Sanierung Brennerautobahn: Wie kommt man in den nächsten Jahren über den Brenner?

Die Luegbrücke auf der Brennerautobahn muss erneuert werden, eine Sanierung ist nicht mehr möglich. Es wird mit einer Bauzeit von etwa sechs Jahren gerechnet. Ab dem 1. Januar 2025 ist sie aus Sicherheitsgründen nur noch einspurig je Fahrtrichtung befahrbar. Das führt zu starken Verkehrseinschränkungen für den Güter- und Personenverkehr.
Im ersten Schritt wird eine neue Brücke neben der bestehenden gebaut. Diese ist nach Baubeginn in zweieinhalb bis drei Jahren fertiggestellt, so dass ab diesem Zeitpunkt die Brennerautobahn wieder vierspurig auf der neue Brücke befahren werden kann. Dazu wird zunächst auf den Standstreifen verzichtet und die Fahrspuren sind schmäler (Baustellenführung). Dann wird die alte Brücke abgerissen und die zweite Brücke gebaut.

Einspurigkeit ab dem 1. Januar 2025

Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes muss die Luegbrücke ab dem 1. Januar 2025 entlastet werden, so dass je Fahrtrichtung nur noch eine Fahrspur zur Verfügung steht. An besonders verkehrsstarken Tagen soll eine vorübergehende zweispurige Verkehrsführung unter Einhaltung einer Gesamtgewichtsbelastung möglich sein. Richtung Süden wird die Zweispurigkeit an 170 Tagen erlaubt und in Richtung Norden an 160 Tagen. Die Einspurigkeit bedarf zusätzlicher verkehrslenkender Maßnahmen. Deshalb werden für das Jahr 2025 weitere 15 Fahrverbotstage für Lkw durch das Verkehrsministerium verhängt. Weitere Dossierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel zusätzliche Lkw-Blockabfertigungstage, wird es nach aktuellen Stand nicht geben. Die ASFINAG erarbeitet bis Mitte/Ende November einen Fahrkalender mit allen Maßnahmen und Einschränkungen. Ziel ist es, den Stau auf fünf bis acht Kilometer zu begrenzen.

Temporäre Zweispurigkeit an verkehrsreichen Tagen ab dem 1. Januar 2025

Damit die Brücke an verkehrsstarken Tagen zweispurig befahren werden kann, ist es notwendig, dass schwere Fahrzeuge mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen auf der Innenseite der Brücke fahren. Damit wird das Tragwerk entlastet. Ein wissenschaftlicher Testbetrieb hat gezeigt, dass diese innovative Zweispurigkeit funktioniert. Alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gewicht müssen auf die linke und somit innere Fahrspur wechseln. Pkw können beide Fahrspuren wie bisher auch nützen.
Der Schwerverkehr wird im Zulauf vor der Luegbrücke mit Hilfe von Verkehrsschildern von der rechten Spur auf die linke Spur geleitet. Dadurch wird gewährleistet, dass die größte Last zentriert auf der Brücke unterwegs ist und sie dadurch entlastet wird.
Ein Befahren der rechten Spur durch Fahrzeuge über 3,5 Tonnen muss während der Zweispurigkeit aus statischen Gründen komplett vermieden werden. Das garantiert ein Kontrollsystem auf der rechten Fahrspur. Eine in die Fahrbahn integrierte Waagen erkennt während der Fahrt, ob noch ein Fahrzeug über 3,5 Tonnen fälschlicherweise auf der rechten Spur fährt. In diesem Fall wird dieses Fahrzeug noch vor der Brücke abgeleitet, über einen Parkplatz gelotst, dort nochmals gecheckt und im Anschluss auf die korrekte, linke Fahrspur geleitet.

Das Lkw-Nachtfahrverbot wird nicht gelockert

Bayern und Südtirol haben eine Lockerung beim Lkw-Nachtfahrverbot gefordert. Tirol hat dem eine klare Absage erteilt. Es bleibt während der Bauzeit bei den bestehenden Gesetzen und Verordnungen.

Lkw-Blockabfertigung bei Kufstein bleibt

Die Lkw-Blockabfertigung bei Kufstein bleibt in der bisherigen Form bestehen und es werden durch die Sanierungsmaßnahmen auf der Brennerautobahn keine zusätzlichen Lkw-Blockabfertigungstage festgelegt. Eine digitale Alternative, wie zum Beispiel ein Slot-System, wird nach aktuellem Stand nicht eingerichtet.

Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn nicht möglich

Für eine weitgehende Verlagerung des Güterverkehrs über den Brenner auf die Schiene fehlen bislang die Kapazitäten. Der Brenner-Basistunnel wird frühestens 2032 in Betrieb gehen, die neue Brenner-Zulaufstrecke auf deutscher Seite erst sehr viel später. Die bisherige Bahnstrecke ist bereits heute sehr hoch ausgelastet.
Verschärft wird die Situation auf der Bahn absehbar im Jahr 2027, wenn die Deutsche Bahn für eine Generalsanierung die Zulaufstrecke München–Rosenheim und Rosenheim–Salzburg für jeweils ein knappes halbes Jahr komplett sperren wird. Dann wird die Strecke von München zum Brenner nicht zur Verfügung stehen. Personen- und Güterzüge müssen über andere Alpenpässe umgeleitet werden.
Die Kapazitäten auf der Rollenden Landstraße Wörgl - Brenner werden zwar ab nächstem Jahr erhöht, aber dies ist nur begrenzt möglich.

Weitere Sanierungsmaßnahmen in den nächsten 20 Jahren

Die Brennerautobahn besteht zu 35 Prozent aus Brücken, die alle in den kommenden 20 Jahren sanierungsbedürftig sind. Hierbei soll jedoch die Zweispurigkeit je Fahrtrichtung erhalten bleiben.