als im Vorjahr aus, während die Zustimmung zum Ausbau des Emissionshandels abgenommen hat.
Bundesweites Energiewende-Barometer 2024
Zur ausführlichen Auswertung des bundesweiten Energiewende-Barometers 2024 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gelangen Sie über diesen Link.