Sitzung am 13.03.2023
Russland und China - Quo Vadis?
ASCHAFFENBURG. Am 13. März trafen sich die Mitglieder des IHK-Ausschusses für Außenwirtschaft zu ihrer Frühjahrssitzung bei der Firma BRACE GmbH Chemie-Plastics-Data Systems-Esthetiques in Karlstein.
Zu Beginn führte Dr. Thorsten Brandau, Geschäftsführer der BRACE GmbH, durch das Unternehmen, das 1992 in Karlstein gegründet wurde. BRACE, inzwischen weltweit tätig, stellt mit patentierten Mikrovertropfungsverfahren aus Flüssigkeiten runde Mikrogranulate her, die in fast allen Industriebereichen, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, der chemischen, kosmetischen und pharmazeutischen Industrie, der Bauindustrie und Hochtechnologie eingesetzt werden. Neben der Entwicklung und Lohnfertigung wird auch der dazugehörige Anlagenbau zur Herstellung, Trocknung und Sortierung der Mikrokugeln und -kapseln und anderer Granulate angeboten.
In seinem virtuellen Vortrag berichtete Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, Moskau, über die aktuelle wirtschaftliche Situation in Russland. Die Wirksamkeit der EU-Sanktionen sei umstritten, so habe Russland 2022 sogar mehr Öl als zuvor verkauft. Man habe sehr schnell seine Lieferketten auf andere Länder, wie zum Beispiel Indien, China oder sogar Saudi-Arabien, umgestellt. Während Deutschland und die EU unter den steigenden hohen Energiekosten gelitten hätten, habe man in asiatischen Ländern davon profitiert. Matthias Schepp merkte an, dass bisher wenige deutsche Unternehmen Russland verlassen hätten, was nicht zuletzt auch daran läge, dass die Verkaufswerte mit nur 40 bis 50 Prozent völlig unrealistisch niedrige Gutachtenwerte aufzeigten, und die Firmen nicht unter Wert verkaufen möchten. Die Aussichten für eine Lösung des Russland-Ukraine-Kriegs schätzt Matthias Schepp eher pessimistisch ein.
Im zweiten Vortrag der Sitzung erhielten die Anwesenden von Thomas König, Referatsleiter China der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), einen Überblick über die zukünftigen Handelsbeziehungen mit China. China biete trotz wachsender Herausforderungen und zunehmender Politisierung weiterhin große Marktchancen, so König. Laut Umfrage der Auslandshandelskammer China (AHK) gaben jedoch circa die Hälfte der deutschen Unternehmen an, dass China im Vergleich zu anderen Märkten an Attraktivität verloren habe. Insgesamt zeigte die Befragung eine negative Tendenz, die Stabilität und Rechtssicherheit im Chinageschäft habe stark abgenommen. Deutschland und die EU bräuchten auch zukünftig China als Handelspartner, aktuell gäbe es jedoch keine außenwirtschaftlichen Fördermittel mehr, um das Chinageschäft für Neu-Einsteiger attraktiver zu machen. Das jetzige Strategiepapier zeige wenig Anlass zur Hoffnung auf eine mit beiderseitigem Nutzen verbundene liberalere wirtschaftliche Zusammenarbeit.