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Mediation gehört zur Kultur des Konzerns

Konflikte am Arbeitsplatz sind unvermeidlich – aber lösbar. Das Beispiel Deutsche Bahn AG macht deutlich, wie solche Spannungen innerbetrieblich effektiv beigelegt werden können.
Konflikte sind menschlich und notwendig.“ So formuliert es Catherine Koffnit, eine der beiden Ombudsfrauen der Deutschen Bahn AG. Sie teilt sich mit ihrer Kollegin Carola Garbe diese Funktion im Jobsharing. Die Erkenntnis, dass Streitigkeiten am Arbeitsplatz unvermeidlich sind, ist daher für jeden Unternehmer und jede Unternehmerin der erste Schritt, wenn sie ihnen konstruktiv begegnen wollen. Im zweiten Schritt stellt sich sodann jedem von ihnen die Frage, wie er oder sie konkret mit Konflikten umgehen will – präventiv und reaktiv. Bestenfalls wird nicht nur ein Instrumentarium bereitgestellt, das im konkreten Einzelfall herangezogen werden kann, sondern die gesamte Unternehmenskultur so ausgerichtet, dass Konflikte kein Tabuthema sind, sondern frühzeitig und offen angesprochen werden können. 
Das Beispiel der Deutschen Bahn AG mit rund 234.000 Mitarbeitenden in Deutschland zeigt hierfür mögliche Wege auf. Für das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin ist es wichtig, innerbetriebliche Konflikte besprechbar zu machen und so die Energie von Konflikten sinnstiftend nutzbar zu machen, erläutert Carola Garbe. Wenn sich ein Konflikt allein nicht (mehr) lösen lässt, existieren verschiedene Anlaufstellen im Unternehmen.
Neben den klassischen gibt es bei der Deutschen Bahn AG seit 2005 eine eigenständige und unabhängige Ombudsstelle für innerbetriebliche Konflikte, an die sich alle Mitarbeitenden vertraulich wenden können. Sie bietet unter anderem eine außergerichtliche und unbürokratische Konfliktlösungsbegleitung und gibt Empfehlungen für geeignete Verfahren, um etwaige Konflikte aufzulösen. Nur mit Einverständnis der Ratsuchenden wird die Ombudsstelle aktiv.

Arbeit an interessenorientierter Lösung

So kann zum Beispiel eine innerbetriebliche Mediation empfohlen werden. Eine Mediation ist ein freiwilliges Verfahren, das sich bei Konflikten in und zwischen Teams sowie auch zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden eignet und in dem die Beteiligten mit Unterstützung allparteilicher Dritter selbstbestimmt eine interessenorientierte Lösung erarbeiten können.
Die Ombudsstelle bündelt die Kompetenz für Mediation und koordiniert den 2008 etablierten innerbetrieblichen „Mediator:innenpool“. Bundesweit sind gut 230 Mitarbeitende neben ihren eigentlichen jeweiligen Aufgaben in den Gesellschaften der Deutschen Bahn AG als intern oder extern ausgebildete Mediatorinnen und Mediatoren tätig. Sie repräsentieren unterschiedliche Hierarchien und bilden sowohl im Alter als auch im Geschlecht einen Querschnitt des Unternehmens ab. Gemeinsam mit dem Konzernbetriebsrat wurde eine Konzernbetriebsvereinbarung Mediation abgeschlossen.
Mit den internen Mediatorinnen und Mediatoren wird Insider-Know-how zur Lösung von Konflikten genutzt, da sie die Strukturen und Strategie des Konzerns und das Unternehmensleitbild kennen und die Werte konsequent (vor-)leben. Die Ombudsstelle, die die beiden Ombudsfrauen leiten, stellt durch die zentrale Koordination des Pools sicher, dass die Mediatorinnen und Mediatoren unabhängig vom Konflikt sind und genügend Distanz zum Konflikt haben.
Zum Abschluss macht Catherine Koffnit vor diesem Hintergrund deutlich: Die innerbetriebliche Mediation bei der Deutschen Bahn AG unterstützt die Strategie der starken Schiene und die Weiterentwicklung einer offeneren Konfliktkultur im Unternehmen.
Konflikte am Arbeitsplatz sind unvermeidlich – aber lösbar. Das Beispiel Deutsche Bahn AG macht deutlich, wie solche Spannungen innerbetrieblich effektiv beigelegt werden können
von Dr. Alexandra Fock