Vom Start-up zum Mittelständler

Das Unternehmen easy2cool aus Lichtenfels kennt Kooperation aus mehreren Perspektiven

Die beiden Gründer von easy2cool, Sebastian Leicht (l.) und Marco Knobloch. © Best Shots Photography / Bastian Suffa - www.bestshotsphotography.de
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 ist das Unternehmen easy2cool von einem Zweimannbetrieb, der anfangs noch in der heimischen Garage Kühlakkus produzierte, zu einem der führenden Anbieter ganzheitlicher Kühlkonzepte für Transport und Logistik im deutschsprachigen Raum gewachsen. 2015 begann easy2cool mit der Produktion von Isolierverpackungen und Kühlpacks in Lichtenfels. Wie Geschäftsführer Sebastian Leicht erzählt, war in den Anfangsjahren die Kooperation mit dem Mittelstand eines der Erfolgsrezepte.

Leicht berichtet von den Anfängen des Start-ups: Los ging es mit einer „Uralt-Verpackungsmaschine, die wir gekauft und umgebaut haben, in Opas Garage“. Mit dem Plan, Kühlakkus zu produzieren, begaben sich Leicht und Marco Knobloch, der zweite der beiden Gründer und Geschäftsführer, intensiv auf die Suche nach einem Hersteller von Hüllstoffen, der bereit war, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die meisten hätten abgewunken, die Anforderungen an das Material waren hoch, Temperaturschwankungen von minus 30 bis plus 30 Grad musste es aushalten, dazu einen Inhalt, der sich ausdehnt. Schließlich aber fand easy2cool mit dem Unternehmen Verpa Folie Weidhausen GmbH im Landkreis Coburg zusammen, nur 15 Kilometer von Lichtenfels entfernt.

„Als Gründer haben wir damals um jeden Cent gerungen, aber an unsere Idee geglaubt“, erinnert sich Sebastian Leicht. „Verpa hat uns immer geholfen, etwa uns ihr Versuchs- und Entwicklungsteam kostenlos verfügbar gemacht und für uns produziert. Ich bin mir nicht sicher, ob wir sonst weitergemacht hätten.“ Seiner Einschätzung nach hat sich die Kooperation für beide Seiten gelohnt, „denn wir sind ein signifikanter Kunde der Firma geworden“.

Heute ist er überzeugt: „Wer mit einer stimmigen Geschäftsidee überzeugt, findet als Gründer Hilfe.“ Mittlerweile kennt Leicht auch die andere Seite: easy2cool, nun selbst ein mittelständisches Unternehmen, kooperiert mit Start-ups, die neue Produkte im Food-Bereich auf den Markt bringen möchten.

In der Zusammenarbeit von Start-ups und dem Mittelstand sieht Sebastian Leicht eine „Riesenchance“. Anders als Konzerne, hätten viele mittelständische Unternehmen die Potenziale jedoch noch nicht ausreichend verinnerlicht.

Für Mittelständler kann die Kooperation mit Start-ups eine Strategie sein, „um Potenziale auf die Zukunft zu erschließen“, Kunden- und Lieferantenbeziehungen aufzubauen beispielsweise, etwas von der Dynamik und dem Drive von Start-ups mitzunehmen, und die eigenen Geschäftsprozesse neu denken zu lassen, „ganz ohne Scheuklappen – diese Chance hat ein mittelständisches Unternehmen ganz selten“. Bei allem Unterstützungswillen sagt Leicht aber auch: „Mittelständler sind nicht die Wohlfahrt – es bedarf mittel- und langfristig auch eines wirtschaftlichen Anreizes, das zu machen.“
Tipps für eine erfolgreiche Kooperation

Kommunikation ist alles: Erwartungen im Gespräch klären, sodass es nicht zu Missverständnissen kommt. Start-ups und der Mittelstand sprechen manchmal unterschiedliche Sprachen: So kann der Begriff „zeitnah“, erklärt Sebastian Leicht, für Start-ups eine ganz andere Bedeutung haben als für die etablierten Prozesse eines Mittelständlers. Auch was etwa Spezifikationen betrifft, sollte sichergestellt werden, dass alle Beteiligten mit den Begrifflichkeiten etwas anfangen können.

Keine ungefragten Ratschläge: Wenn die Geschäftsidee gut ist und der Businessplan stabil, sollten Mittelständler sich mit gut gemeinten, aber nicht erbetenen Tipps zurückhalten. Gründerinnen und Gründer seien in der Regel mit so viel Enthusiasmus am Werk, dass Ratschläge – sollten sie lehrerhaft daherkommen – nicht gut aufgenommen werden.

Nach Hilfe fragen: Gründerinnen und Gründern gibt Sebastian Leicht den umgekehrten Rat – „man darf als Start-up offen und ehrlich um Hilfe bitten“, sagt er.
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