Übersicht über bestehende Handelsabkommen

Wegen aufwendiger Zollbürokratie nutzen viele Unternehmen die Zollvorteile von EU-Handelsabkommen nicht vollumfänglich aus. In folgendem Ideenpapier beschreibt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Lösungsansätze.
Die Ursprungsregeln zu einem bestimmten Stichtag können Sie für Ihre konkrete Ware auf der Webseite des Zolls Warenursprung und Präferenzen (WuP online) recherchieren.
Im Außenhandel können auf Grund von Abkommen zahlreiche Zollvorteile (Präferenzen) in Anspruch genommen werden. Man unterscheidet zwei Formen der Präferenz:
  • Freiverkehrspräferenz
    Voraussetzung für den Zollvorteil ist, dass sich die Waren im sogenannten zollrechtlich freien Verkehr befinden, das heißt, sie wurden bereits verzollt und versteuert. Bei der Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners fällt kein weiterer Zoll an.
  • Ursprungspräferenz
    Voraussetzung für den Zollvorteil ist, dass die Waren die jeweils vorgeschriebenen Be- und Verarbeitungsschritte erfüllen (Ursprungsregel), um den präferenziellen Ursprung zu erreichen. Lässt sich der Ursprung nachweisen, erfolgt die Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners zollbegünstigt oder zollfrei.
Die jeweils unterschiedlichen Ursprungsregeln lassen sich auf Basis der Zolltarifnummer der Ware im Präferenzportal des Zolls (WuP Online) recherchieren. Diese müssen erfüllt sein. Der präferenzielle Ursprung ist beim Grenzübertritt nachzuweisen. Dies geschieht entweder mit einer im Wortlaut vorgeschriebenen Ursprungserklärung/ Erklärung zum Ursprung auf einem Handelsdokument (bis 6.000 Euro Sendungswert) oder mit einer Warenverkehrsbescheinigung (EUR.1 oder EUR-MED). Unternehmen, die eine Bewilligung als Ermächtigter Ausführer oder eine Registrierung als REX haben, können die Ursprungserklärung immer abgeben. Sie benötigen keine Warenverkehrsbescheinigung.
Die jüngeren Handelsabkommen (EU-Südkorea, EU-Kanada, EU-Japan, ÜLG, EU-Vereinigtes Königreich) verzichten ganz auf die EUR.1 und sehen als Präferenznachweis nur noch die Ursprungserklärung auf der Rechnung vor. Für Sendungen über 6.000 Euro ist die Bewilligung als Ermächtigter Ausführer (Südkorea) beziehungsweise die Registrierung als Exporteur (REX) (Kanada, Japan, ÜLG (10.000 Euro), Vietnam, Vereinigtes Königreich, seit 2023 auch Singapur, Côte d’lvoire, Ghana) vorgesehen.
Diese Darstellung der bestehenden Präferenzabkommen der EU veranschaulicht Zollpräferenzbeziehungen grafisch. Eine tabellarische Übersicht finden Sie hier:
Symbol Bedeutung
+ zusätzlich vom Allgemeinen Präferenzsystem (APS) erfasst. Hinweis: entfällt falls ein gegenseitiges Abkommen besteht.
> einseitige Präferenzgewährung beim Import in die EU
< einseitige Präferenzgewährung beim Import in das jeweilige Land
<> gegenseitige Präferenzgewährung
F Freiverkehrspräferenz
U Ursprungspräferenz
EzU Ursprungserklärung/ Erklärung zum Ursprung
EA Ermächtigter Ausführer
REX Registrierter Exporteur
Ländergruppe, Land oder Gebiet
(in nicht alphabetischer Folge)
APS einseitig/ gegenseitig Art der Präferenz Präferenznachweis
Andorra (Waren der Kap. 25-97) <> F
Andorra (Waren der Kap. 1-24) <> U EzU, EUR.1 (für Waren der Kap. 1-24)
Andorra (Tabakwaren der HS-Positionen 2402 und 2403) < F
San Marino <> F T2,T2F, T2L, T2LF
Island
Norwegen
Liechtenstein
<>
<>
<>
U
U
U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Schweiz <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Nordmazedonien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei
(Waren der Handelsregelung für Agrarerzeugnisse)
<> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei (EGKS-Waren) <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei (sonstige Waren, Regelfall) <> F A.TR/LE-TR
Israel <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Westjordanland und Gazastreifen <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Ägypten
Jordanien
Libanon
(Syrien)
<>
<>
<>
>
U
U
U
U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Algerien
Marokko
Tunesien
<>
<>
<>
U
U
U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Ceuta und Mellila <> U EzU, EUR.1 oder EA
Färöer <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Chile <> U EzU, EUR.1 oder EA
Mexiko <> U EzU, EUR.1 oder EA
CARIFORUM <> U EzU, EUR.1 oder EA
Überseeische Länder und Gebiete (ÜLG) + <; z.T.<> U EzU, REX
APS (least developed countries LDC) + > U EzU mit APS-Wortlaut, REX
APS (other beneficiary countries OBC) + > U EzU mit APS-Wortlaut, REX
MAR (AKP): bestimmte Staaten Afrikas,
der Karibik und des Pazifiks
+ > U EzU, EUR.1
Bosnien-Herzegowina <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Serbien
Montenegro
Kosovo
<>
<>
<>
U
U
U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Albanien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Georgien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Republik Moldau <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Ukraine <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
West-Pazifik-Staaten (zur Zeit Fiji, Papua-Neuguinea und Samoa) z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
Republik Korea (Südkorea) <> U EzU, EA
CAS-Staaten (zur Zeit Kamerun) z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
ESA-Staaten z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
Cote d´Ivoire (Elfenbeinküste) + <> U EzU, REX
Andenstaaten (Peru, Kolumbien, Ecuador) <> U EzU, EUR.1 oder EA
CAM-Zentralamerika (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama) <> U EzU, EUR.1 oder EA
SADC-WPA-Staaten (Botsuana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Südafrika, Eswatini) z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA Mosambik: EzU. REX
Ghana + <> U EzU, REX
Kanada <> U EzU, REX
Japan <> U EzU, REX
Singapur <> U EzU, REX
Vietnam + <> U EzU, REX (in der EU ausgestellte Nachweise) EzU, EUR.1 (in Vietnam ausgestellte Nachweise)
Vereinigtes Königreich (GB) <> U EzU, REX
Neuseeland (ab 01.05.2024) <> U EzU, REX
Die Mitglieder der Ländergruppen können sie im Portal Warenursprung und Präferenzen Online sehen.
Quelle: IHK Region Stuttgart