„Ich glaube, dass Frauen in der Finanzbranche sichtbarer werden müssen“

Jehona Ahmeti über die Arbeit in einer Männerdomäne und den Mut zur Selbstständigkeit
„Nur über Vorbilder werden in Zukunft mehr Frauen den Weg in die Finanzberufe finden“, sagt Jehona Ahmeti.
Beim diesjährigen Girls Day machte die Finanzplanerin Jehona Ahmeti den „Chefinnen von morgen“ Lust aufs Unternehmerinnentum. Im Rahmen der DIHK-Aktion „Ich werde Chefin“ lud sie interessierte Mädchen ein und beantwortete ihre Fragen rund um Finanzen und das Unternehmerinnendasein. Wir haben mit ihr gesprochen.

Wie war Ihr persönlicher Weg bis zur Selbstständigkeit?
Jehona Ahmeti: Ich bin seit vielen Jahren im Verkauf tätig. Ich habe bei der Sparkasse meine Ausbildung gemacht und danach Werbeartikel verkauft. Nachdem ich durch meinen Partner wieder mit der Finanzbranche in Berührung gekommen bin, habe ich die Branche gewechselt. Heute vertreibe ich Finanzprodukte und helfe damit vielen Menschen auf dem Weg zur finanziellen Freiheit. Unternehmen buchen mich zum Beispiel, um mit ihren Auszubildenden Workshops zur finanziellen Bildung durchzuführen. Denn gerade am Anfang der Karriere ist die Finanzplanung enorm wichtig. Wer mit den ersten Gehältern nicht zurechtkommt, wird später bei höheren Einnahmen und Ausgaben in die Bredouille geraten.

Was konnten Sie den Mädchen beim Girls Day mit auf den Weg geben?
Lust auf Finanzen und das Unternehmerinnendasein machen: Beim Girls Day hatte Jehona Ahmeti eine Gruppe Mädchen zu Gast.
Mir war es wichtig, einen Einblick in das Thema Finanzen zu geben. Gerade für (junge) Frauen ist es wichtig, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Denn gerade das Thema Kinder und in der Folge oft Teilzeitarbeit haben einen erheblichen Einfluss auf die spätere Rente. Deshalb haben Frauen statistisch gesehen im Alter über ein Viertel weniger Geld zur Verfügung als Männer. Das zeigt sich auch bei den 12 Millionen Aktiensparerinnen und Aktiensparern in Deutschland – davon sind nur vier Millionen weiblich. Ähnlich sieht es auch beim Thema Versicherungsschutz aus: Hier sind Männer deutlich besser abgesichert. Aus diesem Grund freue ich mich ganz besonders, wenn junge Frauen Lust auf die Branche bekommen.

Sie sind in der Finanzbranche tätig – eine Männerdomäne. Ist es in diesen Branchen für Frauen schwieriger Fuß zu fassen bzw. sich zu behaupten?
Die Finanzbranche ist sehr männerdominiert, das stimmt. Das ist sehr schade, wenn man bedenkt, dass 42,8 Millionen Frauen in Deutschland leben. Wer konnte diese Frauen besser beraten als Frauen selbst? Ich glaube, dass die Branche massiv unterschätzt wird. Den klassischen Gender Pay Gap gibt es hier nicht. Alle bekommen das Gleiche für die gleiche Leistung. Außerdem ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wesentlich einfacher als in anderen Berufen, da die Arbeitszeiten sehr flexibel gestalten werden können. Dennoch glaube ich auch, dass Frauen in der Finanzbranche sichtbarer werden müssen. Denn nur über Vorbilder werden in Zukunft mehr Frauen den Weg in die Finanzberufe finden. Ich kann den Frauen nur zurufen: Traut euch!

Wie konnten wir mehr Frauen für die Selbstständigkeit begeistern und wo sehen Sie die größten Hürden?
Eines der größten Hindernisse sind meiner Meinung nach Selbstzweifel. Um mehr Frauen für die Selbstständigkeit zu begeistern, müssen wir ein unterstützendes Umfeld schaffen, das Frauen befähigt und ermutigt, ihre unternehmerischen Träume zu verfolgen. Das schaffen wir mit Netzwerken, Mentoring-Programmen, finanziellen Bildungsangeboten und gezielten Förderprogrammen. Die größten Hürden sind zudem oft gesellschaftliche Vorurteile und stereotype Rollenbilder, die Unternehmertum als Männerdomäne darstellen. Flexible Arbeitsmodelle, eine bessere Kinderbetreuung und die Sichtbarmachung erfolgreicher Unternehmerinnen helfen, diese Barrieren zu überwinden. So schaffen wir ein unterstützendes Umfeld, das Frauen in jeder Phase ihrer unternehmerischen Reise begleitet und ermutigt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Interview: Julia Neubauer
Zur Person
Jehona Ahmeti ist Financial Planner (Handelsvertretung für Valuniq AG). Ehrenamtlich engagiert sich die Unternehmerin aus Forchheim bei den Wirtschaftsjunioren (WJ) Forchheim und ist aktuell im bayerischen WJ-Landesvorstand aktiv. Beim Netzwerktreffen der IHK-Businesswomen Oberfranken hielt sie im Juli einen Impulsvortrag „Finanzen. Von Frau zu Frau!“.
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