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Diversifikation dank Kooperation
Wie ein mittelständisches Unternehmen sich breiter aufstellen kann: das Beispiel iprotex GmbH & Co. KG und das textile Fahrradschloss tex-lock
Als „Start-up mit mittlerweile grau gewordenen Haaren“ würde Timo Piwonski sein eigenes Unternehmen bezeichnen. Mehr als 25 Jahre ist die Gründung der iprotex GmbH & Co. KG mit Sitz in Münchberg mittlerweile her. Schon lange zählt der Hersteller technischer Textilien zum Mittelstand, verfügt über sieben Produktionsstandorte, 500 Textilmaschinen und rund 400 Mitarbeitende weltweit. Start-ups spielen hier jedoch weiterhin eine gewichtige Rolle, wenn es um Kooperation und Produktinnovation geht.
„Wir begleiten Start-ups mit unseren textilen Fachkompetenzen und versuchen uns auf diesem Weg zu diversifizieren“, erläutert Piwonski. Der Bereich Automotive macht nach seinen Angaben 70 bis 75 Prozent des Umsatzes aus, schwankt aber stark. „Deswegen wollen und müssen wir uns diversifizieren.“
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation und „Diversifikation per Zufall“, wie Piwonski sagt: das textile Fahrradschloss tex-lock. „Wir waren nicht explizit auf der Suche nach einem Einstieg in den Fahrradmarkt, dazu brauchte es einen Impuls von außen.“ Der kam von Alexandra Baum und Suse Brand, Textil- und Modedesignerinnen sowie Gründerinnen der Texlock GmbH, die ein neuartiges Radschloss entwickeln wollten – flexibel, leicht zu handhaben und aus Textil geflochten. Durch den engen Draht, den iprotex ohnehin zur Fachhochschule, zum Campus und zu Forschungseinrichtungen pflegt, kam der Kontakt zustande.
Der erste Versuch eines Prototyps: „krachend gescheitert“, wie Timo Piwonski ganz ehrlich zugibt. „Die Parameter haben nicht gepasst, die Festigkeit war nicht wie gewünscht – aber wir sind drangeblieben und haben letztlich zusammen ein Produkt entwickelt, das auch Bolzenschneider und Säge standhält“ – zumindest so lange, bis fast jeder Langfinger aufgibt.
Seit den Anfängen vor annähernd zehn Jahren ist die Zusammenarbeit zwischen iprotex und Texlock kontinuierlich gewachsen und intensiviert worden, sagt Piwonski. „Es ist uns gelungen, ein Start-up als Lieferant, aber auch Entwicklungspartner zu begleiten.“ Das tex-lock sei mittlerweile sehr profitabel und erreiche große Stückzahlen, ist er zufrieden. Gemeinsam arbeite man an der nächsten Generation des Produkts.
Iprotex sei offen für neue Produkte in Kooperation mit anderen, wenn sie zum Unternehmen passen, „aber wir gehen pragmatisch an die Sache heran“, sagt Timo Piwonski. Ihm ist klar, dass Gründerinnen und Gründer anfangs oft selbst nicht wissen, welche Mengen produziert werden sollen und ob das Produkt ein Erfolg wird.
Seine Rolle sieht er darin, dem Start-up in den Anfängen einer Zusammenarbeit – „natürlich nicht oberlehrerhaft“ – Hilfestellung zu geben und die Frage nach der Machbarkeit zu stellen, „denn Gründerinnen und Gründer haben oft tolle Ideen, aber noch keine ausgereiften Prozesse. Dann versuchen wir gemeinsam, die Idee einzugrenzen und schauen, was prozesstechnisch zu bewerkstelligen ist.“ Denn natürlich könne auch iprotex es sich nicht leisten, unbegrenzt zeitliche und finanzielle Ressourcen für unklare Ideen aufzuwenden. Doch ist er sich sicher: „Mittelstand und Start-ups können beide sehr von einer Zusammenarbeit profitieren. Wichtig ist, dass man auf Augenhöhe miteinander spricht.“
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