Eine Geschäftsidee, die sich gewaschen hat

Carolin Schuberth über die Gründung der waschies GmbH
„Wir Frauen müssen uns viel stärker gegenseitig supporten und vernetzen“, sagt Carolin Schuberth. Die Gründerin und Geschäftsführerin der waschies GmbH in Kulmbach setzt auf Sichtbarkeit, hat sich mit ihrem Unternehmen sogar in die „Höhle der Löwen“ gewagt. Dabei begann die Geschichte der „waschies“ eigentlich aus der Not heraus.

Nach der Geburt ihrer Tochter Valerie verzweifelte Carolin Schuberth 2015 bei der täglichen Reinigung mit Feuchttüchern, die für Hautirritationen sorgten und viel Müll produzierten. „Daher entschloss ich einfach selbst ein nachhaltiges Waschpad nach meinen eigenen Vorgaben zu entwickeln. Hilfe bekam ich von einer kleinen Weberei in der Nähe von Kulmbach“, erzählt Schuberth.

Fünf Meter Stoff, für die eigenen Kinder, hätte sie gebraucht. 300 Meter bekam sie, kleinere Mengen zu produzieren sei nicht möglich gewesen. „Mich traf der Schlag“, erinnert sich die Kulmbacherin. Zehn Rollen, von denen – mit umgeklappten Sitzen – gerade mal zwei ins Auto passten.

Carolin Schuberth war damals Leiterin einer Werbeagentur, brachte den Stoff dorthin. Es wurde eine Nähmaschine angeschafft, die ersten Prototypen entstanden und wurden an Freunde und Bekannte verteilt. Ihre Mutter und Schwiegermutter nähten fleißig mit.

Anfangs ein Zufallsprodukt: die nachhaltigen Waschpads der waschies GmbH.
„Das Feedback war super“, sagt Schuberth, die vorher nicht daran gedacht hatte, dass ihre Idee eine Geschäftsidee sein könnte. „Ich wollte das wirklich nur für meine eigenen Kinder machen.“ Nun aber wurde ein Unternehmen daraus, für das der Name schnell gefunden war: „waschies“ – die Idee ihrer älteren Tochter Antonia. Es folgten Website und Online-Shop, Zertifikate, Patentschutz, Designschutz, Markenschutz – die IHK für Oberfranken Bayreuth und Bayern Innovativ standen der Gründerin in dieser Phase beratend zur Seite. 2017 erweiterte das Unternehmen sein Sortiment um eine Abschminklinie.

Carolin Schuberth wollte die „waschies“ bekannter machen. Ihr war klar: „Du musst klappern, sonst wirst du nicht wahrgenommen.“ Sich für die VOX-Gründershow „Höhle der Löwen“ zu bewerben, kostete sie dennoch Überwindung. „Man weiß ja nicht, ob sie das Produkt gut finden, oder ob man sich vor laufender Kamera blamiert.“ In der Reality-Show bekommen Gründerinnen und Gründer die Chance, ihre Idee fünf Investoren, den sogenannten „Löwen“, zu präsentieren. Als die Zusage für die Show kam, war die Freude groß, ging allerdings auch mit einer Menge an Aufregung einher.

Zu ihrer Freude konnte Carolin Schuberth gleich zwei Investoren von den „waschies“ überzeugen. Sie entschied sich für Ralf Dümmel, der daraufhin bis vor Kurzem 20 Prozent an der waschies GmbH hielt. „Nach der Ausstrahlung der Sendung folgte ein riesiger Run auf unsere ,waschies‘ – allein 2018 konnten wir über 2 Millionen Stück verkaufen.“
Du musst klappern, sonst wirst du nicht wahrgenommen.

Carolin Schuberth

Die Anteile hat Carolin Schuberth im vergangenen Jahr zurückgekauft, möchte den Weg der „waschies“ wieder mehr selbst bestimmen können. „Wir wollen wieder mehr in der Region produzieren, wir wollen innovativ bleiben“, sagt sie. Die wichtigsten Vertriebskanäle sind nun die Sozialen Medien, Kosmetikerinnen, der Fernsehsender QVC und, natürlich, Amazon. Dass die „waschies“ zwischenzeitlich auf Grabbeltischen zu finden waren, das passte für Carolin Schuberth nicht zum Produkt.

Das Unternehmen soll weiter wachsen; nach 3,3 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr sind heuer 4,2 Millionen Euro angestrebt. Zu schaffen macht der waschies GmbH, wie so vielen Unternehmen, jedoch die zunehmende Regulierungsflut: „Wir kämpfen 50 Prozent unserer Zeit mit der Bürokratie um uns herum.“

Viel Frauenpower im Team: Carolin Schuberth inmitten ihrer Mitarbeitenden.
Neun Jahre sind seit der ersten Idee vergangen, heute beschäftigt Carolin Schuberth zehn Mitarbeitende, neun Frauen und einen Mann. Gearbeitet wird viel remote, fast alle haben Kinder. „Es wird besser, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen“, sagt die Unternehmerin mit Blick auf die Chancengleichheit im Arbeitsleben. „Als Frau musst du immer ein paar Prozentpunkte mehr drauflegen, um akzeptiert zu werden.“

Die traditionelle Rollenverteilung aufzubrechen, die in der Gesellschaft jahrhundertelang verankert war, ist ein langer Prozess, sagt Schuberth. Sie selbst hat als Kind daheim gelernt, dass Frauen auf eigenen Beinen stehen können – ihre Mutter hatte eine eigene Weberei. Gründerinnen rät sie, sich nicht durch ihren hohen Anspruch an sich selbst vom Anfangen abhalten zu lassen – in diese „Perfektionismusfalle“ tappen vor allem Frauen gerne, so Schuberth. Auch hier seien gesellschaftliche Erwartungen nicht hilfreich: „Wir sind eine Gesellschaft, die kein Scheitern zulässt und deshalb alles auf Sicherheit setzt. Dabei ist Scheitern ein Schritt des Weiterkommens. Und irgendwie geht es immer weiter.“
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