26.07.2024

Gründungs- und Nachfolgereport

Die Region Bodensee-Oberschwaben zeichnet sich durch ein dynamisches Umfeld bei Unternehmensgründungen aus. Im Bereich Nachfolge drohen allerdings Engpässe. Das zeigt der aktuelle Gründungs- und Nachfolgereport der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK).
„Unternehmensgründungen sind eine wichtige Grundlage jedes erfolgreichen Wirtschaftsstandortes. Sie spornen etablierte Unternehmen zur Sicherung ihrer Marktposition an, sie schaffen zusätzliche Arbeitsplätze, tragen maßgeblich zu neuen und innovativen Produkten und Dienstleistungen bei und stärken dauerhaft die Region“, so Stefan Kesenheimer, Bereichsleiter Unternehmensförderung und Regionalentwicklung bei der IHK. Der Report, den die IHK Bodensee-Oberschwaben jährlich aktualisiert, zeigt für 2023 eine Gründungsintensität von 6,8 Neugründungen pro 1.000 Einwohner, was in etwa dem Wert für ganz Baden-Württemberg (6,9) entspricht. Insgesamt wurden 2023 5.639 Gewerbe neue angemeldet, was in etwa dem Durchschnitt der vorherigen vier Jahre entspricht. 62,2 Prozent der Gründungen erfolgten in der Region dabei im Nebenerwerb. Die Anzahl der Gewerbeanmeldungen überstieg im Zeitraum 2019 bis 2023 dabei trotz Corona-Krise und schwächelnder Wirtschaft nach dem russischen Überfall auf die Ukraine in jedem Jahr die Zahl der Gewerbeabmeldungen. Kesenheimer: „Das zeigt, wie attraktiv die Region als Standort für junge Unternehmen ist. Wir sind ohne Zweifel eine dynamische Region für Gründerinnen und Gründer.“
Alarmsignale sendet die IHK allerdings in puncto Unternehmensnachfolge aus. Demnach liegt die Anzahl an übergabereifen Unternehmen in Baden-Württemberg im Zeitraum 2022 bis 2026 bei 27.300. Als übergabereif gilt ein Unternehmen mit geschäftsführendem Inhaber dann, wenn es rentabel ist und der Eintritt des Geschäftsführers in den Ruhestand in den kommenden fünf Jahren erwartet werden kann. „In der Region kommen aktuell etwa drei Unternehmen auf jeden potenziellen geeigneten Nachfolger“, so Kesenheimer. Der IHK-Experte fürchtet einen zunehmenden Engpass und warnt: „Wenn die Nachfolge nicht geregelt ist, verschwindet das betroffene Unternehmen oft schlicht vom Markt und mit ihm Arbeitsplätze, Traditionen und Know-how, die dann in der Region fehlen.“ Um übergabewillige Inhaber und Interessenten für die Nachfolge in Kontakt zu bringen, bietet die IHK umfangreiche Beratungsmöglichkeiten an und informiert auch über die notwendigen rechtlichen sowie unternehmerischen Schritte zur Übergabe und auch über Möglichkeiten der Finanzierung. „Das allein wird allerdings nicht ausreichen“, merkt Kesenheimer an. Wir brauchen hier mehr Unterstützung durch die Politik, damit Unternehmertum wieder attraktiver wird.“ Konkret fordert der Experte der IHK eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Einzel- und Kleinunternehmer (EKU). „In dem Bereich finden die meisten Gründungen statt, die wir betreuen.“ Die Politik sei in der Pflicht, EKUs stärker in der Gesetzgebung mitzudenken und Förderungen zielgruppenorientierter zu gestalten. „Für EKUs sind wir als IHK oft die einzige organisierte Interessenvertretung. Wir werden auch in Zukunft nicht müde, die Keimzellen unserer Wirtschaft nach Kräften zu unterstützen.“
Der aktuelle Gründungs- und Nachfolgereport der IHK Bodensee-Oberschwaben ist zu finden unter www.ihk.de/bos.
Medieninformation Nr. 73/2024