Konjunkturbericht Herbst 2023

Rahmenbedingungen passen nicht - Konjunktur auf Talfahrt

  • Aktuelle Geschäftslage verschlechtert sich
  • Energie- und Rohstoffkosten weiterhin größter Risikofaktor
  • Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen als immer stärkeres Geschäftsrisiko
  • Personalpläne werden restriktiver
  • Geschäftserwartungen brechen ein
Trotz eines guten Auftragsbestandes sind wir mit rückläufigen Auftragseingängen konfrontiert, da hohe Energiekosten unsere Kundschaft im Kunststoff- und Chemiesektor in Europa belasten und der Bedarf im internationalen Markt vielfach durch Überkapazitäten geprägt ist.
Trotzdem blicken wir vorsichtig optimistisch in die Zukunft, da wir und der gesamte Kunststoffmaschinenbau viele Lösungen für die Kreislaufwirtschaft entwickelt haben und es langfristig immer noch ein Wachstumsmarkt ist.

Alaaddin Aydin, Managing Director, Maag Germany GmbH , Großostheim

INDUSTRIE

Die Stimmung in der Industrie bricht ein und verschlechtert sich gegenüber dem Frühjahr massiv. 25 Prozent bewerten die Lage zwar noch mit gut und 47 Prozent mit befriedigend. Hingegen sehen sich 28 Prozent der Umfrageteilnehmer und damit doppelt so viele wie in der Frühjahrsumfrage mit einer schlechten Lage konfrontiert. Die Nachfrage schwächelt. 65 Prozent der Betriebe melden ein gesunkenes Auftragsvolumen aus dem Inland und auch beim Auftragsvolumen aus dem Ausland gab rund die Hälfte einen Rückgang an. Dies macht sich auch absolut bemerkbar, inzwischen sehen 44 Prozent der Befragten den eigenen Auftragsbestand als zu klein an. Die Nachfrageschwäche zeigt sich auch mit Blick auf die Geschäftsrisiken. Der größte Risikofaktor ist derzeit für 68 Prozent der Befragten die Inlandsnachfrage. Erst danach werden von jeweils 60 Prozent der Betriebe die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko genannt. Die Lage macht sich auch in der Liquidität bemerkbar. Jeder fünfte Industriebetrieb bewertet den eigenen Liquiditätsstatus inzwischen mit schlecht. Die Investitionsbereitschaft fällt auf einen Tiefpunkt. Bei den Investitionsmotiven dominieren die Ersatzbeschaffungen, mit einigem Abstand gefolgt von den Umweltschutzmaßnahmen, etwa um die hohen Energiekosten etwas abzufedern. Für Produktinnovationen wird der Spielraum hingegen enger. Die Preissteigerungen normalisieren sich wieder. Nur noch 25 Prozent der Betriebe wollen die Verkaufspreise erhöhen, wohingegen dies zum Vorjahreszeitpunkt noch 87 Prozent der Befragten geplant hatten. Die Personalpläne werden per Saldo leicht negativ. 16 Prozent der Industriebetriebe planen mit steigenden Beschäftigtenzahlen, wohingegen 21 Prozent einen Rückgang erwarten. Damit enden die im Branchenvergleich sehr expansiv ausgerichteten Beschäftigungspläne der Industrie und fallen auf einen zweijährigen Tiefpunkt. Mit Blick auf die künftige Geschäftslage erwarten nur 13 Prozent eine Verbesserung, hingegen 45 Prozent eine Verschlechterung.
Im Einzelhandel ist die Lage stabil. Die Kunden suchen wieder den persönlichen Kontakt mit den Geschäften. Allerdings besteht weiterhin die Gefahr, dass die zahlreichen internationalen Krisen oder die schwache inländische Wirtschaftsentwicklung dem Verbraucher die Kauflust vermiesen.
Die Sportartikelbranche steht generell recht gut da. Für ihr Hobby geben die Kunden nach wie vor gerne etwas mehr aus, um auch Qualität zu kaufen. Wer sich als Händler spezialisiert, gehört zu den Gewinnern der Branche.

Marco Schwarzkopf, Geschäftsführer, Sport und Outdoor Schädlich GmbH, Aschaffenburg

HANDEL

Die Stimmung der Händler trübt sich gegenüber dem Frühjahr spürbar ein. Derzeit wird die aktuelle Geschäftslage noch von 27 Prozent der Befragten mit gut bewertet, hingegen sprechen 22 Prozent von schlechten Geschäften und die Übrigen von einer befriedigenden Lage. Die hohe Inflation sorgt dafür, dass die Konsumenten an Kaufkraft verlieren. So berichten 40 Prozent der Händler von zuletzt gesunkenen Umsätzen und ein Drittel der Befragten sieht sich mit einem Warenbestand konfrontiert, der größer als saisonüblich ist. Dabei sind zu volle Lager sowohl im Einzelhandel, als auch im Großhandel ein Thema. Die Preisdynamik lässt gegenüber den Vormonaten nach, während 38 Prozent der Betriebe die Verkaufspreise in den kommenden Monaten anheben wollen, planen 13 Prozent mit Preissenkungen. Die Investitionsbereitschaft verharrt auf niedrigem Niveau. Größter Risikofaktor ist aus Sicht des Handels die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und den Energieund Rohstoffkosten. Der Ausblick ist nicht optimistisch. 35 Prozent erwarten eine weitere Verschlechterung, wohingegen im Lager der Optimisten nur 13 Prozent eine Verbesserung erwarten und die Übrigen nicht mit einer Veränderung rechnen. Die Personalpläne sind ebenso restriktiv, 4 Prozent wollen die Beschäftigtenzahlen erhöhen, wohingegen 22 Prozent mit sinkenden Zahlen kalkulieren.
Wir sind mit unserer aktuellen Wirtschaftslage zufrieden und verhalten optimistisch für das nächste Jahr. Im Verbund mit unseren ROBUR Partnerunternehmen und mit unserem diversifizierten Kundenkreis sehen wir uns gut aufgestellt. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die schwer nachvollziehbaren weltweiten Ereignisse sehen wir als größte Risiken sowohl für unsere Kunden als auch für uns.

Norbert Reuter, Geschäftsführer, ROBUR Automation GmbH, Niedernberg

DIENSTLEISTUNGEN

Der Dienstleistungssektor nimmt die Bewertung der aktuellen Lage gegenüber dem Frühjahr etwas zurück. Derzeit bewerten 45 Prozent die laufenden Geschäfte mit gut, 40 Prozent mit befriedigend und 15 Prozent mit schlecht. Die Umsätze sind zwar leicht zurückgegangen, dennoch waren die Betriebe in den vergangenen Monaten vergleichsweise gut ausgelastet. Die Investitionsbereitschaft geht etwas zurück. Bei den Investitionsmotiven erhöht sich aber der Anteil der Betriebe, die in Kapazitätserweiterungen investieren wollen von 11 Prozent auf derzeit 28 Prozent spürbar. Geschäftsrisiken werden primär im Fachkräftemangel gesehen, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und den Energie- und Rohstoffkosten. Die Liquidität und auch der Fremdkapitalzugang werden aber weiterhin gut bewertet. Der Anteil der Betriebe, die mit Preiserhöhungen kalkulieren, nimmt gegenüber dem Frühjahr wieder etwas zu. In den nächsten Monaten wollen 55 Prozent der Befragten die Preise erhöhen, 42 Prozent rechnen mit keiner Veränderung und 3 Prozent planen mit sinkenden Preisen. Der Ausblick hellt sich etwas auf, im Lager der Optimisten rechnen 26 Prozent mit einer Verbesserung der Geschäftslage, wohingegen bei den Pessimisten 22 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Die Personalpläne sind im Gegensatz zu den übrigen Branchen weiterhin expansiv ausgerichtet. 20 Prozent wollen die Beschäftigtenzahl erhöhen, mit sinkenden Zahlen rechnen nur 9 Prozent der Dienstleister.

BAU

Die Bauunternehmen bewerten ihre laufenden Geschäfte gegenüber dem Frühjahr in Summe unverändert. 40 Prozent sprechen von einer guten Lage, 40 Prozent von einer befriedigenden Lage und 20 Prozent sind mit schlechten Geschäften konfrontiert. Dabei muss differenziert werden. Der Wohnungsbau ist eingebrochen, beim Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau werden Rückgänge gemeldet und das Ausbaugewerbe läuft noch vergleichsweise gut. Insgesamt meldet etwa ein Drittel der Unternehmen, dass der Auftragsbestand derzeit kleiner als saisonal üblich ist. Die Investitionsbereitschaft ist auf einen Tiefpunkt gefallen, als Hauptinvestitionsmotiv werden von 95 Prozent der Befragten nur noch Ersatzbeschaffungen genannt. Bei den Geschäftsrisiken wird an erster Stelle der Fachkräftemangel genannt, praktisch ebenso skeptisch wird aber auch auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage, die Energie- und Rohstoffkosten und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen geblickt. Unter anderem wegen der mangelnden Nachfrage gehen die Sorgen vor Materialengpässen zurück. Es wird mit einer weiteren Abkühlung sowohl im Wohnungsbau, aber auch im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau gerechnet. Kein Umfrageteilnehmer rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 55 Prozent mit keinen Veränderungen und 45 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung. Die Personalpläne werden restriktiver. Jeder fünfte Betrieb plant mit einer sinkenden Beschäftigtenzahl und die Übrigen mit konstanten Zahlen.

TOURISMUS

Nach schwierigen Coronajahren kann sich derzeit einzig der Tourismussektor dem konjunkturellen Abwärtstrend bei der aktuellen Geschäftslage entgegenstellen. Das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Reisebüros, Reiseveranstalter und Omnibusunternehmen bewerten die laufenden Geschäfte etwas wohlwollender als in der Vorumfrage. 41 Prozent der Betriebe benoten die aktuelle Geschäftslage mit gut, 37 Prozent mit befriedigend und 22 Prozent mit schlecht. Die Umsätze sind per Saldo gestiegen, wobei sich vorwiegend der Umsatz mit Geschäftsreisenden gut entwickelt hat. In der Folge hat sich auch die Kapazitätsauslastung spürbar verbessert. Die Preisdynamik bleibt in der Branche aber ungebrochen. 64 Prozent der Betriebe planen in den nächsten Monaten mit steigenden Preisen, gegenteiliges ist nur bei 4 Prozent der Befragten der Fall. Der Liquiditätsstatus hat sich verschlechtert, 16 Prozent bewerten die eigene Liquidität mit existenzbedrohend. Dennoch hat sich die Investitionsbereitschaft in Summe auf niedrigem Niveau etwas verbessert. Größte Risikofaktoren sind aus Sicht von 88 Prozent der Befragten weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise, erst mit einigem Abstand werden von 66 Prozent die Arbeitskosten sowie mit 60 Prozent der Fachkräftemangel genannt. Beim Ausblick können sich auch die Touristiker dem konjunkturellen Umfeld nicht entziehen. Die Geschäftserwartungen brechen ein. Mit einer weiteren Verbesserung rechnen 10 Prozent, eine Verschlechterung erwarten 40 Prozent und die Übrigen keine Veränderung. Die Personalpläne werden restriktiver, mit größeren Belegschaften planen 10 Prozent, gegenteiliges ist bei 22 Prozent der Befragten der Fall.