1681: Der Vergleich des Herrn von Kurtzrock

Der Dreißigjährige Krieg, das „Linzer Diplom”, der „Frieden von Habenhausen” – das waren einschneidende und dazu kostspielige Ereignisse in der Geschichte der Hansestadt. Die Folge war ein Schuldenberg, den der Rat mit Hilfe höherer Steuern abtragen wollte. Ein Ansinnen, das bei den Elterleuten alles andere als Begeisterung auslöste. Sie verknüpften ihre Zustimmung mit der Forderung, Missstände in Justiz und Verwaltung zu beheben – und demonstrierten ihre Entschlossenheit: Verhandlungen im Rathaus wurden boykottiert.
Der Rat beharrte auf seiner Regierungsgewalt, der Streit eskalierte. 1677 klagte das Collegium Seniorum wegen der Verletzung bürgerlicher Rechte beim Reichskammergericht in Speyer und protestierte dagegen, freie Bürger zu Untertanen degradieren zu wollen. Der Rat konterte und sprach den Elterleuten die Kompetenz ab, die Bürger der Stadt zu vertreten.
Was nun? Damals wie heute wurden rechtliche Gutachter bemüht; der kaiserliche Gesandte versuchte zu vermitteln, doch der Erfolg blieb aus. Obendrein goss der Rat weiteres Öl ins Feuer, verhängte ein Versammlungsverbot und untersagte den Elterleuten, ihren Eid zu verwenden. Der Eklat war da, eine Schlichtung schien unmöglich.
Foto der Urkunde mit dem Kurtzrockschen Vergleich vom 17. März 1681
Den „Gordischen Knoten” zerteilte schließlich ein Herr mit dem schönen Namen Theobald von Kurtzrock. Der kaiserliche Resident in Bremen vermittelte am 17. März 1681 einen Vergleich, der sich auf den ersten Blick wie ein Sieg des Rates ausnimmt, denn seine zentrale Position wurde bestätigt. Die Elterleute behielten indes die Versammlungsfreiheit sowie das Recht, ihren Eid abzulegen und dem Rat klagen der Bürger gegen willkürliche Maßnahmen vorzutragen.
Diesen Ermessensspielraum zum Schutz der bürgerlichen Freiheiten nutzte das Collegium Seniorum in der Folge konsequent aus – zum Wohl der Stadt und ihrer Einwohner. Denn der Schütting blieb die Sammelstelle für Beschwerden gegen den Rat. Die Elterleute intervenierten, sobald sie Bürgerrechte gefährdet sahen, unterstützten Prozesse und trugen entscheidend dazu bei, den andernorts durchgesetzten absolutistischen Anspruch auf uneingeschränkte Macht in Grenzen zu halten.
Das Engagement des Kollegiums der Kaufleute, seine oppositionelle Haltung und konstruktive Diskussionsbereitschaft sollte den Weg in Richtung eines demokratischen Parlamentarismus im republikanischen Stadtstaat Bremen ebnen.