Schnelles Internet für Unternehmen
Breitbandversorgung in der Region
Ein schneller Internetzugang ist für Unternehmen mit Blick auf die heutzutage eingesetzten Dienste (zum Beispiel Web 2.0, Fernwartung, ERP-Datenaustausch, Cloud-Lösungen, Home Office) schon seit Jahren Standortfaktor Nummer Eins. Viele neue Technologien wie das automatisierte Fahren, Industrie 4.0 oder auch digitale Geschäftsmodelle sind auf die flächendeckende Verfügbarkeit von Höchstgeschwindigkeits-Internet angewiesen. Darüber hinaus besteht bei unzureichender Breitbandversorgung das Risiko, dass innovative Datenmodelle, digitale Prozesse und Geschäftsmodelle schlicht nicht entwickelt oder umgesetzt werden können. Werden derartige Lösungen in anderen Ländern schneller entwickelt und erfolgreich in den Markt eingeführt, droht ein kaum noch aufzuholender Rückstand.
So verwundert es auch nicht, dass die Breitbandverfügbarkeit in einer Reihe von IHK-Umfragen durch die Unternehmen als wichtigster Standortfaktor genannt wird. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit der Versorgungssituation teilweise sehr gering, viele innovative Unternehmen sehen hierin eine Beschränkung ihres Innovationspotenzials. Laut einer Studie denkt mehr als jedes sechste Unternehmen mit unzureichender Breitbandanbindung über einen Wechsel des Standorts nach oder hat diesen bereits umgesetzt. Ein gutes Bild der laufenden Zunahme der übertragenen Datenmengen liefert beispielsweise die Fünf-Jahres-Statistik des Internet-Knotens DE-CIX.
Politischer Rahmen des Breitbandausbaus
Bis Anfang 2017 hatte sich die Bundesregierung mit ihrer Digitalen Agenda lediglich zur Schaffung einer flächendeckenden Breitbandinfrastruktur mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 MBit/s bekannt. Die IHK hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass dieser Ansatz den Bedarf der Wirtschaft de facto ignoriert und deutlich zu kurz greift. Im März 2017 wurde eine Zukunftsoffensive Gigabit-Deutschland ausgerufen, die sich zur Schaffung einer gigabitfähigen Infrastruktur bis zum Jahr 2025 bekennt.
Auf Landesebene nimmt die Verwaltungsvorschrift Breitbandförderung Baden-Württemberg seit längerer Zeit explizit Bezug auf Gewerbegebiete und sieht dort einen Bedarf von 50 MBit/s symmetrisch und gewährt Zuschläge bei der Förderung von Ausbaumaßnahmen. Im Jahr 2018 wurde eine Evaluation zur Weiterentwicklung der Breitbandförderung in Baden-Württemberg veröffentlicht, die unter anderem zu dem Schluss kommt, dass ein klares Glasfaser-Infrastrukturziel sowie eine Erhöhung der Fördermittel erforderlich sind.
In der Region Bodensee-Oberschwaben treiben neben den Netzbetreibern sowohl die Kommunen als auch interkommunale Zusammenschlüsse den Breitbandausbau intensiv voran. So gehörten etwa die Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen sowie der Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg zu den landesweiten Vorreitern beim interkommunalen Breitbandausbau. Alleine im Jahr 2018 wurden in der Region 56 vom Land geförderte Ausbauvorhaben bewilligt. Auch im Bodenseekreis haben zahlreiche Kommunen den Ausbau forciert, seit 2019 ist hier ebenfalls ein Zweckverband aktiv.
Umfangreiche weitere Hintergrundinformationen finden Sie in unserem Artikel zu Grundlagen des Breitbandausbaus.
Konkrete Maßnahmen aus Unternehmensperspektive
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kommen für Unternehmen ohne hinreichend schnellen Breitbandzugang die folgende Maßnahmen in Frage.
a) Recherche von Anbietern und Technologien
- Prüfen Sie die Übertragungsgeschwindigkeit in Ihrem Gebiet auf Basis der Angaben im Breitbandatlas. Eventuell finden Sie hierbei bereits Hinweise auf Dienstanbieter mit höherer Übertragungsgeschwindigkeit.
- Prüfen Sie alternative Technologien und Anbieter. Informationen hierzu bieten beispielsweise der Breitbandatlas, die Clearingstelle "Digitale Infrastruktur für den ländlichen Raum" oder auch regionale Anbieter oder Installateure der entsprechenden Hardware.
- Tipp zum Breitbandatlas: Wählen Sie zunächst die gewünschte Ansicht (private oder gewerbliche Breitbandverfügbarkeit). Geben Sie in das Suchfeld Ihren Standort ein. Sobald Ihr Standort auf der Karte sichtbar ist, können Sie anhand der verschiedenen Funktionen ermitteln, ob möglicherweise eine höhere Bandbreite verfügbar wäre, als Sie aktuell nutzen.
- Bei unzureichender leitungsgebundener Versorgung stellt häufig LTE eine geeignete Übergangslösung dar. Nach der ersten Recherche im Breitbandatlas bieten die Websites der Anbieter weitere Möglichkeiten zur Prüfung der Verfügbarkeit. Durch Onlinesuche anhand Eingaben der Art "Anbietername LTE Abdeckung" finden sich in der Regel sehr detaillierte Karten zur LTE-Verfügbarkeit.
- Bei sehr langsamen Zugängen in entlegenen Gebieten kann ein DSL-Zugang über Satellit eine Alternative darstellen.
b) Abfrage oder Initiierung von Ausbauplanungen
- Prüfen Sie etwaige Ausbauplanungen für Ihr Gebiet, etwa durch Anfrage bei Ihrer Gemeinde oder bei in Frage kommenden Dienstanbietern.
- Zögern Sie nicht, Ihre Gemeinde aktiv auf die vorhandenen Fördermöglichkeiten für den Breitbandausbau oder die entsprechenden Leitfäden für Gemeinden und Landkreise hinzuweisen.
c) Nutzung von Breitbandmessung und Funkloch-App
- Die Bundesnetzagentur stellt eine Breitbandmessung zur Überprüfung der Übertragungsgeschwindigkeit sowie - in der entsprechenden App - zur automatischen Erfassung von Funklöchern zur Verfügung.
- Unternehmen sollten diese Instrumente intensiv und zahlreich nutzen, da hierüber Transparenz über Bandbreiten und Funklöcher entsteht. Die Bundesnetzagentur nutzt die entsprechende Datenbasis im Kontext von Regulierung und Austausch mit Politik und Betreibern.
d) Verfügbare Anschlüsse und Dienste nach dem Ausbau nutzen
- Laut verschiedener Studien wird nur ein Teil der zur Verfügung stehenden FTTB/H-Kapazitäten tatsächlich genutzt. Zudem besteht teilweise nur eine geringe zusätzliche Zahlungsbereitschaft für höhere Bandbreiten.
- Diesbezüglich sollte berücksichtigt werden, dass der Ausbau im bestehenden Rechtsrahmen in erster Linie privatwirtschaftlich erfolgen muss und Telekommunikations-Dienstleistungen grundsätzlich eine Aufgabe privater Anbieter sind. Werden kostspielig ausgebaute Anschlüssmöglichkeiten und damit verbundene Dienste nicht genutzt, stellen die für den Ausbau wichtigen Akteure bei vergleichbaren künftigen Ausbauvorhaben möglicherweise die Wirtschaftlichkeit in Frage.
e) Weitere Ansatzpunkte
- Vereinzelt kann auch eine Überprüfung des eigenen Nutzungsverhaltens Verbesserungen herbeiführen: Komprimierung großer Dateien (insbesondere Bilder), speicherplatzsparende Formate verwenden, Datenübertragung und -nutzung zeitlich trennen, bei Onlinekonferenzen Videos deaktivieren und vieles mehr.
- In einigen Gebieten waren Spendeninitiativen sowie Zusammenschlüsse mehrerer Nutzer zur Einrichtung einer individuellen Breitband-Anbindung erfolgreich.
Trotz der zentralen Bedeutung der Übertragungsgeschwindigkeit sollten Unternehmen eine Reihe weiterer Aspekte in die Auswahl einer Technologie bzw. eines Anbieters mit einfließen lassen, beispielsweise.: Datensicherheit, feste IP-Adressen, Service-Leistungen und -Verfügbarkeit und vieles mehr. Diese Faktoren sind jeweils im Gesamtbild mit der Übertragungsgeschwindigkeit individuell zu bewerten.
Für weitergehende Fragen steht Ihnen der aufgeführte Ansprechpartner bei der IHK Bodensee-Oberschwaben gerne zur Verfügung.