17.01.2024
Schlechtes Zeugnis für den Industriestandort Deutschland
Region Bodensee-Oberschwaben:
Die aktuelle Standort-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zeigt ein düsteres Meinungsbild der Unternehmen zum Standort Deutschland.
Durchschnittsnote 4,8. Noch nie war das Stimmungsbild deutscher Unternehmen zum Industriestandort Deutschland so schlecht. Zunehmende bürokratische Auflagen, hohe Energiekosten sowie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren schränken die Unternehmen in ihrer Arbeit ein. Daher werden diese Standortfaktoren in der Umfrage von den Unternehmen nur mit der Note „mangelhaft“ bewertet. Bei der vergangenen Umfrage von vor drei Jahren lagen diese Werte noch deutlich höher. „Auch wir hier in der Region Bodensee-Oberschwaben spüren diesen Unmut der Unternehmen. Für die Industrie verliert der Standort Deutschland zunehmend an Attraktivität“, so Dr. Melanie Riether, Referentin für Industrie, Innovation und Technologie der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK). Die Folge daraus: Unternehmen schauen sich bereits nach anderen Standorten um oder verlagern zumindest ihre Produktion. Die Studie zeigt weiter, dass auch das Vertrauen in die Bundespolitik sinkt. Auch diese wird von den Unternehmen nur mit „mangelhaft“ bewertet. In den Jahren davor lag diese noch bei ausreichend oder sogar befriedigend. Unternehmen hoffen nun auf eine schnelle und positive Umsetzung des im November 2023 beschlossenen Pakts zur Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung in die notwendigen Fachgesetze. Mit der Novelle des Bundes-Immissionsschutzgesetzes könnte die Regierung schon gleich beweisen, dass nun Taten folgen werden. „Auch das Bürokratieentlastungsgesetz sollte schnell ausgeweitet werden. Wachstumsimpulse könnte auch das Wachstumschancengesetz mit degressiver Abschreibung und Investitionsprämie für Energieeffizienz liefern“, so Riether.
Einzig positiver beurteilten die Unternehmen die Vernetzung mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen und die Verfügbarkeit von Dienstleistern vor Ort (Note 2,8 und 3,0). Auch die Fachkräfteverfügbarkeit ist nach wie vor ein Thema. Der Fachkräftemangel ist auch in der Region Bodensee-Oberschwaben schon deutlich zu spüren. Das Thema der Umweltschutzauflagen ist seit dem beschlossenen Green Deal bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Liste der Unendlichkeit von Gesetzesvorgaben und Regelungen angekommen. „Durch die neue Verpackungsverordnung, die Berichtspflichten durch die EU-Taxonomie oder die Richtlinie für die Nachhaltigkeitsberichtserstattung ist der bürokratische Aufwand für viele Unternehmen stark angestiegen. Viele Unternehmen haben hier Beratungs- und Aufklärungsbedarf und benötigen Hilfe bei der Umsetzung. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind meist zwar nicht direkt betroffen, werden aber mittelbar über Anforderungen ihrer Kunden damit konfrontiert.
Medieninformation Nr. 02/2024