Regional- und Bauleitplanung
Raum für Entwicklung: Anforderungen an die Wirtschaftsflächen der Zukunft
Kommunen stehen in der stetigen Herausforderung sich verändernden Flächennutzungsansprüchen im Rahmen ihrer Bauleitplanung stellen zu müssen. Veränderungen der Bevölkerung und der strukturelle Umbruch der Wirtschaft erfordern unter Beachtung von energie- und umweltpolitischen Zielen ein Umdenken der Flächennutzung. Eines wird dabei immer deutlicher: Fläche ist endlich. Unternehmen stoßen bei der Neuansiedlung oder Expansion immer häufiger auf ein enormes Problem: Sie finden kein geeignetes Grundstück. (Bau-)Fläche ist ein knappes Gut. Wohngebiete, Erholungsräume, Freizeitmöglichkeiten, Naturschutzgebiete, Landwirtschaft, Verkehr und Gewerbe konkurrieren dabei miteinander. So haben in den zehn größten Städten Nordrhein-Westfalens die Gewerbe- und Industrieflächen zwischen 2016 und 2021 in Summe um mehr als 200 Hektar abgenommen, während Wohnbauflächen in denselben Städten um mehr als 1.500 Hektar zugenommen haben.
© Christian Schwier - stock.adobe.com
Nicht nur innerhalb bebauter Stadt- und Ortsteile wird darum gerungen, ob und wie Flächen genutzt werden sollen. Aufgrund fehlender Entwicklungsperspektiven im Innenbereich nehmen mittlerweile auch im Außenbereich die konkurrierenden Nutzungsansprüche zu. Abseits der Städte kommen außerdem Infrastrukturmaßnahmen dazu, wie der Ausbau von Stromtrassen oder erneuerbarer Energien. Dabei werden sie mit dem (politischen) Ziel konfrontiert, möglichst wenig oder gar keine neuen Flächen mehr in Anspruch zu nehmen.
Aus planerischer Sicht sind zwar häufig noch Flächen vorhanden, doch trifft sich dann Theorie auf Praxis: Oft genug sind diese Flächen durch ihren Zuschnitt, bau- und immissionsschutzrechtliche Nutzbarkeit oder schlechte Verkehrsanbindung nicht marktgängig oder auch durch eine näher gerückte Wohnbebauung und geänderte Rahmenbedingungen (z. B. geänderte Hochwasserschutzregelungen) nur noch eingeschränkt nutzbar. Mangelnde Verkaufsbereitschaft, überzogene Preisvorstellungen und eine fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung für bauliche Vorhaben erschweren die Situation zusätzlich.
Für die Entwicklung von Wirtschaftsflächen sind die Voraussetzungen also alles andere als optimal. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von innovativen Ideen und Maßnahmen, um die Anforderungen für eine generelle Eignung von Fläche für Unternehmen zu identifizieren – und damit die Wirtschaftsflächen der Zukunft aufzuzeigen. Neben der Inwertsetzung von Flächenpotentialen und einer strategischen Flächenvorratsplanung sind beispielsweise das digitale Brachflächenkataster des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen zu nennen.
Das digitale Potenzialflächenkataster verbessert die planerische Basis in der Regional- und Bauleitplanung zugunsten der Ausschöpfung von Entwicklungspotentialen im Innenbereich. Der Grundsatz „Innen- vor Außenentwicklung“ kann somit noch besser berücksichtigt und der Außenbereich geschont werden. Hessische Kommunen können das Tool kostenfrei nutzen. Eine nachahmenswerte Initiative!
In dieser Handreichung sind konkrete Handlungsempfehlungen, Lösungsvorschläge und Anpassungsbedarfe aus Sicht der Wirtschaft zusammengestellt, die zur Lösung der Flächenproblematik beitragen können und die Anforderungen an die Wirtschaftsflächen der Zukunft in den Blick nehmen.