Teilqualifizierung (TQ)

TQ funktioniert auch für Hightech-Branchen: Best practice bei Neapco

Als ein Unternehmen der Automobilindustrie ist Neapco mit Sitz in Düren in besonderer Weise von den “3DHerausforderungen” – Digitalisierung, Demografie und Dekarbonisierung – betroffen. Von einem reinen Zulieferer wandelt sich Neapco seit 2018 zusätzlich zu einem Montagedienstleister für Elektroautos. Damit hat sich das Unternehmen auf einen Zukunftsmarkt eingestellt – die Nachfrage nach den Produkten wächst. Genauso wächst jedoch der Fachkräftemangel. Seit 2022 setzt Neapco daher die Teilqualifizierung (TQ) "Fachkraft für Montagetechnik” ein, um neue Fachkräfte zu gewinnen.
Am ersten Durchgang nahmen 15 Personen teil, von denen 13 erfolgreich abschlossen. Dieses Jahr ist es eine Gruppe von 20. Dirk Möchel, verantwortlich für Aus- und Weiterbildung bei Neapco, betont, wie wichtig die sorgfältige Vorbereitung der TQ war und wie eng die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und dem Bildungsträger verlief: “Die Agentur richtete vier Informationsveranstaltungen aus, bei denen wir unser Werk und unsere Fahrzeuge vorstellen konnten. Wir haben mit Videos und Bildern den Arbeitsplatz visualisiert und Fragen beantwortet. Der Bildungsträger führte Eignungstests mit den Interessierten durch und im Anschluss haben wir insgesamt drei Betriebsbesuche realisiert. Das alles kostete viel Zeit, doch ich glaube, dass wir damit die Voraussetzungen für den so erfolgreichen Verlauf der TQ schufen.”
In der Region sei TQ bisher noch wenig bekannt, stellt Frank Finke von der IHK Aachen bedauernd fest. “Die meisten Unternehmen haben TQ bislang noch nicht auf dem Radar, damit bleibt viel Potenzial für neue Fachkräfte ungenutzt. Umso wichtiger ist es, dass Neapco mit gutem Beispiel voran geht und zeigt, was möglich ist – auch in Unternehmen, die mit Hightech arbeiten.” Die IHK plant, gemeinsam mit Neapco und der Agentur für Arbeit Veranstaltungen für regionale Unternehmen zu realisieren, um über TQ als Instrument zur Fachkräftesicherung zu informieren und über die Fördermöglichkeiten aufzuklären.
Neapco reiht sich damit in die positiven Praxiserfahrungen der vergangenen Jahre ein, die gezeigt haben: Am erfolgreichsten werden Teilqualifikationen ein- und umgesetzt, wenn sich eine starke regionale TQ-Allianz aus Unternehmen, IHK und Agentur für Arbeit bildet. Um die Vorgehensweisen solcher Allianzen in der Region und bundesweit als Best Practice Beispiele sichtbarer zu machen, wird das TQ-Projekt verstärkt mit Ankerunternehmen zusammenarbeiten. Dies sind Unternehmen, die sich in einem Transformationsprozess befinden und die TQ einsetzen, um an- und ungelernte Beschäftigte transformationsfit zu machen und neue Fachkräfte zu gewinnen.
Dabei identifiziert das Ankerunternehmen jene Berufe, die künftig besonders relevant für seine Prozesse sein werden, und entwickelt jene angelernten Mitarbeitenden im Betrieb, deren Qualifikationen zukünftig nicht mehr benötigt werden, mithilfe von TQ zu Fachkräften weiter. Wo passende TQ noch nicht existieren, kann das Ankerunternehmen gemeinsam mit der IHK in die Konzeption gehen. Das neue Ankerunternehmen Neapco zeigt, wie es in der Praxis funktioniert, und steht für TQ-interessierte Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung, um Erfahrungen zu teilen und Fragen zu beantworten.