Quo vadis Innenstadt? Wirtschaft und Kommunen denken über die Innenstadt von übermorgen nach

„Zentren visionär entwickeln“ war das Kernthema des 5. Oberfränkischen Kommunalforums. Ziel der IHK-Kommunalforen, das machte IHK-Präsident Dr. Michael Waasner deutlich, „ist eine engere Kooperation zwischen Wirtschaft und Kommunen, um bestehende Hürden abzubauen, gemeinsam wichtige Themen zu bewegen und voneinander zu lernen.“
Verwaiste Innenstädte mit bröckelndem Putz und aufgewirbeltem Staub – so sollen die bayerischen Innenstädte in Zukunft nicht aussehen, sind sich die Teilnehmer des 5. Oberfränkischen IHK-Kommunalforums mit dem bayerischen Heimat- und Finanzminister Albert Füracker einig. Auf dem Kommunalforum gaben alle Teilnehmer ganz klar ein Plädoyer für die Zukunft der Innenstädte ab und machten sich kreative Gedanken darüber, wie diese aussehen könnte.

Dr. Hackenberg: Nachdenken über die Stadt von übermorgen

Dr. Katharina Hackenberg vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht in Ihrem Impulsvortrag noch einen Schritt weiter und spricht sich für eine „Stadtentwicklung der Vielen“ aus. Es sei wichtig „inter- und transdiziplinäre Expertenrunden vor Ort“ genauso einzubinden wie Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen. Ziel müsse es sein, die Multifunktionalität der Innenstädte und der Ortszentren zu sichern und auszubauen.

Dr. Hackenberg:

„Wir müssen Stadtzukünfte neu entwickeln. Die Zukunft wandelt sich schneller als wir denken.“
Deshalb sei ein Nachdenken über die Stadt von übermorgen erforderlich. Dabei gebe es nicht das eine Erfolgsrezept, jede Stadt müsse die Grundsatzfrage „Wie wollen wir leben?“ für sich selbst beantworten und entsprechende Maßnahmen entwickeln. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung stellt dafür einen umfangreichen Methodenkoffer auf seiner Internetseite www.stadtvonübermorgen.de bereit.

Döhla: „Innenstädte müssen überraschen“

Diesen Gedanken greift die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla auf, die auf eine sinnvolle Verknüpfung der verschiedenen Nutzungen setzt und auch Coworking-Spaces, Handwerk oder Dienstleistungen als wichtigen Bestandteil der Zentren sieht. Döhla: „Das gleiche bildet sich auch bei uns in Hof ab: Im Schillerquartier, das kein Monothema hat, sondern ein Schwerpunktthema mit Gesundheit und medizinischer Versorgung, aber rundherum auch Shops bietet, gastronomische Angebote und auch das Wohnen, damit auch Menschen in der Innenstadt leben und nicht nur zu Besuch kommen.“ Experimentieren sei wichtig, auch wenn nicht jede Idee erfolgreich sei.

Döhla:

„Das, was jeder bietet, wird niemanden mehr anlocken, unsere Innenstädte müssen überraschen.“

Schubert: Onlineverkauf und Ladengeschäfte kein Gegensatz

Mehr Nähe zum Kunden war es, die Carolin Schuberth veranlasste, sich mit einem Ladengeschäft in der Kulmbacher 1B-Lage niederzulassen. Schuberth hatte seit ihrem Erfolg in „Die Höhle der Löwen“ ihre „Waschies“, nachhaltige und wiederverwertbare Abschmink- und Waschpads sehr erfolgreich online verkauft. Zum Thema, ob ein Online-Handel auch ein Ladengeschäft benötigt, sagt Schubert:
„Ich könnte verzichten, ich sehe aber nicht mehr das entweder oder, ich sehe nur noch das Zusammenspiel von beiden, also das hybride Modell.“
Ihr Ziel mit dem neuen Flagshipstore sei es, vor Ort präsent zu sein, die Marke anfassbar zu machen, auch mit Events oder Tutorials.

Füracker: Kommunen können sich auf den Freistaat verlassen

Der bayerische Heimat- und Finanzminister macht deutlich, dass sich die Kommunen auf den Freistaat verlassen könnten, auch wenn die Herausforderungen täglich mehr würden.
„Wir nehmen viel Geld in die Hand für Städtebauförderung, Dorferneuerung und die Sonderprogramme Innenstadt“,

so Füracker.

In der Veranstaltung wurde klar, dass Mischnutzung in den Innenstädten und Ortskernen immer wichtiger werde, fasst Dr. Waasner zusammen, eine Mischung aus Handel und Erlebniswert, wobei der Einzelhandel allein nicht mehr ausreicht für eine Belebung der Innenstädte.

Dr. Waasner:

„Der Einzelhandel ist aber die tragende Säule der Innenstädte und muss es auch bleiben, weshalb er bestmöglich unterstützt werden muss.“
Thomas Zapf
Leiter Bereich Standortpolitik