Fachkräfte
Teilqualifikationen: Chancen bieten und Chancen nutzen
Die deutsche Wirtschaft sucht in vielen Branchen und allen Regionen händeringend Fachkräfte. Zugleich haben derzeit rund 1,4 Millionen junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Mit der Zuwanderung von Flüchtlingen dürften sich die Zahlen noch erhöhen. Trotz großer Anstrengungen: Nicht jeder schafft es, einen Berufsabschluss in klassischer Form zu erwerben. Für diese Fälle gibt es praktische und innovative Wege, nachträglich zu einem Berufsabschluss zu gelangen: Teilqualifikationen, kurz TQs. Eine einzelne TQ dauert durchschnittlich drei bis sechs Monate.
Mit Teilqualifikationen die Fachkräftesicherung unterstützen
Die TQs richten sich an gering qualifizierte Erwachsene ab 25 Jahren: Sie können durch schrittweise Qualifizierung neue berufliche Kenntnisse und Fähigkeiten gewinnen. Ziel ist es, im besten Fall durch den Erwerb mehrerer TQs nachträglich zum Berufsabschluss zu kommen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: begleitend zur Beschäftigung oder in Voll-/Teilzeitmaßnahmen. Nach einer IHK-Kompetenzfeststellung am Ende einer TQ-Maßnahme wird ein IHK-Zertifikat vergeben, das eine bundesweit einheitliche Anerkennung garantiert. Teilqualifikationen werden bundeseinheitlich für technische und kaufmännische Berufe sowie verschiedene Dienstleistungsbereiche angeboten, z. B. für Lager oder Gastgewerbe. Im Interesse der regionalen Wirtschaft und potenzieller Fachkräfte wird das IHK-Engagement für die berufliche Aus- und Weiterbildung durch TQs erweitert und ergänzt.
Alle Ressourcen nutzen: Qualifizierung An- und Ungelernter fördern
Teilqualifikationen eröffnen den Zugang zu einem bislang nicht erschlossenen Fachkräftepotenzial. Viele An- und Ungelernte haben bereits berufsrelevante Kompetenzen erworben – verfügen jedoch meist nicht über Nachweise, die diese beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten nachvollziehbar und vergleichbar dokumentieren. Ein aussagefähiges IHK-Zertifikat kann diese Lücke schließen und den Einstieg, aber auch die Weiterentwicklung im Berufsleben, fördern.
Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für die berufliche (Nach-) Qualifizierung etablieren
Rund jedes zweite Unternehmen hat Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Auf diesen bundesweiten Fachkräftebedarf sind Teilqualifikationen eine von mehreren Antworten. Nun gilt es, das Angebot bekannter zu machen und zugleich die Qualitätssicherung zu unterstützen. Hier setzt das vom DIHK initiierte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „CHANCEN NUTZEN! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss“ an. Ziele des Projektes bis 2020 sind insbesondere der Aufbau bundeseinheitlicher Standards und Verfahren innerhalb der IHK-Organisation sowie die Förderung des Austausches zwischen allen beteiligten Stakeholdern.
Teilqualifikationen als Instrument der Fachkräftesicherung verankern
Am Ende entsteht eine Win-win-Situation: An- und Ungelernte erhöhen ihre Beschäftigungschancen, Unternehmen bekommen die Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Damit sich Teilqualifikationen auch in Zukunft weiter als ergänzende Chance der Nachqualifizierung etablieren können, muss der Nutzen dieses Qualifizierungsweges vor allem Unternehmen und potenziellen Fachkräften noch stärker vermittelt werden. Politik, Wirtschaft und Verwaltung müssen hier an einem Strang ziehen, um die Verzahnung von Arbeitsmarktförderung und Beruflicher Bildung voranzubringen.
Quelle: DIHK