1810-13: Als Bremen französisch war

Eigentlich hatten Napoleons Truppen schon seit 1806 das Sagen in der besetzten Hansestadt. Doch erst vier Jahre später begann die „Franzosen-Zeit” mit einem kaiserlichen Dekret ganz offiziell.
Für die Kaufmannschaft hatte die Annexion schwerwiegende Folgen: Die alte Rechtsordnung war aufgehoben, eine „entpolitisierte” Handelskammer sollte sich nach französischem Vorbild ausschließlich um die Fürsorge von Handel und Schifffahrt kümmern. Das offiziell aufgelöste und enteignete Collegium Seniorum zeigte sich davon wenig beeindruckt: Regelmäßige Treffen am Freitagabend in den Häusern der Elterleute sicherten den Zusammenhalt. Und die Witwenkasse hatte man – parbleu! – heimlich aufgelöst, um das Kapital nicht den Besatzern übereignen zu müssen...
Lithographie des Bremer Marktplatzes und des Haus Schütting
Requiriert wurde dagegen der Schütting. Das Haus der Kaufleute machten die Franzosen zum „Palais de Justice”. Zudem richteten sie ein Handelsgericht ein, das zahlreiche Verfahren abwickelte. Doch kaum waren diese Veränderungen vollzogen, da war es schon vorbei mit der kaiserlichen Herrlichkeit. Der russische Generalmajor von Tettenborn schlug die Besatzer in die Flucht; Bremen erhielt seine Unabhängigkeit wieder. Und das in den Schütting zurückgekehrte Collegium Seniorum nahm seine Schlüsselrolle im politischen und wirtschaftlichen Leben der Stadt wieder ein.