04.06.2024

Wirtschaft bringt EU in die Berufsschule

IHK-Präsident Dr. Michael Waasner diskutiert mit Schülerinnen und Schülern

Mit der Europawahl am 9. Juni werden entscheidende Weichen für die Zukunft der EU gestellt. Damit die Bedeutung Europas für den Wirtschaftsstandort Oberfranken auch der jüngeren Generation ein Stück greifbarer wird, hat die IHK für Oberfranken Bayreuth in Forchheim, Kulmbach, Kronach, Hof, Münchberg, Rehau und Bamberg eine EU-Projektwoche mit Berufsschülerinnen und ‑schülern organisiert.

Das Ziel der Projektwochen: Unternehmerinnen und Unternehmer sollen mit jungen Menschen ins Gespräch über Europa und europäische Wirtschaftspolitik ins Gespräch kommen und auch zeigen, wie wichtig es ist, sich an der Europawahl 2024 zu beteiligen.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich gut auf die Diskussion vorbereitet etwa mit Fragen zur beruflichen Bildung und zu Förderprogrammen für Azubis, aber auch zu den Maßnahmen der EU beim Ukrainekrieg oder der Migration.

EU spielt in Zukunft junger Menschen hinein: Wahlrecht ab 16 konsequent

"Zum ersten Mal überhaupt dürfen in Deutschland auch 16- und 17-Jährige wählen. Das ist logisch und konsequent, schließlich werden in Brüssel viele Entscheidungen gefällt, die langfristig wirken und damit spürbar in die Zukunft junger Menschen hineinspielen", macht IHK-Präsident Dr. Michael Waasner deutlich. "Nach der Diskussion habe ich keine Zweifel daran, dass klar geworden ist, worum es bei der Wahl geht."

Gerne stand der Präsident den Schülerinnen und Schülern im Beruflichen Schulzentrum Forchheim Rede und Antwort. In der Diskussion wurde deutlich, welch herausragende Rolle die EU gerade für Deutschland spielt. Dr. Waasner: "Über die Hälfte der deutschen Exporte gehen in andere EU-Länder - dank des gemeinsamen Binnenmarktes mit einfachem Zugang und einheitlichen Regeln."

In der Diskussion wird deutlich, dass die EU auch ihre Schwächen hat, etwa die Ferne zum Bürger, der oft zähe Ablauf von Entscheidungsprozessen und vor allem die ausufernde Bürokratie. "Das heißt aber nicht, dass die Idee einer Europäischen Union falsch ist, sondern dass noch viel zu tun ist", macht sich Dr. Waasner für die EU stark. "Wir reden hier über Mängel, die mit entsprechendem Willen korrigiert werden können." Mit persönlichen Eindrücken von seinen Besuchen bei der EU-Kommission und dem EU-Parlament in Brüssel und Straßburg, macht Dr. Waasner den Schülerinnen und Schülern die EU ein Stück greifbarer: "Mich hat beeindruckt, wie knapp die Abstimmungen im Parlament oft ausgehen. Es gibt keine 'stehende' Regierungskoalition, und so finden sich zu unterschiedlichen Themen auch wechselnde Mehrheiten. Gesetzesvorlagen werden zwischen den Institutionen EU-Kommission, Ministerrat und Parlament beraten und weiterentwickelt, und dadurch oft sehr kompliziert und etwa für die Wirtschaft zu praxisfern." Nicht zuletzt dadurch entstehe nach außen der Eindruck zäher Entscheidungsfindungen.

Einen dauerhaften Frieden zu schaffen, das war die Sehnsucht der Gründerväter und ‑mütter nach dem 2. Weltkrieg. Dr. Waasner: "Leider haben viele dieses wichtige Ziel verdrängt." Heute könne sich jeder EU-weit niederlassen, arbeiten oder wirtschaftlich tätig werden. Beim grenzüberschreitenden Handel innerhalb der Gemeinschaft gebe es keine Zölle und weniger Hürden. Die EU biete aber auch viel für Auszubildende. Dr. Waasner verweist beispielhaft auf Zuschüsse für Auslandspraktika.

EU mit vielen Errungenschaften

Allenfalls aus Erzählungen wissen die Auszubildenden, wie aufwändig es früher war, ins Ausland zu verreisen. Es gab Grenzkontrollen und man musste Geld umtauschen. Bekam man etwa 1970 noch knapp sechs D-Mark für 1.000 italienische Lira, waren es 1981 zwei DM und 1994 nur noch eine DM. Für eine Einreise in die benachbarte Tschechoslowakei wurde sogar ein Visum benötigt. "All das haben die meisten vollständig verdrängt", bedauert Dr. Waasner.

In der Diskussion wird deutlich, dass die EU sehr oft auch für jeden greifbare Vorteile bedeute, so bei den Roaming-Gebühren, seit deren Abschaffung beim Telefonieren und Surfen innerhalb der EU keine Zusatzkosten mehr anfallen. Oder – ganz aktuell – die Vorgaben für ein einheitlichen Ladekabel für Handy, Tablets und ab 2026 auch Laptops.