„Wir haben Mitarbeiter von fast allen Kontinenten“

Wir gehen dahin, wo wir arbeitswillige Mitarbeiter finden. Der EU-Markt für Fahrer ist leer, aktuell fehlen EU weit 100.000 Fahrer. In vielen Drittländern mit enormer Bevölkerung und hoher Arbeitslosenquote gibt es sehr viel Potential.

Wir rekrutieren auf allen möglichen Kanälen Mitarbeiter. Von der einfachen Ausschreibung bei der Arbeitsagentur, über Mund-zu-Mund Werbung eigene Recruiter und auch Recruiting-Partner im Ausland. Warum unser Unternehmen interessant für Mitarbeiter ist? Hier kann ich nur das wiedergeben, was die Mitarbeiter sagen: Sie schätzen bei uns das familiäre Arbeitsklima, jeder Mitarbeiter ist eine Persönlichkeit, keine Nummer, wir kennen die Familien und die Geschichten, jeder wird so angenommen, wie er ist, wir werden alle respektvoll behandelt, es gibt immer ein offenes Ohr bei den Vorgesetzten und Chefs, man wird nicht ins kalte Wasser geschmissen, sondern hat Unterstützung.

Ja klar, die vielen Herkunftsländer sind eine enorme Herausforderung für uns. Wir haben Mitarbeiter von fast allen Kontinenten, die alle sehr unterschiedlich sozialisiert sind. Das muss man als Führungskraft erst lernen, dass jemand aus Kasachstan anders zu führen ist als jemand aus Pakistan, Serbien oder Deutschland. Wir haben eine fest angestellte Deutschlehrerin, eine Mitarbeiterin, die neue Kollegen bei der Wohnungssuche unterstützt, eine weitere Mitarbeiterin begleitet bei Behördengängen, ein Mitarbeiter begleitet den Prozess in der Fahrschule, Führerscheinfortbildung und Führerscheinstelle. Wir haben inzwischen 13 Wohnungen an unseren Betriebshöfen neu gebaut. Wir halten Starter Kits für neue Mitarbeiter vor (Bettwäsche, Kochtöpfe, Handtücher etc.) und geben Darlehen für den Start in Deutschland. Weiterhin kümmern wir uns um Arbeitsplätze und Schule für die Familie unserer Mitarbeiter. Dieses Angebot haben wir aber auch für deutsche Mitarbeiter, die das auch in Anspruch nehmen.

Wir haben aktuell 294 Mitarbeiter aus 43 Herkunftsländern, 55 Prozent sind aus EU-Mitgliedstaaten (inklusive Deutschland) und 45 Prozent aus Drittländern (Nicht-EU-Mitgliedstaaten). Nur noch 42 Prozent sind aus Deutschland. Wenn wir keine Mitarbeiter aus dem Ausland hätten, blieben 70 Prozent unserer Busse stehen, das heißt 70 Prozent des ÖPNVs, den wir für die Städte und Landkreise zwischen Bayreuth und Ansbach und Hersbruck und Herzogenaurach durchführen, bliebe stehen, die Kinder daheim und die Arbeitenden müssten mit dem PKW zur Arbeit fahren.

Gerade in Europa sind wir darauf angewiesen, dass wir in unseren Unternehmen Mitarbeitende aus vielfältigen Ländern haben. Mittelfristig kann das nur gelingen, wenn nicht nur die Führungskräfte dafür ausgebildet sind, interkulturell zu führen, sondern auch die Gesellschaft offen dafür ist. Für uns Unternehmer wäre es schon einmal sehr gut, wenn auch die Behörden eine Willkommenskultur leben würden. Aktuell haben wir in den öffentlichen Stellen eine Verhinderungskultur.