Handel in Aufschwung und Niedergang

Baumwolle, Kaffee, Südfrüchte. Kali, Kohle, Metalle. Waren und Rohstoffe, die den bremischen Häfen am Beginn des 20. Jahrhunderts Rekordumsätze bescherten. Die Stadt boomte, die Zahl ihrer Einwohner verdoppelte sich in nur 20 Jahren auf 250.000. 1906: Die Focke-Brüder bastelten an ersten Flugapparaten, an der Weser wächst die Norddeutsche Hütte empor. Und bei der „Namag” werden die ersten Autos zusammengeschraubt. Zeitgleich gewinnt der Hafen an Größe, wird das Weserwehr errichtet.

Ansicht der Straße Stintbrücke mit dem historischen Schütting im Jahre 1913
Die Handelskammer forcierte in diesen Tagen den Ausbau des Verkehrsnetzes und engagierte sich bei der Ansiedlung von Produktionsanlagen: 1911 regte sie die Gründung eines Industriefördervereins an, der Handel und Industrie noch enger verbinden sollte. Dieser Entwicklung trug das 1921 verabschiedete neue Handelskammergesetz Rechnung, das die traditionellen Aufgaben der Kammer um die Belange der Industrie erweiterte und zugleich die Bedeutung der Selbstverwaltung stärkte. In der Folge ergab sich für die Handelskammer die Möglichkeit, durch die Mitarbeit in allen wichtigen Gremien sachkundigen Einfluss auf die für die Wirtschaft wesentlichen Entscheidungen der Stadt zu nehmen.

Nachdem der Erste Weltkrieg Handel und Schifffahrt ins Stocken gebracht hatte, setzte mit dem Ende der Inflation in Bremen Aufbruchstimmung ein. In den „Goldenen Zwanzigern” expandierten Flugzeug- und Automobil-Industrie, florierte der Außenhandel, insbesondere mit den USA. Es ging aufwärts!

Doch mit dem „Schwarzen Freitag” am 29. Oktober 1929 verflog die Euphorie. Die einsetzende Rezession löste einen wirtschaftlichen Niedergang sondergleichen aus; Konkurse häuften sich: Am 31. Januar 1933 waren in Bremen mehr als 60.000 Menschen arbeitslos. Die soziale Verelendung führte zu politischer Radikalisierung, der Ruf nach dem „starken Mann” wurde immer lauter. Die Bahn für Hitler war geebnet.

Freier Handel, freies Handeln – über Jahrhunderte hatte sich die bremische Kaufmannschaft an dieser Grundidee orientiert. Traditionelle Werte, die plötzlich nichts mehr galten. Die zentralistisch ausgerichteten NS-Herrscher nahmen schlagartig Einfluss auf die Arbeit im Schütting, beschnitten die 1934 umbenannte „Industrie- und Handelskammer” in ihren Funktionen und ordneten sie schließlich der Gauwirtschaftskammer Weser-Ems unter (1943).

Nach Kriegsende begann der mühevolle Neuaufbau, wobei zunächst die Unterstützung der Mitglieder und die Bewältigung der elementaren wirtschaftlichen Probleme im Zentrum standen.