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Fuhrpark unter Strom

Neben der Nachhaltigkeit gibt es noch weitere Vorteile: Berliner Unternehmen stellen ihre Flotten zunehmend auf Elektro-Fahrzeuge um.
Noch in diesem Jahr will Jens Gurk sein Ziel erreicht haben. Dann betreibt der Geschäftsführer des Neuköllner Familienunternehmens Gurk Elektrobau GmbH seinen kompletten Fuhrpark mit 24 Kastenwagen emissionsfrei. „Für uns birgt die E-Mobilität große Kostenvorteile“, sagt Gurk, der die Flotte seit 2018 umstellt und dabei regelmäßig Förderprogramme wie WELMO der IBB in Anspruch nimmt. Nur auf die 2023 ausgelaufene BAFA-Förderung Elektroauto muss er künftig verzichten. Doch nicht nur die Fördermittel überzeugen Gurk, der 46 Mitarbeitende beschäftigt und der für private Haushalte sowie kleine Hausverwaltungen Elektroarbeiten aller Art ausführt inklusive Aufbau von E-Ladestationen.

Spareffekt bei Wartung und Reparatur

Zehn Jahre lang müsse er keine Kfz-Steuer bezahlen, und die Kfz-Versicherung sei ein Drittel günstiger als bei Verbrennern. Auch bei den Einkaufspreisen schaut Gurk genau hin, setzt auf Vorführ- und Jahreswagen und profitiert aktuell vom Preiskrieg bei den Stromern. Zurzeit bekomme er für den Preis eines Verbrenners zwei E-Transporter. „Wir sparen zudem ganz erheblich bei Wartung und Reparatur“, unterstreicht der Unternehmer. Verbesserungswürdig sei noch die öffentliche Ladeinfrastruktur. Er habe deshalb Ladepunkte auf dem Hof und in der Nachbarschaft Stellplätze mit „Tankstelle“ errichtet sowie Mitarbeitende zu Hause mit Ladepunkten ausgerüstet.
Auch für Tilo Frister, CFO bei der F&L Kunststofftechnik GmbH in Marzahn, ist die umwelteffiziente Alternative die kostengünstigste Lösung. Schon seit 2017 schafft das Familienunternehmen nur noch emissionsfreie Pkw und Lieferwagen an, seit vergangenem Jahr besteht der Fuhrpark aus sieben Wagen. Mit 16 Mitarbeitenden stellt die Kunststoffspritzgießerei Formteile für Kunden in der Kosmetikindustrie und Medizintechnik in und um Berlin her. „Für uns ist das auch eine Chance in einer Branche, die nicht eben als umweltfreundlich gilt, mit grüner Technologie ein Zeichen für Umweltschutz zu setzen“, sagt Frister.
Die Stromrechnung fällt auch deshalb günstig aus, weil F&L den Neubau von Büro und Produktionshalle nutzte, um Photovoltaikmodule auf das Dach zu montieren inklusive Batteriespeichern. „So tanken wir unseren eigenen Strom und teilen das Lademanagement so ein, dass wir möglichst wenig Strom aus dem öffentlichen Netz ziehen müssen.“ Als Bonus bietet F&L zudem Mitarbeitenden E-Firmenwagen an, die sie dann zu geringen Kosten betanken können.
Die Reichweite mit 320 Kilometern für Lieferwagen und 440 Kilometern für Pkw ist aus Sicht von Frister kein Engpass. „Da wir nur in Berlin und im Umland unterwegs sind, reicht der Akku in der Regel allemal aus.“ Es wäre natürlich einfacher, wenn noch mehr Ladesäulen da seien. Zur Not werden lange Touren so geplant, dass man unterwegs einen Ladepunkt ansteuern kann.
Nicht nur E-Autos spielen im Flottenmanagement eine Rolle. Auf eine andere emissionsfreie Alternative zu Lieferwagen setzt Beres Seelbach, Gründer der Onomotion GmbH. Seine Lastenräder überlässt er den Kunden per Leasing- oder Mietvertrag in der Regel für 36 Monate. Die monatliche Miete liegt zwischen 500 und 600 Euro und beinhaltet auch Wartung beziehungsweise Service. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass die Kunden das Cargobike auf der Website individuell konfigurieren können“, sagt der Gründer. Zur Wahl stehen unterschiedliche Aufbauten und Innenausstattungen der Containermodule, zum Beispiel Regalsysteme für Handwerker.
Mitte 2023 hat Onomotion den Gang über die Grenze gewagt. Seitdem transportieren die Räder Lasten auch in Großbritannien, Österreich und Belgien. Nach einem Rückgang der Nachfrage habe sich die Auftragslage seit dem Jahreswechsel wieder deutlich verbessert, in Deutschland werde wieder mehr online bestellt, sagt Seelbach, der 2016 gründete und mittlerweile 43 Mitarbeitende beschäftigt. „Im Ausland profitieren wir davon, dass einige Städte schon sehr restriktive Regeln für Fahrten mit Lieferwagen erlassen bis hin zu Komplettverboten in bestimmten Gegenden.“

E-Lastenräder für kleine Mengen

Olaf Höhn, Geschäftsführer der Florida-Eis Manufaktur GmbH, lässt seit drei Jahren Boxen mit Mandelmarzipan, Marshmallow oder Mint Chocolate von E-Lastenrädern zu seinen Kunden in der Region bringen. „Wir haben immer mehr kleine Abnehmer wie Spätis, Gastronomie und Märkte, die bei uns bestellen. E-Lastenräder spielen deshalb eine immer größere Rolle.“ Fünf verschiedene Stromer mit drei oder vier Rädern verstärken den Fuhrpark des Unternehmens. Ein Gefährt hat Florida gekauft, die anderen vier radeln im Rahmen eines vom Bundesumweltministeriums geförderten Tests des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. So will Höhn das beste Vehikel finden. Seine Bilanz insgesamt: „Die meisten Fahrten rechnen sich.“
von Eli Hamacher