Handelskammer-Konjunkturreport: Leichte Entspannung auf den Energiemärkten sorgt für verbesserte Stimmung in der bremischen Wirtschaft / negative Signale aus der Industrie

(PM 04-2023, 08.02.2023) Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen in Bremen und Bremerhaven hat sich im Vergleich zum Herbst etwas verbessert. Die leichte Entspannung in der Energiekrise sorgt für eine positivere Stimmung in der bremischen Wirtschaft. Im Vergleich zum Herbst 2022 zeigt sich das laufende Geschäft wieder etwas verbessert. Es besteht die Hoffnung auf einen milderen Krisenverlauf als zunächst befürchtet. Auf Grund der weiterhin zahlreichen konjunkturellen Risiken fallen die Geschäftserwartungen für das Jahr 2023 in der Summe aber dennoch negativ aus. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt, bleibt im langjährigen Vergleich aber weiter auf niedrigem Niveau. Das sind die Kernergebnisse der Handelskammer-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn unter 342 Betrieben aus Produzierendem Gewerbe, Handel und Dienstleistungen im Land Bremen.

Die Personal- und Investitionsplanungen werden weniger restriktiv als bei der Umfrage vor einem Vierteljahr gehandhabt, die Unternehmen zeigen aber noch Zurückhaltung. Hingegen bewertet die bremische Industrie ihre aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal erneut als verschlechtert. Das Baugewerbe und der Einzelhandel sind mit dem laufenden Geschäft, wie im Vorquartal, unzufrieden. Die übrigen Wirtschaftsbereiche melden eine überwiegend positive und im Vergleich zum Vorquartal auch verbesserte Geschäftslage.
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger sagt zu den Ergeb-nissen der Umfrage:„Nach dem Höhenflug der Energiepreise brachte die leichte Entspannung auf den Energiemärkten zum Jahresende eine gewisse Entlastung. Zudem sorgte die Energiepreisbremse wieder für etwas größere finanzielle Planungssicherheit bei den Unternehmen in Bremen und Bremerhaven.“

Auch das Eintreten einer Gasmangellage scheint derzeit weniger wahrschein-lich als bei der Unternehmensbefragung durch die Handelskammer im Herbst vergangenen Jahres.

Dennoch bleiben zahlreiche Risiken für die Unternehmen weiterhin bestehen. Vor allem in der Hotellerie und Gastronomie, in den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen, im Groß- und Außenhandel sowie im Baugewerbe überwiegen die negativen Erwartungen deutlich.

Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger betont: „Die Energie- und Rohstoffpreise, der Arbeits- und Fachkräftemangel, die allgemeinen Rahmenbedingungen und die Entwicklung der Arbeitskosten bleiben aus Sicht der Unternehmen die größten Risiken für den eigenen Geschäftsbetrieb. Darüber hinaus bereitet der Wirtschaft die Inlandsnachfrage Sorge, die vor allem durch die hohen Preissteigerungen geschwächt wird.“

Geschäftsklima in der Stadt Bremen
Die stadtbremische Wirtschaft zeigt sich in der Krise weiterhin robust. So fallen die Rückmeldungen zum laufenden Geschäft im Vergleich zum Herbst sogar verbessert aus. 28 Prozent der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage, 57 Prozent bezeichnen die Lage als befriedigend und 15 Prozent als schlecht. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen zeigen sich jedoch unterschiedliche Entwicklungen.
Für das Jahr 2023 wird weiterhin in allen Wirtschaftsbereichen mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung gerechnet. Insgesamt sind die Geschäftserwartungen aber weniger negativ als noch Herbst. Der Handelskammer-Konjunkturindikator für die stadtbremische Wirtschaft steigt zwar um +19 auf 85 Punkte, bleibt aber auf niedrigem Niveau.

Geschäftsklima in Bremerhaven
In der Bremerhavener Wirtschaft hat sich die Stimmung im Vergleich zum Herbst 2022 verbessert. Bei der Bewertung des laufenden Geschäfts überwiegen die positiven Rückmeldungen. Ein Drittel der Befragten berichtet von einer guten und 52 Prozent berichten von einer befriedigenden Geschäftslage. 15 Prozent bezeichnen die gegenwärtige Situation als schlecht. Die Geschäftsaussichten für das Jahr 2023 werden weiterhin überwiegend negativ bewertet. Während 39 Prozent der Befragten mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung rechnen, werden die Geschäftsaussichten von 9 Prozent der Teilnehmer positiv gesehen. In der Summe fällt die Bewertung der Geschäftsaussichten aber weniger schlecht aus als noch im zurückliegenden Herbst. Der Handelskammer-Konjunkturindikator steigt für die Wirtschaft in Bremerhaven um +14 auf 90 Punkte, notiert damit aber ebenfalls noch auf unterdurchschnittlichem Niveau.

Geschäftsklima nach Branchen
Im Gegensatz zur übrigen Wirtschaft wird die aktuelle Geschäftslage von der bremischen Industrie zum zweiten Mal in Folge schlechter bewertet. Nach einem kräftigen Rückgang der neueingegangenen Aufträge im dritten Quartal 2022 ist der Auftragseingang bis zum Jahresende 2022 in etwa konstant geblieben. Die Aussichten für das laufende Jahr werden insgesamt deutlich weniger schlecht gesehen als noch im Herbst.

Das Baugewerbe meldet zum dritten Mal in Folge einen deutlich gesunkenen Auftragseingang. Daher ist auch die Auftragsreichweite mittlerweile kleiner geworden. Diese lag im Herbst bei der Hälfte der Befragten noch bei vier Monaten oder darüber. Aktuell nennen nur noch 17 Prozent diese Auftragsreichweite.

Im Einzelhandel bleibt das laufende Geschäft überwiegend unbefriedigend. Während der stationäre Einzelhandel erneut Umsatzeinbußen meldet, kom-men aus dem Online-Geschäft nach dem Rückgang im Herbst wieder positive Signale. Für das Jahr 2023 rechnen die Einzelhändler insgesamt weiterhin mit einem schwierigen Geschäftsumfeld.

Im Groß- und Außenhandel zeigen sich die laufenden Geschäfte im Vergleich zum Vorquartal verbessert. In der Summe überwiegen die positiven Rückmeldungen. Weiterhin fallen die Lagebewertungen für das Inlandsgeschäft etwas besser aus als im Außenhandel. Die Geschäftserwartungen haben sich hingegen vor allem im Außenhandel aufgehellt, bleiben in der Summe aber in beiden Bereichen deutlich negativ

Die Unternehmen aus den Verkehrs- und Logistikdienstleistungen melden zum zweiten Mal in Folge eine Verbesserung der aktuellen Geschäftssituation. In der Summe wird das laufende Geschäft jetzt sehr positiv bewertet. Für das Jahr 2023 rechnen die Unternehmen aber weiterhin mehrheitlich mit einer ungünstigen Entwicklung. Nach wie vor wird die Preisentwicklung bei Energie und Rohstoffen am häufigsten als Geschäftsrisiko genannt. Zunehmend Sorge bereitet aber auch die Entwicklung der Arbeitskosten.

In der Hotellerie und Gastronomie zeigt sich das aktuelle Geschäft im Vergleich zum Herbst verbessert und wird in der Summe positiv beurteilt. Dabei fallen die Rückmeldungen aus der Hotellerie deutlich besser aus als in der Gastronomie, wo noch leicht die negativen Lagebewertungen überwiegen. Die Geschäftsaussichten für das Jahr 2023 werden jedoch sowohl in der Hotellerie als auch in der Gastronomie zumeist negativ bewertet. Nach wie vor erwarten rund drei Vier-tel der Befragten eine ungünstige Entwicklung. Keiner der Befragten glaubt derzeit an eine Verbesserung.

Die Kreditinstitute bewerten ihr aktuelles Geschäft in der Summe positiv. Für das Jahr 2023 wird mit einer gleichbleibenden Geschäftssituation gerechnet.

Auch bei den Unternehmen in den Sonstigen Dienstleistungen hat sich die Stimmung wieder etwas aufgehellt. Die Dienstleister vermelden in der Summe eine steigende Zahl von neuen Aufträgen. Während die Bewertung des laufenden Geschäfts im Herbst nur in etwa neutral war, vermelden die Dienstleister aktuell per Saldo eine deutlich positive Geschäftslage

Den Konjunkturreport IV Quartal 2022 und Vorausschau 2023 finden Sie hier.