Auf die Verpackung kommt es an

Von kleinen Anfängen zum Unternehmen mit 44 Mitarbeitenden
Mit den „Labelisten“ ist in den vergangenen zehn Jahren in einem Dorf bei Marktredwitz ein innovatives Druckunternehmen entstanden. Produziert wird in einem ehemaligen Kuhstall.

„Willkommen in der Zukunft“, sagt Frank Plechschmidt, als er die Flügelstahltür zur nächsten Halle aufstößt. Es fällt Licht in den dunklen Zwischenbereich, in dem wir stehen. Unter Haarnetz, im Schutzkittel, mit zweifach gewaschenen und desinfizierten Händen kommt tatsächlich ein wenig futuristisches Gefühl auf, wenngleich Unternehmer den Satz von der Zukunft ja bei vielen Gelegenheiten verwenden.

Nach wenigen Schritten in den hell erleuchten Hallenteil hinein steht man inmitten bunter Kunststoffbahnen, die rechts und links vorbeifließen, über Eck laufen, unter Laserschranken hindurch tauchen und schließlich aus der unmittelbaren Sichtweite zur Weiterverarbeitung verschwinden.

Die Verpackung der Zukunft

Was hier im Anbau eines ehemaligen Kuhstalls im Dorf Pfaffenreuth bei Marktredwitz produziert wird, ist tatsächlich die Verpackung der Zukunft: ein Kunststoff-Beutel mit Standboden, aus einem einheitlichen Material, direkt bedruckt, ohne Etiketten und damit bestens recycelbar. Verpackt werden kann damit sehr vieles von dem, was heute noch in starren Plastikboxen mit zusätzlicher Pappverpackung oder Etikettierung oder im Glas daherkommt. Im Vergleich dazu spart der Kunststoff-Beutel rund 80 Prozent an Ressourcen ein und ist zudem noch perfekt recycelbar.

Und schick. Das ist das Wichtigste und auch das Kerngeschäft von Frank Plechschmidt. Denn der gelernte Mediengestalter und autodidaktische Programmierer schafft Verpackungen mit hochwertigem Druck – auch Gold und Silber sind im Angebot – selbst in kleinsten Auflagen. Damit trifft er einen Nerv der Zeit. Denn vom Tee zum Schuh bis zu Nahrungsergänzungsmitteln: Die Hersteller differenzieren ihre Produkte immer mehr aus, die Anzahl der Geschmacksrichtungen, Sorten und Arten wächst ins Unermessliche. „Beinahe jeder hat dann sein individuelles Produkt“, so Plechschmidt.

Aufträge am laufenden Band

Dafür braucht es natürlich jeweils die passende Verpackung oder das entsprechende Etikett – die zweite Sparte der „Labelisten“, deren Gründer und Inhaber Plechschmidt ist. Die Stückzahlen sind entsprechend klein, ein wirtschaftlicher Druck nur mit einer extrem ausgeklügelten Logistik möglich. Das Herzstück der gesamten Bestell-, Produktions- und Versandlogistik ist Software, allerdings eine „die es nicht zu kaufen gibt“. So hat Plechschmidt anders als bei seinem Druckmaschinenpark, wo er auf das Know-how des Innovationsführers HP setzt, die Software sämtlich selbst entwickelt und pflegt sie beständig weiter.

Das Ergebnis ist ein automatisierter Workflow, bei dem viele Aufträge miteinander auf einer Rolle gedruckt werden können, ohne dass dazu die Druckmaschine auch nur ihre Geschwindigkeit drosseln müsste. Im Gegenteil: Zu Demonstrationszwecken beschleunigt Plechschmidt das Tempo des Bands sogar, um zu zeigen, wie der Scanner anhand des QR-Codes erkennt, dass nun ein neuer Auftrag kommt und entsprechend die Stanzungsapparatur der – in diesem Fall Etiketten – von eckig auf oval kalibriert.

Von null auf 44 Mitarbeitende

Gründer und Inhaber Frank Plechschmidt inmitten eines Teils seines Teams.
Im vergangenen Jahr haben die Labelisten auf diese Weise etwa 70 Millionen Etiketten und über zehn Millionen Beutelverpackungen produziert. „Das hätten wir uns am Anfang nicht vorstellen können. Als wir unsere große Druckmaschine aufgestellt hatten, lief mal hier und dann mal dort ein Auftrag“, sagt er, „damit wir aber betriebswirtschaftlich erfolgreich sein konnten, mussten wir viermal so viel produzieren, das war klar und schien uns unschaffbar.“ Heute hat sich die Menge verzehnfacht – und trotzdem wirken alle Mitarbeiter in Büro und Produktionshallen entspannt.

44 Fach- und Führungskräfte beschäftigt Plechschmidt inzwischen, beim Startschuss für die Druckerei im Jahr 2013 war es gerade einmal eine einzige Beschäftigte gewesen. Es habe dann acht Jahre gedauert, um den Etikettendruck mit zwölf Mitarbeitenden aufzubauen, bei den Beutelverpackungen gerade einmal zwei Jahre, um in dieser Sparte denselben Umsatz zu erzielen. Wachstumsgrenzen durch Fachkräftemangel kennt Plechschmidt nicht: „Was wir machen, ergibt Sinn. Das spricht viele an, wir bekommen Bewerbungen ohne Ende“. Und diese kommen keineswegs nur aus dem Marktredwitzer Umland. Deshalb plant Plechschmidt auch gerade intensiv für einen zweiten Standort.
Alexandra Buba
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