An der Spitze eines „Wir-Unternehmens“

Janneke Klasen führt Familienunternehmen Hans Schmidt Werbeverpackungen GmbH in fünfter Generation
Sie führt ein Unternehmen in Teilzeit, ist Inhaberin, Mutter, Nachfolgerin ihres Vaters an der Unternehmensspitze und in den Sozialen Medien das Gesicht der Firma: Janneke Klasen, ausgezeichnet mit dem Unternehmerinnen-Award Oberfranken 2023, Inhaberin und Chefin der Hans Schmidt Werbeverpackungen GmbH in Lichtenberg im Landkreis Hof. Ein Gespräch über ihren Werdegang und das Unternehmerinnentum.

Die Unternehmensgeschichte begann im Jahre 1881 mit der Gründung einer Buchbinderei in Lichtenberg durch Johann Adam Schmidt, Klasens Ur-Urgroßvater. Seit 1919 wurden Kartonagen für die umliegenden Produktionsbetriebe gefertigt. Heute stellt das Unternehmen im Offset-Druckverfahren originelle und individuelle Werbe- und Produktverpackungen her, wie Faltschachteln, Thekenaufsteller, Flaschenträger oder Adventskalender und vieles mehr. Es ist in der fünften Generation familiengeführt. Geschäftsführerin Janneke Klasen ist in und mit der Firma aufgewachsen, als Kind, später bei Ferienjobs – und hat doch damals nicht gedacht, dass sie sie einmal übernehmen würde.

Also schlug sie zunächst andere Wege ein, machte eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin, studierte BWL. Ihre Bachelor-Arbeit reichte sie eine Woche vor der Geburt ihres Sohnes ein. Thema der Arbeit: Guerilla-Marketing. „Da habe ich bereits festgestellt, wie kreativ unser Unternehmen ist. Dass wir das machen, ohne dass hier jemand den Begriff kannte.“ 2016 dann saßen Janneke Klasen, ihre Eltern, ihre Schwester und ihr Bruder an einem Tisch: Es ging darum, wer das Familienunternehmen weiterführen wollte.

„Als junge Mutter konnte ich mir das vorstellen“. 2017, nach der Elternzeit, stieg sie in den Betrieb ein. Erstmal das Unternehmen aufs Neue kennenlernen, hineinhorchen, mitarbeiten. „Ich wollte nicht von der FH kommen und so tun, als wüsste ich alles besser“. Mit der Zeit hat sie aber immer mehr Dinge hinterfragt, Änderungsprozesse angestoßen. 2021 übernahm Klasen alle Anteile des Unternehmens, ist Geschäftsführerin und Inhaberin. „Damit fühle ich mich wohl. Ich kann mutiger entscheiden, wenn ich am Ende die alleinige Verantwortung trage.“

Trotzdem ist das Unternehmen keine „One-Woman-Show“: „Wir sind ein Wir-Unternehmen“, sagt Klasen. Sie bildet ein Führungsteam mit ihrer Schwester Lilian Babl und ihrem Mann Torsten Klasen, der seit seiner Ausbildung im Unternehmen ist.

Ihr Vater hat noch eine Beraterrolle, hat sich aus der Unternehmensführung jedoch Stück für Stück zurückgezogen. Das war das Erfolgsrezept für die harmonische Nachfolge: „Er wollte mehr und mehr loslassen, ich wollte mehr und mehr Verantwortung übernehmen.“
Ein Gegeneinander zwischen Frauen und Männern finde ich einfach nur anstrengend.

Janneke Klasen

„Mein Vater stand immer hinter mir. Er war stolz, dass eines seiner Kinder das Unternehmen weiterführt – egal, ob sein Sohn oder eine seiner Töchter“, sagt Janneke Klasen. Stand sie dennoch als weibliche Nachfolgerin vor besonderen Herausforderungen, als junge Mutter und Chefin? „Ich hatte das Glück, dass ich viel Hilfe hatte“, sagt sie. Sowohl Eltern als auch Schwiegereltern wohnen in Lichtenberg. Dazu arbeitet Klasen halbtags – und beweist, dass Unternehmensführung und Teilzeit sich nicht ausschließen.

Vor allem widmet sie sich Projekten, den Rest erledigen ihre Mitarbeitenden in der Regel selbstständig – „dazu muss ich nicht immer in der Firma anwesend sein“. Janneke Klasen setzt großes Vertrauen in ihre rund 30 Mitarbeitenden, von denen viele schon viele Jahre im Unternehmen sind. Und sie setzt auf deren Meinung: So entwickelte beim diesjährigen Strategietag nicht nur die Geschäftsführung den Kurs der Firma, sondern die komplette Belegschaft.

Familie und Unternehmensführung: Janneke Klasen hat einen Weg gefunden, beides erfolgreich zu jonglieren.
Die stärkere Einbindung der Mitarbeitenden gehört zu den neuen Akzenten, die Klasen im Unternehmen gesetzt hat. Ein weiterer ist der Fokus auf die Außenwirkung des Traditionsbetriebes, der mehr Sichtbarkeit gewinnen wollte. Das Unternehmen ist nun sehr aktiv auf LinkedIn und Instagram, auf den Onlineplattformen ist die Inhaberin und Geschäftsführerin das Gesicht der Firma. „Da habe ich mich schnell weiterentwickelt“, blickt sie zurück. Erstmal jedoch den Mut aufbringen müssen, sich anfangs überwinden – das ging auch Janneke Klasen so, die sich nicht von je her als selbstbewusst beschreiben würde. „Am Anfang denkt man, man kann es vielleicht nicht. Aber heute fühle ich mich vor der Kamera immer wohler und kann einfach drauflosreden. Wenn man an der Spitze eines Unternehmens steht, hat man auch eine Vorbildfunktion. Das hat mich stärker gemacht.“

Ob in den Sozialen Medien oder bei der Aufgabe, Unternehmen und Familien unter einen Hut zu bringen: Vor allem Frauen tappen dabei oft in die Perfektions-Falle, glaubt Klasen, die sich anfangs selbst davon frei machen musste. Heute lautet ihr Tipp: „Einfach loslegen.“ Ebenso ist sie heute stolz darauf, das Unternehmen in Teilzeit erfolgreich zu führen.

Gleichwohl ist ihr wichtig, die oft vermeintlich vorgegebene Rollenverteilung zu hinterfragen. Zwar arbeitet sie halbtags, doch das müsse nicht automatisch auch bedeuten, dass sie daheimbleibt, wenn die Tochter krank ist. Und so teilt sie sich in solchen Situationen die Care-Arbeit mit ihrem Mann, der als technischer Leiter im Unternehmen arbeitet. Das A und O: Kommunikation. „Man muss sagen, wenn einen etwas stört. Und dann gemeinsam zu einer Lösung kommen. So ein Gegeneinander zwischen Frauen und Männern finde ich einfach nur anstrengend.“
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