Wiederaufbau und Wirtschaftswunder

Am 6./7. Oktober 1944 schlug eine der schlimmsten Stunden in der bremischen Geschichte. 246 britische Flugzeuge warfen bei einem Luftangriff 153 Tonnen Sprengbomben und 735.000 Brandbomben ab und legten die bereits mehrfach schwer getroffene Innenstadt in Schutt und Asche. Auch der Schütting, dessen 400-jähriges Baujubiläum noch am 16./17. Juni 1938 gefeiert worden war, blieb nicht verschont. Das Haus der Kaufmannschaft brannte bis auf die Grundmauern aus; der 1914/15 errichtete Anbau mit dem „Goldenen Saal” wurde ebenfalls stark beschädigt.
Foto des Schütting nach dem Fliegerangriff 1944
Doch gleich nach Kriegsende kehrte neues Leben in die Ruinen ein: Fragmente wurden gesichert, historische Bausubstanz wurde geborgen. Bereits 1946 konnte der Geschäftsbetrieb in dem provisorisch gesicherten Gebäude aufgenommen werden. Ein Jahr später begann der mühevolle Wiederaufbau, wobei die Kaufleute einmal mehr ihren Korporationsgeist bewiesen: Sie brachten mehr als eine Million D-Mark an Spenden auf, was die Gesamtkosten in Höhe von rund 1,1 Million D-Mark nahezu vollständig abdeckte.
Am 2. Oktober 1951 – genau 500 Jahre nach der ersten Ordinantie – konnte das Gebäude mit einem Festakt eingeweiht werden. Der (später durch einen Erweiterungsbau ergänzte) Schütting war wieder „des kopmans hus” geworden. In den Jahren der Währungsreform und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland gelang es der Handelskammer, an ihre traditionelle Funktion als Interessenvertretung der bremischen Unternehmer anzuknüpfen. Die Grundlage dafür lieferte das 1956 vom Bundestag verabschiedete Kammerrecht, das den öffentlich-rechtlichen Status mit Pflichtmitgliedschaft verankerte und zwei Jahre später durch ein Landesgesetz ergänzt wurde. Es bestätigte und erweiterte die elementaren aufgaben der Kammer und hob zudem ihre Unabhängigkeit hervor.