BW 05/2021 – Agenda
Wechsel an der Spitze des DIHK
Nach acht Jahren vollzieht sich beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ein Wechsel an der Spitze der Unternehmensvertretung: Dr. Eric Schweitzer geht, neuer Präsident ist der Trierer Unternehmer Peter Adrian. Die DIHK-Vollversammlung wählte den 64-jährigen Vorstandsvorsitzenden und Miteigentümer der Triwo AG am 24. März einstimmig (bei einer Enthaltung) zum Nachfolger von Eric Schweitzer, der satzungsgemäß nicht mehr zur Wiederwahl angetreten ist. Auf Vorschlag von Peter Adrian wählte die Vollversammlung Schweitzer zum DIHK-Ehrenpräsidenten.
Als Präsident übernimmt Adrian das wichtigste Ehrenamt an der Spitze der Dachorganisation von 79 Industrie- und Handelskammern, deren gesetzlicher Auftrag die Vertretung des wirtschaftlichen Gesamtinteresses von insgesamt mehr als drei Millionen Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft ist. Seit 2006 ist Adrian bereits Präsident der IHK Trier. Die DIHK-Vollversammlung wählte turnusgemäß auch die vier Vize-Präsidenten. Die Amtszeit des neuen Präsidiums beträgt vier Jahre.
DIHK-Vizepräsidenten
Neu im Amt sind Marjoke Breuning (IHK Stuttgart) und Ralf Stoffels (SIHK zu Hagen). Klaus-Hinrich Vater (IHK Kiel) und Klaus Olbricht (IHK Magdeburg) wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Peter Adrian ist in Köln geboren und in Trier aufgewachsen. Er hat eine Lehre bei der Deutschen Bank absolviert und dann an der Uni Trier Volkswirtschaft studiert. Sein erstes Unternehmen gründete er noch als Student mit 23 Jahren und rund 3.000 Euro Startkapital. Inzwischen betreibt die von Adrian in den Siebzigerjahren in Trier aufgebaute Triwo AG, deren Miteigentümer er ist, bundesweit rund 30 große Industrie- und Gewerbeparks, in denen sich meist mehrere Betriebe aus einer Branche angesiedelt haben. Unter dem Dach der inhabergeführten Aktiengesellschaft sind drei große Geschäftsfelder zusammengefasst: Immobilien (Gewerbe- und Industrieparks), Automotive Testing und Flugplätze.
Generationswechsel beim DIHK
Dr. Eric Schweitzer hatte am 20. März 2013 das Präsidentenamt von seinem Amtsvorgänger Hans Heinrich Driftmann übernommen. Bereits seit 2004 war Schweitzer ehrenamtlicher Präsident der IHK Berlin, ein Amt, das er bis März 2016 innehatte. Und schon bevor Schweitzer zum Präsidenten des bundesweiten DIHK gewählt wurde, galt er als zupackender, schwungvoller junger „Chef“, der den Unternehmergeist in die IHK trug und immer „etwas bewegen“ wollte. Mit seinem Bruder, Dr. Axel Schweitzer, modernisierte er bei der Alba Group plc & Co. KG die Recyclingwirtschaft, und privat kümmerte er sich um zwei Herzensangelegenheiten, die ihn bewegten: das Alba Berlin Basketballteam und sein jahrelanges Engagement für „Kinderleben – Verein zur Förderung der Klinik für krebskranke Kinder e.V. Berlin“.
Als Eric Schweitzer einstimmig an die Spitze des DIHK gewählt wurde, war er erst 47 Jahre alt und damit der jüngste Präsident, den es in der 152-jährigen Geschichte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages je gegeben hatte. Der Beginn von Schweitzers erster Präsidentschaft fiel in eine damals herausfordernde Zeit: Nach der Finanzkrise galt es für die IHKs dafür zu sorgen, dass der Wiederaufschwung in den Regionen auch bei den Unternehmern ankam. Infrastrukturaufbau und Ausbildung gewannen an mehr Bedeutung als zuvor. Schweitzer brachte nicht nur viel praktische Erfahrung mit ins Amt, die er zu Hause in Berlin als „Chef“ des Familienunternehmens „Alba“ wie auch als langjähriger IHK-Präsident gesammelt hatte, sondern er brachte auch einen neuen frischen Ton in die bundesweite Kammerlandschaft, der dort bisher nicht zu hören gewesen war.
Klimawende zunehmend im Fokus
In Schweitzers zweiter Amtszeit, die 2017 begann, standen die Themen Bildung und Infrastruktur, aber auch Klimawende und Umweltschutz im Vordergrund. Und dann wurde am 11. März 2020 überraschend alles anders: Die WHO erklärte die Corona-Epidemie offiziell zur Pandemie. Einige Historiker werten diese Pandemie als historische Zäsur. Eric Schweitzer setzte sich als DIHK-Präsident vom ersten Monat an für schnelle Hilfen an krisengeschüttelte Unternehmen ein, denn diese fangen ja nicht nur die einzelnen Unternehmen auf, sondern sind ein Beitrag zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft.
Er wies auch als einer der Ersten auf die Lücke hin, die es im sogenannten Corona-Schutzschild für kleine Unternehmen und Soloselbstständige gab. Er warnte vor einer Pleitewelle unvorstellbaren Ausmaßes, die auf die Wirtschaft zurollen würde, und mahnte die Politik zu mehr Tempo bei den Hilfen. Die Amtszeit von Eric Schweitzer endete satzungsgemäß nach zwei Wahlperioden am 24. März 2021. Nach einem Jahr Corona-Zeit – mitten in der sogenannten dritten Welle – übernimmt nun Peter Adrian, wie Schweitzer damals auch, den Staffelstab in einer ausgesprochen herausfordernden Zeit.
von Christine Nadler