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Wer ist eigentlich Luisa Schulze?
Gründerinnen und Gründer gibt es leider nicht wie Sand am Meer. Dafür ist es umso schöner, wenn sich in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten junge Menschen wie Luisa Schulze aufmachen, um die Welt mit Innovationen in der umwelt- und klimatechnischen Sphäre ein gutes Stück besser zu machen. Geboren in Gifhorn und seit 2017 in Braunschweig wohnhaft, ist sie eine der Gründerinnen und Geschäftsführerinnen von Better Sol, einem neuen Start-up im Bereich der Kreislaufwirtschaft für Solarmodule.
© Mirko Laube
Erste Berührungspunkte
Nach ihrem Abitur im Jahr 2015 absolvierte Luisa Schulze ein Freiwilliges Soziales Jahr. Zwei Jahre später begann sie ihr Bachelorstudium im Fachbereich Bio-, Chemie- und Pharmaingenieurwesen an der Technischen Universität Braunschweig und thematisierte in ihrer Bachelorarbeit das chemische Recycling von Kunststoffen. Die inhaltliche Auseinandersetzung markierte ihren ersten intensiven Kontakt mit der Kreislaufwirtschaft und die berufliche Ausrichtung war damit mehr oder weniger beschlossen: „Der Verlust wichtiger Ressourcen im Recyclingprozess, trotz energie- und CO2-intensiver Herstellungsverfahren, war für mich ausschlaggebend“, erklärt sie. Parallel zu ihrer unternehmerischen Tätigkeit schließt sie derzeit ihr Masterstudium in Nachhaltiger Energietechnik an der TU ab.
Einblick in ein anderes Start-up legt den Grundstein
In den Jahren 2019 und 2020 absolvierte die 27-Jährige ein Praktikum beim neu gegründeten Start-up Solar Materials, das sich auf die Entwicklung eines modernen Recyclingprozesses für defekte Solarmodule konzentrierte. Das Ziel? Die wertvollen Ressourcen Silber und Silizium zurückgewinnen. Während dieser Zeit erkannte Luisa Schulze, dass viele entsorgte Solarmodule optisch intakt waren und nach Testreihen weiterhin funktionstüchtig blieben. Diese Erkenntnis führte schließlich zur Geburtsstunde von Better Sol: Solarmodule vor dem Recycling zu prüfen und ihnen ein zweites Leben einzuhauchen.
2022 begann Schulze mit der Ausarbeitung des Konzepts und formierte anschließend ein Gründungsteam und sicherte parallel die Finanzierung. Vor genau einem Jahr erfolgte dann der Markteintritt mit dem Verkauf des ersten aufbereiteten „2nd-Life-Moduls“. Zudem erhielten sie eine Förderung als Green Start-up von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die zentrale Idee, ergo der Ressourcenverschwendung in der Solarindustrie zu begegnen, konnte somit zügig beginnen. „Wir wollen damit auch einen einfachen Zugang vor allem für private Kundinnen und Kunden schaffen. Die Nachfrage steigt sukzessive“, betont die Gründerin.
Luisa Schulze hebt den Wert einer unmissverständlichen Vision hervor, die trotz der Herausforderungen eines jungen Unternehmens dauerhaft im Vordergrund stehen sollte. Für die Zukunft plant sie den Aufbau eines Teams, das auf offene Kommunikation und gegenseitiges Lernen setzt. Ein weiteres Anliegen ist es, das Thema Kreislaufwirtschaft stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken. Produkte sollen möglichst lange genutzt, geteilt oder repariert werden, bevor sie entsorgt werden. „Unsere Mission ist es, ein Bewusstsein für die Wiederverwendung von Solarmodulen in der Gesellschaft zu schaffen“, so Schulze. Auch Module mit optischen Mängeln könnten technisch noch voll funktionsfähig sein und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Aussortieren oder gar wegwerfen käme damit nicht in Frage.
Perspektivisch möchte Schulze aktiv dafür eintreten, dass Braunschweig bis 2030 klimaneutral gemacht wird. Sie hebt das enorme Potenzial der Stadt hervor, insbesondere durch die international bekannten Universitäten, die zahlreichen jungen Menschen und die emsigen Bürgerinnen und Bürger in Kultur und Wirtschaft. Allerdings erkennt sie auch Hemmnisse: „Das Engagement und der Wandel werden oft nicht unterstützt oder sogar blockiert“, bemängelt sie. Insbesondere die Fokussierung auf den Automobilverkehr und mangelnde Unterstützung für Jungunternehmen stünden im Widerspruch zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Stadtentwicklung.
jk
6/2024