Aachener Vertrag

Kolloquium Charlemagne mahnt sechs Jahre nach dem Aachener Vertrag eigene europäische Strategie an

2019 unterzeichneten die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident den Aachener Vertrag. Er ist eine Neuauflage des Élysée-Vertrages von 1963, mit dem damals Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Adenauer den Grundstein legten für die deutsch-französische Freundschaft.
Der 6. Jahrestag des Aachener Vertrages war Anlass für das Kolloquium Charlemagne, das in den Räumen der IHK Aachen stattfand. Vor Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutierten der französische Europaminister Benjamin Haddad und sein Amtskollege aus NRW, Nathanael Liminiski, über den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen. Und sie versuchten Antworten zu geben auf die Frage, wie das deutsch-französische Verhältnis angesichts der schwierigen geopolitischen Entwicklungen neue Perspektiven für ein souveränes Europa eröffnen könne.
Der Aachener Vertrag sei mehr als nur ein Dokument, sagte IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel: "Er ist ein lebendiges Zeugnis unserer gemeinsamen Werte und Ziele." Der Vertrag erinnere daran, dass Frieden, Freiheit und Demokratie keine Selbstverständlichkeiten seien, sondern täglich verteidigt, gefördert und gefordert werden müssten, erklärte die IHK-Präsidentin. Den weltweiten Krisen müsse Europa mit Einigkeit, Stabilität und Vertrauen entgegengetreten. Die Industrie- und Handelskammern stünden "genau in diesem Sinne für eine verlässliche wirtschaftliche Zusammenarbeit." Weiter sagte Gisela Kohl-Vogel, der Aachener Vertrag sei dazu da, die deutsch-französische Zusammenarbeit zu vertiefen und die europäische Integration zu stärken. "Dass dies gelingen muss, wissen wir. Denn darum sind wir heute hier."
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Der Aachener Bundestagsabgeordnete Armin Laschet, der beim Vertragsschluss 2019 NRW-Ministerpräsident war, verwies auf die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen, die aktuell "in keinem guten Zustand sind". In Frankreich kenne fast jeder den "Traité d’Aix-la-Chapelle", in Deutschland dagegen sei der Inhalt den Menschen wenig vertraut.
Auch NRW-Minister Nathanael Liminski sagte, das deutsch-französische Verhältnis sei auf nationaler Ebene in einem historisch schlechten Zustand. Krieg in der Ukraine, rechtsextreme Strömungen, Migrantenkrise und eine Wirtschaft, die an Kraft verliert - dem muss Europa als Einheit etwas entgegensetzen, so das Fazit der Diskussion. Der französische Minister Benjamin Haddad betonte, es sei nicht klug, ängstlich auf die zweite Amtszeit von Trump zu blicken und abzuwarten. Europa müsse sich auf eine Strategie einigen, um als Gegengewicht agieren zu können.
Die Minister waren sich einig, dass die EU dereguliert werden muss, um innovativen Unternehmen und Start-ups das Wirtschaften zu erleichtern und europäische Technologien zu fördern, um selbstbewusster auftreten zu können und unabhängiger zu werden von den USA und anderen Großmächten.