Handelskammer-Konjunkturreport zum Herbst: Nachlassende Geschäftslage und verschlechterte Geschäftsaussichten sorgen für zurückhaltende Investitions- und Personalpläne
(PM 41-2023, 17.10.2023) Die Geschäftslage in der bremischen Wirtschaft hat sich im Herbst weiter eintrübt und wird überwiegend negativ bewertet. Auch die Erwartungen an die Geschäfte der kommenden zwölf Monate haben sich weiter verschlechtert und sorgen bei den Unternehmen für zurückhaltende Investitions- und Personalpläne. Parallel dazu bleiben der Fachkräftemangel sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und zunehmend auch die Entwicklung der Energiepreise aus Sicht der Unternehmen die größten Geschäftsrisiken. Das ergab der Kon-junkturreport der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven zum Herbst 2023. An der Quartalsumfrage haben sich 468 Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe, aus Handel und Dienstleistungen im Land Bremen beteiligt.
Vor allem im Baugewerbe, im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel wird die aktuelle Geschäftslage deutlich schlechter bewertet als noch im Sommer. Wiederholt beurteilen die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe sowie aus den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen die Geschäftslage negativ. In der Hotellerie und Gastronomie hat der Sommer für verbesserte Geschäfte gesorgt. Die bremische Industrie registriert im In- und Ausland erneut einen rückläufigen Auftragseingang und beurteilt den Auftragsbestand als zu gering. Der Handelskammer-Konjunkturindikator sinkt um 13 auf 77 Punkte und liegt im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre (103 Punkte) auf sehr niedrigem Niveau.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt: „Die negative Bewertung der laufenden Geschäfte zeigt, dass die Krise, die sich in unseren zurückliegenden Quartalsbefragungen bereits angedeutet hat, in der bremischen Wirtschaft angekommen ist. Die negativen Erwartungen und die Investitionszurückhaltung sprechen leider gegen eine schnelle Erholung. Die Unternehmen leiden unter den zunehmenden Arbeitskosten sowie unter der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Bei den wachsenden nationalen und internationalen Widrigkeiten brauchen die Unternehmen mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum. In Deutschland wie auch vor Ort in Bremen und Bremerhaven müssen überbordende bürokratische und finanzielle Belastungen der Wirtschaft abgebaut werden.“ Auch in dem aktuell schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bleibe der Fachkräftemangel ein großes Risiko für die Wirtschaft, betont Dr. Matthias Fonger: „Offene Stellen können immer häufiger nicht mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten besetzt werden.“ Eine wichtige Maßnahme, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sei neben verstärken Qualifikationsmaßnahmen eine zielgerichtete Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland, sagt der Hauptgeschäftsführer.
Geschäftsklima in der Stadt Bremen
In der stadtbremischen Wirtschaft hat sich die Stimmung zum zweiten Mal in Folge eingetrübt. Deutlich mehr negative Rückmeldungen als im Vorquartal kommen aus der Bauwirtschaft und aus dem Handel. Weiterhin überwiegend negativ beurteilen das Verarbeitende Gewerbe und die Verkehrs- und Logistikdienstleistungen die Lage. Eine Ausnahme bilden die sonstigen Dienstleistungen, wo die aktuellen Geschäfte noch überwiegend gut laufen. Alles in allem sinkt der Handelskammer-Konjunkturindikator für die stadtbremische Wirtschaft um 15 auf 76 Punkte. Bei einem Mittelwert von 104 Punkten in den vergangenen zehn Jahren liegt der Index weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt.
Geschäftsklima in der Stadt Bremerhaven
Anders als in der Stadt Bremen, hat die Stimmung in der Bremerhavener Wirtschaft seit dem Sommer nicht weiter nachgelassen. Insgesamt wird die Geschäftslage neutral bis leicht positiv bewertet. Im Vergleich der Wirtschaftsbereiche bestehen jedoch deutliche Unterschiede: Während die Unternehmen im Produzierenden Gewerbe und im Handel zum großen Teil eine schlechte Lage melden, überwiegen im Dienstleistungsbereich die positiven Rückmeldungen. Für die kommenden Monate wird branchenübergreifend weiterhin eher mit einer ungünstigen Entwicklung gerechnet. Trotzdem fallen die Investitionspläne der Bremerhavener Unternehmen weniger restriktiv aus als zuletzt. Die Personalplanungen deuten eine zunehmende Zurückhaltung bei der Neueinstellung von Mitarbeitenden an. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für die Wirtschaft in Bremerhaven steigt leicht um 2 auf 87 Punkte, bleibt aber deutlich unter dem langjährigen Mittelwert.
Geschäftsklima nach Branchen
Die bremische Industrie registriert im In- und Ausland erneut einen rückläufigen Auftragseingang und beurteilt den Auftragsbestand als zu gering. Die Erwartungen an das Exportgeschäft bleiben noch leicht positiv, dennoch wird die Entwicklung der Auslandsnachfrage häufiger als zuletzt als Risiko gewertet. Der Indikator für die Industriekonjunktur sinkt leicht um 3 auf 82 Punkte. Der Zehn-Jahres-Mittelwert liegt bei 103 Punkten.
Die Unternehmen im Baugewerbe leiden unter einem rückläufigen Auftragseingang. Anders als noch im Sommer wird jetzt auch das laufende Geschäft negativ bewertet und mit einer ungünstigen Entwicklung für die kommenden Monate gerechnet. Der Konjunkturindikator für die Bauwirtschaft sinkt um 7 auf 70 Punkte (Mittelwert 106).
Der Einzelhandel registriert weiterhin eine abnehmende Konsumneigung und rechnet mit einer negativen Umsatzentwicklung. Der Konjunkturindex sinkt um 4 auf 71 Punkte (Mittelwert 95).
Der Groß- und Außenhandel beurteilt das laufende Geschäft im Vergleich zum Vorquartal erneut deutlich schlechter. Sowohl im Inlands- als auch im Außen-handel kämpfen die Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen und haben verschlechterte Geschäftserwartungen. Der Konjunkturindikator fällt um 27 auf 52 Punkte und damit auf ein sehr niedriges Niveau (Mittelwert 95).
In den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen wird das laufende Geschäft weiterhin überwiegend schlecht bewertet. Zudem fallen die Geschäftserwartungen deutlich ungünstiger aus als zuletzt. Der Konjunkturindex sinkt um 13 auf 65 Punkte (Mittelwert 104 Punkte).
In der Hotellerie und Gastronomie hat das dritte Quartal vor allem in der Hotellerie für eine leichte Erholung der laufenden Geschäfte gesorgt. Die Geschäftsaussichten werden aber deutlich negativ bewertet. Der Konjunkturindikator sinkt um 11 auf 72 Punkte (Mittelwert 79).
Die Kreditinstitute sehen ihr Geschäft auf Grund der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zwar mit Risiken behaftet. Sie bewerten das laufende Geschäft und auch die Geschäftsaussichten aber überwiegend positiv.
In den Sonstigen Dienstleistungen schätzen die Unternehmen das laufende Geschäft weiterhin überwiegend positiv ein. Sie rechnen aber wieder zunehmend mit einer negativen Geschäftsentwicklung. Der Handelskammer-Konjunkturindikator sinkt um 4 auf 97 Punkte. Damit bleibt der Index im Branchenvergleich auf vergleichsweise hohem Niveau (Mittelwert 114).
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