Im Ehrenamt für die Fachkräfte von morgen

Melanie Kapfer ist eine von rund 2700 IHK-Prüferinnen und -Prüfern

Melanie Kapfer ist ehrenamtliche Prüferin bei der IHK. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ihr ein Anliegen, deshalb investiert sie Zeit in das Ehrenamt – und ermöglicht dies auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

2009 legte Melanie Kapfer die Ausbildereignungsprüfung ab und ist seit 2010 als ehrenamtliche Prüferin aktiv. „Gleich beim ersten Einsatz im Prüfungsausschuss durfte ich den Vorsitz übernehmen“, blickt sie zurück. Das sei spannend gewesen, eine Herausforderung. Der Sprung ins kalte Wasser muss aber nicht sein, beruhigt sie Prüfer-Neulinge: Man könne bei einer Prüfung anfangs auch hospitieren und bei den ersten Einsätzen helfe es, sich ein paar Standard-Fragen zurechtzulegen.

Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2013 ist Melanie Kapfer Geschäftsführerin der BEXO GmbH, einem Anbieter von IT-Lösungen in Schönwald im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Der Betrieb bildet auch selbst aus, und genau das ist einer der Gründe, aus denen die 40-Jährige sich als Prüferin engagiert: „Wenn ich Auszubildende habe, die eine Prüfung vor sich haben, sollte ich doch wissen, wie so etwas abläuft, und sollte auf dem aktuellen Stand sein.“ Denn die Zeiten und somit auch die Prüfungsinhalte veränderten sich rasant, so etwa beim Thema Datenschutz.
Melanie Kapfer nimmt die Prüfungen der Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen sowie der IT-Systemkaufleute ab. „Vorab bekommen wir alle Unterlagen digital von der IHK, auch eine Übersicht über die an dem jeweiligen Tag zu Prüfenden.“ Die Prüfung beginnt mit einer „Aufwärmphase“. „Wir fragen nach der Anfahrt, wie es dem Prüfling geht, kontrollieren den Personalausweis.“ Es folgt die Präsentation, danach geht es in die Fragerunde. Die Mitglieder des Prüfungsausschusses bewerten beides anschließend. Dissens gibt es selten– „in der Regel sind wir ähnlicher Meinung“, sagt Melanie Kapfer.

Prüferin sein heißt, Entscheidungen zu treffen, die den weiteren Lebensweg eines jungen Menschen mitbestimmen. Eine Verantwortung, aber keine Bürde für Melanie Kapfer: „Die Entscheidung über den Ausgang der Prüfung ist eine ehrliche Entscheidung, die gemeinsam gefällt wurde.“ Und zum Glück sei die Durchfallquote sehr gering, denn natürlich sei es kein schönes Gefühl, jemandem die Nachricht überbringen zu müssen, dass er oder sie nicht bestanden hat. Und bei den vielen bestandenen Prüfungen? „Da ist man stolz, dass man jemandem geholfen hat zu zeigen, dass er oder sie es kann.“
Wenn ich selbst ausbilde, sollte ich wissen, wie eine Prüfung abläuft.

Melanie Kapfer

Das Spannende am Prüferehrenamt sei, dass sie mit so vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun hat, auf die man eingehen muss, sagt Melanie Kapfer. „Bisher haben wir immer geschafft, dass sich alle in der Prüfung wohlfühlen.“ Die, die gut gelernt haben, vielleicht auch schon bei der schriftlichen Prüfung gut abgeschnitten haben, seien ohnehin kaum aus dem Konzept zu bringen. Wenn jemand sehr nervös ist, geht es zum „Aufwärmen“ mit etwas mehr Smalltalk los. Zwei- bis viermal im Jahr ist Melanie Kapfer bei Prüfungen im Einsatz, meist zwischen sechs und acht Prüfungen betreut sie an solch einem Tag.

Vor den in diesem Jahr anstehenden Prüferneuberufungen der IHK (siehe Infokasten) kann Melanie Kapfer für das Ehrenamt nur werben: Es unterstützt auch die eigene Persönlichkeitsentwicklung, wenn man mit vielen Charakteren und jungen Menschen zu tun hat; man bleibt fachlich auf dem aktuellen Stand, und mit anderen Prüferinnen und Prüfern entstehen Netzwerke oder sogar Freundschaften, „man trifft sich immer wieder bei den Prüfungen“. Kapfer appelliert, dass Firmen, die selbst ausbilden, sich auch im Prüfungswesen ehrenamtlich engagieren. Wie viel Zeit er oder sie in das Ehrenamt investieren kann, entscheidet jeder Prüfer und jede Prüferin selbst. Aber schon ein Termin im Jahr würde helfen.

Ehrenamt hat für die Mutter zweier Kinder ohnehin hohen Stellenwert: Sie ist Vorsitzende des DLRG-Ortsverbands Selb e.V., und die BEXO GmbH übernimmt mit sozialen Projekten Verantwortung vor Ort: von der Renovierung eines Kinderspielplatzes in Schönwald bis zur Unterstützung regionaler Bildungseinrichtungen und Vereine. Deshalb ermöglicht Melanie Kapfer auch ihren Mitarbeiterinnen Jaqueline Blanik und Vanessa Richter, ehrenamtlich als Prüferinnen tätig zu sein. Auch die beiden sehen den großen Pluspunkt, dass sie hierdurch auch selbst und für ihre eigenen Azubis „up to date“ bleiben.
Prüferneuberufung der IHK für Oberfranken Bayreuth zum 1. September 2024

Die IHK für Oberfranken Bayreuth beruft alle fünf Jahre entsprechend den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes ihre ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer der Aus- und Weiterbildung neu. Am 1. September 2024 ist es wieder so weit: Die neue Amtsperiode beginnt, und ca. 2700 Beauftragte der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen und Dozentinnen und Dozenten oberfränkischer Bildungsträger werden neu berufen.

Da nicht alle derzeitigen Prüferinnen und Prüfer ihr Amt bis 2029 fortsetzen, ist die IHK für Oberfranken Bayreuth auf der Suche nach neuen engagierten Prüfenden. Sollten Sie Interesse an diesem Amt haben oder geeignete Personen aus dem oben genannten Kreis kennen, würden wir uns freuen, wenn Sie uns über bayreuth.ihk.de/pruefende Ihre Daten zukommen lassen. Wir werden diese prüfen und mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Unter dem Link finden Sie auch weitere Informationen rund um das Ehrenamt, wie zu den Aufgaben und Voraussetzungen.
Kim Haberkamm
Berufliche Bildung
Torsten Schmidt
Stv. Leiter Bereich Berufliche Bildung
Leiter Berufsausbildung
Alexandra Prüfer
Prüfungswesen Weiterbildung