Fachkräfte erschließen, Talente fördern

Alle Fachkräftepotenziale konsequent heben

Der Fachkräftemangel bleibt die größte Herausforderung der Wirtschaft. Aufgrund ihrer engen Verflechtung brauchen Berlin und Brandenburg dringend eine gemeinsame Fachkräftestrategie, denn vielerorts können Unternehmen aufgrund fehlenden Personals nicht mehr ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen. Alle bestehenden Fachkräftepotenziale wie Langzeitarbeitslose, Menschen mit Migrationsbiografie und Geflüchtete im Land Brandenburg sind konsequent in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hierfür sind jegliche Möglichkeiten wie Aktivierungsmaßnahmen, Sprach- und Integrationskurse, individuelle Unterstützungsangebote und bei Gelegenheit die duale Ausbildung sowie Anreizsysteme zu schaffen, die aktuellen Hemmnissen entgegenwirken. Menschen mit Behinderung müssen alle Chancen erhalten, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Die Zusammenarbeit mit den Hochschuleinrichtungen ist darauf auszurichten, Studienabbrecher in den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren. Gesetzliche Rahmenbedingungen sind so zu gestalten, dass auch älteren Erwerbstätigen und Rentnern attraktive Arbeitsangebote unterbreitet werden können. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist als ganzheitlicher Ansatz der modernen Arbeitswelt zu betrachten. Dafür sind neben den Leistungen der Unternehmen weitere Rahmenbedingungen wie flächendeckende Kinderbetreuungsstrukturen, Ganztagsbetreuung und Pflegeplätze sicherzustellen.

Berufliche Orientierung und duale Ausbildung stärken

Junge Menschen stehen heute einer unübersichtlichen Anzahl an wählbaren beruflichen Optionen gegenüber. Eine berufliche Orientierung, die gleichberechtigt berufliche sowie akademische Ausbildungsmöglichkeiten darstellt, muss daher eine zentrale Aufgabe schulischer Bildung sein. Ihre Landesstrategie ist im Landesschulgesetz für alle Schulformen als verbindliche Grundlage zu definieren. Das Land und alle Akteure im dualen System müssen das Image der beruflichen Bildung verbessern. Die duale Ausbildung bleibt das wichtigste Instrument der Wirtschaft, ihren Fachkräftebedarf zu decken. Ihre Umsetzung nach bundeseinheitlichen Vorgaben ist durch hohe Standards in Oberstufenzentren abzusichern. Da diese entgegen anderen Schulformen im Digitalprogramm 2025 des Landes nicht explizit erwähnt werden, muss sich das Land auf die digitale Ausstattung und damit die Vermittlung zeitgemäßer Digitalkompetenzen fokussieren. Der Schulversuch “Distanzunterricht in der Berufsschule” ist zur Sicherung einer flächendeckenden beruflichen Beschulung weiterzuverfolgen und zu fördern. Bei der Suche nach qualifizierten Lehrkräften sind alle Wege der Fachkräftegewinnung – von Quereinsteigern, dem landeseigenen Studienangebot über attraktive Bedingungen bis zur überregionalen Akquise – zu nutzen. Neben der Ausbildungsleistung der Unternehmen sind weitere Anreize wie eine Mobilitätsgarantie (z. B. Azubi- bzw. Deutschlandticket, Azubi-Wohnen, Erhalt der Berufsschulstandorte) vom Land zu setzen.

Gezielte Fachkräfteeinwanderung effektiv fördern

Brandenburg benötigt neben qualifizierten Fach- und Arbeitskräften aus dem Inland auch die gezielte Zuwanderung aus dem Ausland. Die neuen gesetzlichen Regelungen bieten erweiterte Möglichkeiten der Zuwanderung aus Drittstaaten (Nicht-EU-Staaten), dürfen aber nicht durch fehlende Ansprechpartner in den Behörden, langwierige und intransparente Verwaltungsverfahren sowie übermäßige Bürokratie vertan werden. Sowohl ausländische Fachkräfte als auch die Unternehmen sollten in diesem Verfahren gefördert, statt zusätzlich belastet werden. Ein Schulterschluss verschiedener Institutionen ist erforderlich, um einen besseren Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen und eine Willkommenskultur zu etablieren. Das Land muss sich beim Bund für eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung einsetzen, damit die Unternehmen ihre Angebote erhalten können. Berlin und Brandenburg müssen beim Werben internationaler Fachkräfte die Chance als Hauptstadtregion stärker nutzen und enger zusammenarbeiten. Die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Aufnahme ausländischer Fachkräfte sind an den realen Bedarf anzupassen.

Berufliche und akademische Bildung gleichstellen

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen mehr Menschen für die berufliche Bildung gewonnen werden. Die Berufliche Fort- und Weiterbildung als ein wesentliches Instrument der Fachkräfteentwicklung und -sicherung in den Unternehmen ist daher der akademischen Bildung gleichzustellen. Nicht nur wegen der rasanten technischen Dynamik, sondern auch, weil die demografische Entwicklung ein lebenslanges Lernen erfordert. Ihre Förderung und die der Aufstiegsqualifizierung ist weiter zu stärken und auszubauen. Weiterbildungskosten dürfen nicht zum Hemmnis für die Teilnahme an beruflicher Qualifizierung werden. Die Transformation der Wirtschaft aber auch der Wandel der Arbeitswelt erfordern Beratungs- und Förderkonzepte, die diesen Entwicklungen und den Bedarfen der Wirtschaft gerecht werden.