Innovation & Wissenschaft
Innovationen made in Berlin zum Wachstumstreiber machen
Die innovative Berliner Wirtschaft und Wissenschaft leisten einen wesentlichen Beitrag zur ökonomischen Resilienz der Stadt, die sich gerade in Krisenzeiten bewährt. Darauf gilt es weiter aufzubauen und die Kooperationen der Innovationsakteure enger zu ziehen. Auch die industrielle Wertschöpfung am Standort und die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Hand zählen zu den erforderlichen Bausteinen.
Update zur Wahlwiederholung 2023
Positive Ansätze in der Industriepolitik
- Der Steuerungskreis Industriepolitik (SKIP) wurde als industriepolitisches Spitzengremium fortgesetzt und konkret um das Thema Transformation ergänzt. Er bildet damit inhaltlich den Dreiklang der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit ab, der insbesondere für innovationsgetriebene und exportorientierte Industriestrukturen zentrale Relevanz hat.
- Der Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) wurde fortgeschrieben und stark projekt- und umsetzungsorientiert aufgestellt. Analog zum SKIP wirken die Nachhaltigkeitsaspekte als thematische Klammer, die die einzelnen inhaltlichen Bereiche verbindet.
Die Stärkung des Transfergeschehens in der Stadt hat weiterhin Luft nach oben
- Die Bereitschaft, das Transfergeschehen zwischen den Berliner Hochschulen und der regionalen Wirtschaft über Indikatoren und Anreize in den Hochschulverträgen zu stärken, muss sich in diesem Jahr bei den Verhandlungen der Akteure in konkreten Ergebnissen niederschlagen.
- Nach wie vor fehlt die gemeinsame Steuerung des Wissens- und Technologietransfers zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, ebenso wie ein gemeinsamer Handlungsrahmen für das Erreichen der noch immer nebeneinander bestehenden Ziele der beiden Ressorts in diesem Bereich.
Das muss aus Sicht der IHK in der weiteren Legislatur prioritär umgesetzt werden:
- Die Finanzierung des IFAF Berlin (Institut für angewandte Forschung Berlin e.V.) sollte in eine institutionelle Förderung umwandelt und ausgebaut werden.
- Der Paradigmenwechsel in der Beschaffungs- und Vergabepraxis des Landes zugunsten von mehr Innovationen in öffentlicher Anwendung muss durch ein konkretes Konzept zur Weiterbildung der Beschaffungsverantwortlichen in Markt- und Technologietrends, rechtlichen Aspekten von innovativen Vergabeformen sowie Netzwerkformaten zwischen Verwaltung und innovativer Wirtschaft auf den Weg gebracht werden.
Politischer Handlungsrahmen
Der Know-how-Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft braucht eine stringente Steuerung unter eindeutiger politischer Verantwortung. In dieser Zuständigkeit muss die Entwicklung einer Transferstrategie oben auf der Agenda stehen, um einen gemeinsamen Handlungsrahmen für die Ziele der Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg sowie die Wissenschaftsleitlinie Brain-City im Bereich Transfer abzustecken. Für die Beratung von Politik und Verwaltung sowie zur Bündelung, Steuerung und Umsetzung von Transferinitiativen soll ein Beirat gebildet werden, der als Schnittstelle zwischen den drei Akteuren Politik, Wirtschaft und Wissenschaft agiert.
Hochschultransfer fördern und messen
Über die Hochschulverträge hat es Berlin in der Hand, mehr Anreize für den Transfer als dritte Säule neben Forschung und Lehre zu setzen. Damit Forschungsergebnisse zügig in Anwendung kommen, müssen über die Hochschulverträge die Career-, Gründer- und Transferservices grundfinanziert und der Einsatz von Transferscouts als aktive Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft als Qualitätsstandard etabliert werden. Der Grad der Zielerreichung im Transfer muss auf Basis eines Indikatorensystems messbar sein. Er muss die Höhe der Landeszuschüsse zur Hochschulfinanzierung beeinflussen und eine steigende Kooperationsbilanz mit der (mittelständischen) Wirtschaft honorieren. Dafür muss das Land finanzielle Vorsorge treffen.
Verwaltung mit Innovations-Know-how
Verwaltung und öffentliche Strukturen können nur an innovativen Lösungen aus Wirtschaft und Wissenschaft partizipieren, wenn die für die Beschaffung zuständigen Mitarbeiter wissen, was der Markt zu bieten hat. Für einen nachhaltigen Know-how-Aufbau bedarf es belastbarer Weiterbildungsangebote der Verwaltungsakademie und direkter Austauschformate mit der Wirtschaft zu aktuellen Technologietrends. Beides sind notwendige Grundlagen für Investitionen der öffentlichen Hand in innovative Produkte und Services.
Mehr Produktion, mehr Wertschöpfung
Nur mit einem starken und wettbewerbsfähigen produzierenden Gewerbe können technologienahe Wertschöpfung und Beschäftigung in Zukunftsbereichen in ausreichendem Maß erreicht werden. Über einen integrierten industriepolitischen Ansatz ist sicherzustellen, dass die Förderung des produzierenden Gewerbes in allen politischen Ressorts berücksichtigt wird. Die Grundlage müssen die Fortschreibung des Masterplans Industrie (MPI) sowie die Weiterführung des Steuerungskreises Industriepolitik (SKIP) bilden. Dabei müssen dem MPI messbare Ziele zugrunde liegen, und er muss stärker als Gremium für konkrete Entscheidungen in Erscheinung treten. Dies ist umso wichtiger, da krisenbedingte Einbrüche in Gastronomie und Tourismus kompensiert und der Standort durch eine starke industrielle Basis krisenfester gemacht werden müssen.
Produktionskapazitäten ausbauen
Die Liefer- und Versorgungsengpässe der Gesundheitswirtschaft während der Pandemie haben gezeigt, dass bei der strategischen Versorgung mit Arzneimitteln und anderen Medizinprodukten hohe Abhängigkeit von Drittstaaten besteht. Solche Engpässe in Zukunft zu verhindern, muss also in Vorbereitung auf eine weitere Krise Priorität haben. Hierzu müssen Anreize zur Rückverlagerung von entscheidenden Teilen der Wirkstoffproduktion nach Deutschland sowie dessen Entwicklung am Standort geschaffen werden, um die Versorgungssituation sicherzustellen und industrielle Beschäftigung auszubauen. Agiert die Tierschutzkommission in einer Misstrauenskultur gegenüber forschenden Unternehmen, schadet das dem Innovationsstandort. Hier muss politische Verantwortung greifen, damit Unternehmen der Gesundheitswirtschaft nicht abwandern.
Forderungen
- Technologietransfer aus einer Hand politisch steuern und strategisch ausrichten
- Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft über Hochschulverträge fördern und messen
- Know-how zu Märkten und Technologien in der öffentlichen Beschaffung sicherstellen
- Industriepolitische Leitlinien in allen wirtschaftsrelevanten Politikressorts verankern
- Masterplan Industriestadt Berlin fortschreiben und weiterentwickeln
- Steuerungskreis Industriepolitik fortsetzen
- Liefer- und Versorgungsengpässe verhindern – Beispiel Gesundheitswirtschaft